Karlsruhe Mit dem Rad aufs Dach der Welt

Ganz oben auf der Himalaya-Querung: Mountainbiker Edgar Thome auf dem zweithöchsten Pass der Welt.
Ganz oben auf der Himalaya-Querung: Mountainbiker Edgar Thome auf dem zweithöchsten Pass der Welt.

«Speyer.» Es war eine Sommer-Reise der besonderen Art: Zusammen mit fünf anderen Radlern aus Deutschland und Österreich hat der Speyerer Edgar Thome mit dem Mountainbike das Himalaya-Gebirge überquert. Er hat dabei auf 620 Kilometern rund 10.000 Höhenmeter überwunden. „Es sind unvergessliche Eindrücke“, sagt Edgar Thome mit Stolz auf das Geleistete.

Der 64-jährige frühere Ausbilder bei den Pfalz-Flugzeugwerken war drei Wochen lang unterwegs, davon zehn Tage auf dem Rad. Schon die Anfahrt gestaltete sich als Abenteuer: erst mit dem Flugzeug, dann mit Zug quer durch Indien und schließlich weitere acht Stunden mit dem Bus auf engsten Straßen durch die Berge nach Manali. In dem lebendigen Bergsteiger-Ort auf fast 2000 Meter Höhe wurden die Mountainbikes übernommen. Nach einem Tag Akklimatisierung startete die Gruppe – begleitet von einem Lkw, einem Geländewagen und fünf Einheimischen – die neun Rad-Etappen entlang der Grenze zu Pakistan nach Leh im Kashmir-Gebiet, das zu den höchstgelegenen ständig bewohnten Städten der Erde gehört. Auf den 620 Kilometern wurde meist gezeltet. „Die Bedingungen waren extrem“, sagt Thome. Sehr stolz ist er vor allem auf die Bewältigung von 10.000 Höhenmetern samt dem zweithöchsten befahrbaren Pass der Welt am Tanglangla (5328 Meter). „Recht abenteuerlich“, erzählt er. Da der begeisterte Radfahrer, der auch schon in Südafrika und Namibia auf zwei Rädern unterwegs war, Berichte über seine Touren auf der sozialen Plattform Facebook einstellt, ist der Reiseorganisator und Extremradler Jacob Zurl aus Österreich auf den Speyerer aufmerksam geworden und hat ihn angeschrieben. In einem langen Telefonat fragte Thome nach – über die Höhe, das Wetter und die Steigungen. Und sie sprachen lange über seine Einschränkungen. Denn der gut Trainierte hatte im Dezember 2014 einen Schlaganfall. Ursache war ein Skiunfall, bei dem zwei Arterien anrissen, was nicht erkannt worden war. Er konnte nicht mehr sprechen und sich nicht bewegen – Ärzte sagten ihm ein Leben im Rollstuhl voraus. Doch Thome lernte wieder gehen, sechs Monate später saß er auf einem Mountainbike. Heute fährt er lieber 100 Kilometer mit dem Rad als zehn Kilometer zu laufen, sagt Thome im Scherz. „Ich fahre viel, aber ich bin nicht mehr der Schnellste.“ Die Entscheidung für Indien habe er sich nicht leicht gemacht, denn er wollte die Gruppe auf keinen Fall aufhalten. „Da nehmen sehr fitte Leute teil. Aber wenn nicht jetzt, wann dann?“ Die Begleitfahrzeuge hätten ihn beruhigt; er habe sie aber nicht gebraucht. Im vergangenen Jahr habe er 10.000 Kilometer mit dem Rad zurückgelegt, diesmal werde es ähnlich sein, schätzt er. In Andalusien, Sizilien und Mallorca hat er für den Himalaya trainiert, zudem auf den Pässen der Tour de France in den französischen Alpen. „Die waren technisch schwerer, aber in Indien kam die Höhe dazu“, vergleicht er. „Straße ist oft schon zu viel gesagt“, scherzt er über die zurückgelegten Wege. „Unterwegs waren wir für die Inder eine kleine Sensation, es wurde viel gewunken und die Gruppe mit Handys fotografiert.“ „Das Fahrradfahren erfüllt mich sehr“, betont Thome. Der frühere Segelflieger kam spät zu der Leidenschaft: 2009 kaufte er das erste Rennrad. Danach hat er viele Radcamps besucht und ist 2014 den Ötztaler Radmarathon gefahren. Jetzt hat er sich mit der Himalaya-Querung einen Traum erfüllt. „Das war die Spitze“, sagt er. Im Oktober will er eine „leichte Abschlusstour“ auf Mallorca machen – und vielleicht noch mal etwas Extremes in nächster Zeit: Jacob Zurl bereite gerade eine Tour in Nepal vor, dann aber zu Fuß statt mit dem Rad.

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