Rumbach Wohlstand und Unglück: Eine alte Mühle und ihre Geschichte

So sah die Mahlmühle um 1910 aus.
So sah die Mahlmühle um 1910 aus.

Wenn Häuser erzählen könnten, hätte die alte Mahlmühle bei Rumbach vieles zu berichten. Über die Arbeit und den Wohlstand ihrer Bewohner, aber auch über Schicksalsschläge und tragische Unfälle. Die Erinnerung daran ist bis heute lebendig.

Lange vor dem Tod des letzten Rumbacher Müllers endete die Ära der Mahlmühle am Ortsausgang Richtung Schönau. In Erinnerung geblieben sind bis heute der Wohlstand und das Ansehen ihrer Besitzer, der Mühlweiher, in dem man schwimmen lernte, aber auch tragische Unfälle und Schicksalsschläge, die sich durch ihr gesamtes Dasein ziehen.

Obwohl es an der Wieslauter schon lange die Falkenmühle gibt, errichten 1816 Georg Heinrich Schneider (1787 bis 1845) und Maria Anna Bintz (1776 bis 1863) am südlichen Rand des Dorfes ein Wohnhaus mit einer Mahlmühle mit einem Gang und einem Mühlweiher. Gespeist wurden Mühlweiher und -rad von zwei kleinen Bächen.

Eine neue Straße, ein neuer Standort

Zu jener Zeit verlief die Hauptverkehrsverbindung von Bundenthal Richtung Schönau aber noch anderswo, nämlich geradeaus durch die Ortsstraße, vorbei an der Kirche, bog sie vor der Ortsstraße 45 links ab in die „Kühhohl“, führte entlang von Wolfsgrube, Galgendell, Kastelfelsen und den Fischwögen zum Königsbruch. 1828 beschloss der Gemeinderat, diese Straße zu verlegen, weswegen man vom Schmied den Felsen gegenüber der Mühle abtragen lassen musste. In den 1830ern wird die neue Straße gebaut. Die Mühle, die sich inzwischen durch Landkauf und -tausch mit weiteren Schuppen und Scheunen vergrößert hat, steht nun an einer Landstraße.

Die Erbauer haben nur ein Kind, Friedrich Jakob Schneider (1815 bis 1871), der die Mühle erbt. In den 1840er Jahren ist er der reichste Mann im Dorf, verliert seine erste Ehefrau und zwei von vier Kindern. 1848 findet er in Siebeldingen eine neue Frau. Sie schenkt ihm sieben Kinder, eines stirbt früh. Ein zwölftes Kind hat er mit seiner dritten Frau aus Nothweiler, die er 1870 heiratet.

Keines der Kinder will die Mühle

Inzwischen ist zur Mahlmühle noch eine Sägemühle dazugekommen und man hat zwei Angestellte. Schon mit 56 Jahren segnet Friedrich Jakob Schneider dann aber das Zeitliche. Die Mühle und ein immenser Besitz an Feld und Wald werden 1872 versteigert, da von neun Kindern keines Interesse an ihr zu haben scheint. Aufschluss gibt die öffentliche Versteigerungsanzeige: Karolina, seine älteste, ist in New York mit dem Bäcker Georg Kugler verheiratet. Laut Pfarrer wanderte sie 1859, noch nicht volljährig, nach Amerika aus. Auch ihr 25 Jahre alter Bruder Ludwig lebt in New York als Viktualienhändler. Der 22 Jahre alte Friedrich Daniel aus zweiter Ehe ist Bäcker in Cincinnati, Ohio. Über die Gründe für deren frühe Auswanderung kann nur spekuliert werden.

Die anderen fünf Kinder aus zweiter Ehe, nun Vollwaisen, sind noch minderjährig und unter Vormundschaft. Was mit ihnen geschieht, mit wem und wo sie leben, ist nicht bekannt. Sie tauchen nicht mehr in den hiesigen Kirchenbüchern auf. Die dritte Ehefrau wird einen Witwer aus Rumbach heiraten. Ihre Tochter, das zwölfte Kind, zieht später nach Vorderweidenthal.

Die neuen Eigentümer

Für 4000 Gulden werden Müllermeister Friedrich Kindelberger Sr. (1832 bis 1900) und Karolina Stöhr (1833 bis 1896) neue Eigentümer. Sie haben drei Kinder und bald vier Häuser. Die Ehe der Tochter bleibt kinderlos. Sohn Jakob stirbt mit 27 Jahren. Seine Witwe und das einzige Kind – Heinrich Kindelberger (1885 bis 1955), der später fast 30 Jahre lang Bürgermeister von Rumbach sein wird – ziehen daraufhin aus. Der letzte Sohn Fritz (1863 bis 1907), Erbe der Mühle, überlebt seine Eltern nur um wenige Jahre, womit dessen einziges Kind Karl (1890 bis 1973) nun Müller und von 1959 bis 1969 auch Bürgermeister wird.

Karl hat mit seiner Frau Anna Löscher (1892 bis 1966) vier Kinder. Zwei sterben im Kleinkindalter. Sohn Hugo wird 1945 als Soldat über Polen abgeschossen. Albert (1912 bis 1993) wird mit 14 Jahren auf die höheren Schulen in Bolanden und Zweibrücken geschickt. Studium und Beruf führen ihn über München nach Berlin. Er wird eingezogen. Als er 1950 aus Russland zurückkommt, entscheidet er sich für Frau und Kind in Potsdam und wird nur noch zu Besuch in die Mühle kommen.

Der letzte Müller

Karl und Anna sind nun alleine. Die Mühle ist seit Jahrzehnten schon stillgelegt, der Mühlweiher zugeschüttet, das Mühlrad ab- und das Innere zu Wohnraum umgebaut und vermietet. Karl verlegt sich aufs Hühnerzüchten. Bis ins hohe Alter besucht er mehrmals seinen Sohn in Potsdam. 1971, nur zwei Wochen, nachdem Karls zweite Ehefrau durch einen tragischen Unfall stirbt, wird das Haus an neue Besitzer überschrieben. Zu Karls Beerdigung 1973 darf Sohn Albert nicht aus der damaligen DDR ausreisen. Er wird erst nach dem Fall der Mauer die Heimat noch einmal wiedersehen.

Bis heute weiß man auch, dass „hinne, an de Miehl“ mal ein Bub vom Kirschbaum fiel und gelähmt war. Wer er war, ist vergessen. Die Mühle ist bis heute in Erinnerung.

Die ehemalige Mühle um 1950; 1971 verkaufte der letzte Müller das Gebäude.
Die ehemalige Mühle um 1950; 1971 verkaufte der letzte Müller das Gebäude.
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