Südwestpfalz Tänzer des Nordens als Frühlingsbote: Kraniche ziehen über Südwestpfalz

Der Reiseweg der Kraniche von der portugiesisch-spanieschen Grenze bis in den Ostseeraum beträgt rund 2000 Kilometer.
Der Reiseweg der Kraniche von der portugiesisch-spanieschen Grenze bis in den Ostseeraum beträgt rund 2000 Kilometer.

Die innere Uhr hat die Kraniche schon zu dieser frühen Jahreszeit angetrieben, über die Südwestpfalz nach Norden in ihre Brutgebiete aufzubrechen. Kommt der Frühling bald? Laut Volksmund kündigen die Vögel des Glücks die baldige Ankunft des Frühlings an.

Anfang des Monats sind mehr als 150 Kraniche von Frankreich kommend über Walshausen, Dellfeld, die Sickinger Höhe, Hessen in Richtung Mecklenburg-Vorpommern gezogen. Dort werden sie eine Rast einlegen, um neue Kräfte nach der anstrengenden Flugreise zu sammeln. Im Südwesten Spaniens zur Grenze von Portugal seien die außergewöhnlichen Segler der Lüfte aufgebrochen, berichtet das Kranich-Informationszentrum Groß Mohrdorf bei Stralsund. Dort befindet sich einer der größten mitteleuropäischen Rastplätze im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Auch in der Champagne in Frankreich haben die Kraniche noch Überwinterungsplätze. Zum Monatswechsel sollen bereits 15.000 Kraniche über die Saarpfalz, Luxemburg, das Moseltal, die Eifel und die Südwestpfalz zur Ostsee gezogen sein, vermelden die Beobachtungsstellen des Nabu.

Diese Frühzieher haben den besonders stark ausgeprägten Antrieb, als erste im Brutgebiet einzutreffen. Dadurch haben sie noch die große Auswahl unter den schönsten Brutplätzen, erläutern die Vogelkenner des Nabu im Zweibrücker Land. Die Ortsgruppe geht davon aus, dass sich in dieser Woche der Zug der Rückkehrer noch verstärkt. Schließlich seien Tagestemperaturen mit Sonnenschein über zehn Grad angekündigt. „Dies würde für Aufwinde mit zudem noch Rückenwind für die Kraniche sorgen, sodass sie bei ihrem Flug weniger Kraftaufwand benötigen, was sie besonders gerne ausnutzen“, sagt Vogelkenner Norbert Fakundiny vom Nabu aus Kleinsteinhausen. Er hat sich bereits darauf eingestellt, in den nächsten Tagen häufig den Blick zum Himmel zu richten.

Die kraftvollen Trompeter der Lüfte

Häufiger ist es so, dass man die Kraniche schon viel früher hört, als sie am Himmel zu sehen sind, berichtet Werner Keller aus Dellfeld. Ihre lauten Trompetenrufe könne man nicht überhören, sodass man nach ihnen Ausschau halten muss. So sei es auch vergangene Woche um die Mittagszeit gewesen. Plötzlich seien die großen Vögel überm Weiherkopf zwischen Walshausen und Dellfeld aufgetaucht. Der Pulk der Überflieger sei etwas ungeordnet gewesen. Eigentlich fliegen die Kraniche in ihrer typischen Keil- oder Hakenform, da dies nur für die an der Spitze fliegeneden erfahrenen Altvögel den deutlich größeren Kraftaufwand erfordert. Sind die Vögel auf der Suche nach der unterstützenden Thermik, dann lösen sie ihren Formationsflug vorübergehend auf. Bei günstigen Bedingungen erreichen die Kraniche eine Fluggeschwindigkeit bis zu 80 Stundenkilometern. Ihr Rufen und Geschrei dient jedoch dem Zusammenhalt der Gruppe. Vor allem bei Nebel und in der Nacht ist der Trompetenruf unverzichtbar, damit die Vögel sich in der Formation nicht verlieren. Außerdem stoßen sie auch klar zu erkennende Warnrufe bei Gefahr aus. Die weithin zu hörenden Vögel pflegen eine für sie wichtige Verständigung.

Wie schnell die Kraniche nach Schweden, Finnland, Lettland, Estland, Weißrussland und Litauen weiterfliegen können, ist noch ungewiss. Denn Schnee-, Eis- und Frostzeit müssen schon vorbei sein, wenn die Vögel die Ostsee nach Skandinavien überqueren oder ins Baltikum weiterziehen. Sind die ersten Kraniche jedoch zurück, dann feiern die nordischen Bewohner. Kommen die Kraniche, dann weicht die unbeliebte dunkle und eisige Jahreszeit endlich für die Nordlandbewohner. Deshalb bezeichnen die Nordländer die Kraniche auch die Vögel des Glücks, weil mit ihnen der Frühling kommt. Das besondere Balzgehabe dieser großen Stelzenvögel hat ihnen rund um die Ostsee auch die Bezeichnung „Tänzer des Nordens“ eingebracht. Das Werben um die Partnerin erfolgt mit tänzerischen und besonderen akrobatischen Einlagen, die man von diesen Vögeln der Feuchtgebiete nicht erwarten würde.

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