Kreis Südwestpfalz Marsmission mit Pfalz-Effekt

Ende November soll die Sonde Insight auf dem Mars landen und dort verschiedene Experimente ausführen. Die Forscher aus Kaisersla
Ende November soll die Sonde Insight auf dem Mars landen und dort verschiedene Experimente ausführen. Die Forscher aus Kaiserslautern hoffen auf Erkenntnisse zur Bodenbeschaffenheit des Roten Planeten.

Mit Wissenschaftlern der National Aeronautics and Space Administration – besser bekannt als Nasa – zu arbeiten, ist für Forscher aus aller Welt so etwas wie ein Ritterschlag. Jetzt sind Christos Vrettos und sein Team von der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern an einem Marssonden-Projekt beteiligt.

Eigentlich geht’s im Fachbereich Bodenmechanik und Grundbau im wahrsten Wortsinne bodenständig zu: Meist prüfen die Experten von der Lauterer TU Baugrundstücke oder werten Bodenproben für geplante U-Bahn-Tunnel aus. Doch auf ein Projekt ist man momentan besonders stolz: die Zusammenarbeit mit der Nasa bei der Marssonde Insight. „Das bedeutet Arbeiten auf einem Top-Level“, freut sich Vrettos über das Angebot zur Mitarbeit an Insight. Und auch hier beschäftigen sich die Lautrer Forscher wieder mit Boden – diesmal mit extraterrestrischem, außerirdischem Boden. Dieses Forschungsfeld ist nicht neu für Vrettos und seinen Mitarbeiter Andreas Becker: Bereits in der Vergangenheit haben sie sich mit dem Mondboden beschäftigt, sogar eine eigene Bodensimulation entwickelt mit Gestein aus dem Steinbruch Jettenbach im Kreis Kusel. Becker: „Damit wird versucht, die mechanischen Eigenschaften des Mondbodens möglichst originalgetreu nachzuahmen.“ Die Originalproben vom Erdtrabanten seien mittlerweile längst aufgebraucht oder in Museen gelandet. Auf lange Sicht könnte die Forschung des TU-Fachbereichs wichtig werden, wenn es darum geht, auf dem Mond eine dauerhafte Station zu errichten. Nun geht’s ein gutes Stück weiter weg von der Erde: Anfang Mai ist Insight in Kalifornien mit dem Ziel Mars gestartet – und Vrettos war vor Ort dabei. „Leider haben wir vom Start um 4.05 Uhr nichts gesehen, es war sehr nebelig. Außerdem mussten wir aus Sicherheitsgründen sehr weit weg stehen.“ Der ohrenbetäubende Lärm beim Start der Rakete sei allerdings äußerst imposant gewesen. Die Sonde wird aller Voraussicht nach am 26. November auf dem Mars landen. Vrettos erklärt: „Dann dauert es noch, bis die Sonde einsatzbereit ist.“ Im Gegensatz zum Mars-Rover Curiosity ist Insight stationär, kann sich auf dem Roten Planeten also nicht bewegen. Nach der Landung werden zwei Jahre lang Versuche vorgenommen. Für die Forscher aus Kaiserslautern sind zwei davon besonders interessant. Vrettos: „Eine Sonde hämmert sich in den Marsboden und schleppt dabei ein Band mit, das die Wärmeleitfähigkeit des Bodens messen soll.“ Bis zu fünf Meter tief soll in das Marsgestein eingedrungen werden. „Das wird aber wohl eher nicht klappen“, schätzt der Bodenexperte, „aber drei Meter sind auch schon was.“ Die Sonde ist in Bremen beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt entwickelt worden und soll Erkenntnisse zur Wärmeleitfähigkeit der oberen Bodenschicht des Mars bringen. Im zweiten Versuch, der unter Federführung eines französischen Instituts ausgeführt wird, soll ein extrem empfindlicher Sensor Marsbeben aufzeichnen. Vrettos: „Wir haben noch nicht viele Informationen, ob es dort überhaupt Beben gibt.“ Im Gegensatz zur Erde mit ihren riesigen Platten sei der Mars eher eine Schale, die gezwängt werde und so Beben auslösen könne. Die gewonnenen Daten werden von der Nasa an wissenschaftliche Teams rund um den Erdball verteilt und in Gruppen ausgewertet, blickt Vrettos nach vorn. Er geht davon aus, dass Anfang 2019 erste Dateien eintreffen. Von den Daten der Experimente erhoffen sich die Forscher Rückschlüsse auf die Bodenbeschaffenheit des Planeten. Das sei für künftige Missionen wichtig – etwa, wenn es darum geht, Fahrzeuge zu entwickeln, die sich auf dem Marsboden fortbewegen.

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