Martinshöhe Peter Palm oder Thomas Weiß: Wer wird Ortsbürgermeister?

Peter Palm
Peter Palm

Peter Palm und Thomas Weiß wollen Hartwig Schneiders Nachfolger als Ortsbürgermeister in Martinshöhe werden. Das sind ihre Beweggründe und ihre Ziele.

Als Vorruheständler könnte Peter Palm eine ruhige Kugel schieben. Der Ortsbürgermeister-Kandidat der Wählergruppe Haack hat zwei Enkel. Außerdem spielt der Led-Zeppelin-Fan in einer Band – seine Aufgaben: Sänger und „ein bisschen Gitarrespiel“. Und doch hat es ihn in die Kommunalpolitik gezogen. Wegen der Unzufriedenheit. „Weil man immer nur gehört hat, was die im Rat schon wieder gemacht haben“, sagt Palm.

Im Jahr 2014 wurde er erstmals in den Gemeinderat gewählt, damals für die SPD. Die Ratsarbeit hat ihm von Anfang an Spaß gemacht, nur den Fraktionszwang mochte er nicht. 2019 wechselte er zur Wählergruppe Haack. „Ich stimme immer so ab, wie ich es für richtig halte“, betont der 61-Jährige, und in der Wählergruppe sei das möglich. „Wir erwarten in diesem Fall aber, dass wir das zuvor wissen. Damit es nicht zu unangenehmen Überraschungen kommt.“ Ist die Unzufriedenheit weniger geworden, seit er im Rat dabei ist? „Ja, weil man gehört wird.“

Kompromisse verhindern Blockadehaltung

Palm, derzeit Erster Beigeordneter, ist gebürtiger Bechhofer. Die Liebe hat ihn 1987 nach Martinshöhe gebracht. Nach fast 40 Jahren schätzt er dort vor allem den „den Zusammenhalt. Das habe ich selbst erlebt. Ich bin hier im Motorradclub, von Anfang an. Das ist ein eingeschworener Haufen. Das hat mir immer gut gefallen. Wir haben alle gebaut oder umgebaut. In dieser Zeit ist jeder mal auf dem Dach des anderes gestanden. Das kannte ich vorher nicht so.“ Den Rat sähe er gerne etwas geeinter. „Ich würde vieles fraktionsübergreifend machen, also Sachen im Vorfeld besprechen – was in den letzten Jahren nicht mehr stattgefunden hat. Wenn man Kompromisse findet, gibt es keine Blockadehaltung. Am besten wäre es, wenn es hier keine Fraktionen gebe. Diese Idee gab es auch schon.“

Als Vorteil für eine eventuelle Amtszeit als Ortschef sieht Palm es an, dass er einst Betriebsrat bei Saarstahl in Neunkirchen war. „Weil man Gremienarbeit, politische Hintergründe und die Verknüpfungen dort kennt. Das, was da passiert, ähnelt teilweise der Politik.“ Für die Zukunft des Ortes hat sich der 61-Jährige einiges auf die Agenda geschrieben, allem voran „die Förderung der Dorfgemeinschaft“, da schwebt ihm zunächst ein monatlicher Kaffeetreff für Senioren vor. „Auch das Projekt Wohnpunkt Rheinland-Pfalz, das durch das Abspringen zweier Investoren gescheitert ist, habe ich noch nicht aufgegeben. Es war erkennbar, dass es viele Interessenten für diese alternative Form des Wohnens im Alter gibt.“ Wichtig sei auch der Erhalt der Ganztagsgrundschule und der Vereine. Die Kommunikation im Dorf soll durch eine Handy-App verbessert werden.

Weiß: Dorf hat zuletzt viel verloren

Seit mehr als zehn Jahren ist Thomas Weiß für die SPD im Gemeinderat. Politik habe ihn zuerst nicht wirklich interessiert. „Aber Ortspolitik, das ist etwas anderes als Landespolitik. Ich versuche, hier Mensch zu sein und etwas für den Ort umzusetzen“, berichtet der 46-Jährige rückblickend. „Mich interessiert die Gemeinschaft im Dorf. Das Zusammenleben von Jung und Alt. Wenn man sieht, was das Dorf in den letzten Jahren verloren hat, wie es abgebaut hat – das hat mich bewogen, mehr machen zu wollen.“

Auch Weiß schwebt „ein Wohnkonzept für Jung und Alt“ vor. Die SPD habe das schon mit der ehemaligen Ortsbürgermeisterin Barbara Schommer angestrebt, unter anderem wegen Corona sei der Plan aber eingeschlafen. Auch der Straßenausbau sei wichtig, „unsere Durchfahrtsstraße ist marode“. Kommunale Liegenschaften wie Spielplätze, Dorfgemeinschaftshaus, Rathaus und Kindergarten müssten erhalten werden.

Angst um den Schulstandort

Letzterer sollte in der Hand der Ortsgemeinde bleiben, befindet Weiß. Zwar biete die Verbandsgemeinde Bruchmühlbach-Miesau an, die jeweiligen Trägerschaften zu übernehmen. Doch die Grundschule, die mit dem Standort in Bruchmühlbach-Miesau zusammengeführt wurde, sei ein mahnendes Beispiel. „Da schaut keiner mehr, ob alles in Ordnung ist. Wir müssen sogar aufpassen, dass die nicht aufgelöst wird, weil wir zu wenige Kinder haben“, sagt der Vater dreier Kinder. Zwar komme nun ein geburtenstarker Jahrgang aus der Kita, doch die folgenden seien schon wieder schwächer. Seine beiden Töchter, vier und sechs Jahre alt, sollen den Schulstandort Martinshöhe besuchen können. Weiß’ Sohn ist schon 16. „Meine Kinder sind mein Hobby“, sagt der Familienvater. Als zweites Hobby gibt er die Jagd an.

Seine Kinder seien auch sein Antrieb, Ortsbürgermeister werden zu wollen, sagt Weiß. „Damit sie in diesem Ort noch Freude haben. Damit das Dorfleben weitergeht und die Infrastruktur erhalten bleibt. Die wenigen Geschäfte, die wir noch haben, will ich unterstützen. Unsere Vereine werden immer weniger. Wenn wir jetzt den Kopf in den Sand stecken, haben wir bald keine Vereine mehr.“ Martinshöhe verliert derzeit jährlich etwa 30 Dorfbewohner. „Das Schrumpfen ist beängstigend. Je mehr wir schrumpfen, umso weniger Geld erhält die Ortsgemeinde aus der Umlage. Umso schwieriger wird es, einen Haushalt für alles zu erstellen“, schildert Weiß, warum er sich engagieren will.

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