Kreis Südwestpfalz Mahnmal für Nazi-Opfer nun bald doch am Marktplatz?

Vor der Gaststätte „Nudelhaus“ – dort wo heute noch eine steinerne Blumeninsel, ein gelber Briefkasten und eine Telefonsäule ste
Vor der Gaststätte »Nudelhaus« – dort wo heute noch eine steinerne Blumeninsel, ein gelber Briefkasten und eine Telefonsäule stehen – sollen die Gedenk-Stelen aufgerichtet werden.

In seiner Sitzung am 20. September soll der Stadtrat darüber entscheiden, ob am Rande des Marktplatzes ein Mahnmal für die Homburger Opfer der Nazi-Diktatur aufgestellt wird. Klaus Kell, Leiter des Denkmalamts, stellte dem Stadtrats-Kulturausschuss am Donnerstagabend einen Mahnmal-Entwurf vor, der sieben Granit-Stelen vorsieht. Kell sagte, der Entwurf stamme von dem Künstler Klaus Glutting.

Wie am 21. Februar berichtet, hatte der Elsässer Itzhak Hirsch, Nachfahre von ermordeten Homburger Juden, ein Mahnmal für die Homburger Opfer der Nazi-Diktatur angeregt und angeboten, sich an den Kosten zu beteiligen. Der Geschichtsforscher Hans-Josef Britz aus dem Homburger Stadtarchiv brachte daraufhin eine so pragmatische wie preisgünstige Anregung des Bildhauers Fritz Hess ins Spiel: Man könne doch einige jener Granitplatten nutzen, die in den 1980er Jahren Teil der stufenförmigen Sitzflächen des Tiefbrunnens am Christian-Weber-Platz waren. Der Brunnen musste weichen, als das Modegeschäft H & M gebaut wurde. Heute lagern die langen Granitquader im Depot des Baubetriebshofs. Wurde zunächst von einigen Rathaus-Mitarbeitern die Eignung der Granitsteine angezweifelt, zeigte sich später auf RHEINPFALZ-Anfrage Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind (SPD) für den Vorschlag aufgeschlossen. Am Donnerstagabend präsentierte Klaus Kell eine Granitplatten-Idee als Entwurf des Homburger Bronze-Künstlers Klaus Glutting. Dieser hat vor Jahren die Figurengruppe vor der Sparkassen-Hauptstelle in der Talstraße und den „Lesenden“ vor der Stadtbibliothek geschaffen. Auch der von Hans-Josef Britz angeregte Mahnmal-Standort in Sichtweite der Synagogen-Ruine am Rand des historischen Marktplatzes war im Rathaus zunächst auf Skepsis gestoßen. Die Fläche vor der Gaststätte „Nudelhaus“ – dort, wo im vergangenen Winter der Weihnachtsbaum des Nikolausmarktes stand – wurde am Donnerstag von Klaus Kell favorisiert. Der Amtsleiter schlug vor, dort sieben unterschiedlich hohe Granit-Stelen aufzurichten, deren Höhe zwischen 1,50 bis 1,80 Meter differiert. Anzuordnen seien die Steinsäulen halbkreisförmig im Radius von etwa 2,50 Metern. Vor dem Kulturausschuss räumte Klaus Kell ein, dass es um die Standort-Frage „intensive Gespräche“ gegeben habe. Jetzt sei man wieder auf den ersten Vorschlag zurückgekommen – eben am Rande des Marktplatzes vor dem „Nudelhaus“. Ohne Einwände nahm der Ausschuss den Entwurf zur Kenntnis, der nun am 20. September Thema im Stadtrat sein wird. Mit den Stelen, so Kell, solle „aller Homburger Opfer des Nationalsozialismus“ gedacht werden – „der jüdischen und der anderen Verfolgten, die ermordet, vertrieben oder deportiert wurden“. Außerdem wolle man „an diejenigen erinnern, die in aller Stille und Heimlichkeit Menschenleben gerettet haben“. Die Gesamtkosten für das Mahnmal bezifferte der Kulturamtsleiter auf etwa 12 000 Euro, von denen das Ausheben einer Grube für die Fundamente und die Beton-Arbeiten allein schon mit etwa 7000 Euro zu Buche schlügen. Für eine Bronzetafel, die die Nazi-Opfer ehren soll, würden etwa 1000 Euro veranschlagt. Wie der städtische Kulturbeigeordnete Raimund Konrad (CDU) im Ausschuss sagte, steht die Idee im Raum, vor den Stelen einen Davidstern im Boden einzulassen. Doch über Detailfragen, erwiderte Klaus Kell, sei noch nicht entschieden.

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