Kreis Südwestpfalz Die Schwalben sind dieses Jahr später dran

Der Frühling kommt nur zögerlich voran. Feucht genug wäre es mittlerweile, aber bisher fehlte die Wärme von über 15 Grad. Aufgetaucht ist wieder der im Verborgenen lebende Schwarzstorch, und am „Hundsbuckel“ vor der Battweiler Höhe war an Ostern Schwalbengezwitscher zu hören. Doch schon Äsop und Aristoteles wussten: Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling und noch längst keinen Sommer.

Die gegenwärtigen Nachtfröste und der kalte Wind sind ein gewaltiger Bremsklotz für ein kräftigeres, grünendes und blühendes Frühlingserwachen. Die Hungerluft genannte trockene Luft hat verhindert, dass das in den letzten drei Wochen gesäte Sommergetreide aus der Ackerkrume sprießt. Das Wachstum auf den Feldern braucht schon immer Sonne und Feuchtigkeit, erinnert Landwirt Walter Klein aus Niederhausen. Am leuchtend roten Schnabel und an den Beinen lässt sich der Schwarzstorch deutlich vom Weißstorch und dem Graureiher unterscheiden. Seit vielen Jahren schon fasziniert er die Naturfreunde und Vogelkenner des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) im Zweibrücker Land, aber wo er brütet, konnten sie bisher noch nicht herausfinden. Der Schwarzstorch ist ein Meister der Tarnung und lebt im Verborgenen, um seine letzten Brutmöglichkeiten zu bewahren. Im Gegensatz zum Weißstorch meidet der Schwarzstorch den menschlichen Siedlungsraum und würde niemals im Dorfbereich brüten. Er benötigt Feuchtgebietszonen und niedrige Fließgewässer, um ausreichend Nahrung zu finden. Den riesigen schützenden Wald liebt er als idealen Lebensraum. Gerhard Kau aus Battweiler durfte das außergewöhnlich Frühjahrserlebnis mit dem seltenen Schreitvogel in den vergangenen Tagen für einen kurzen Augenblick genießen. Vermutlich war sogar ein Schwarzstorchpaar über dem Staatsforst Stockbornerhof und dem Zieglerwald unterwegs. Zwei Rauchschwalben drehten im Sonnenschein beim Kieferwäldchen und in der Hanglage zum Naturschutzgebiet der Battweiler Höhe ihre Runden. Die wärmere Luft am Südhang hat auch bei den Insekten und Mücken für Aktivitäten gesorgt, sodass die Schwalben kurzzeitig einen gedeckten Tisch hatten. Noch fehlt aber ideales Wetter für die Rückkehrer aus Afrika. Das Zwitschern der Mehlschwalben vermisst Gerhard Kau noch an seinem Haus, wo die Mehlschwalben seit Jahren brüten. Häufig begrüßen sie ihn Ende März, wenn Tochter Claudia ihren Geburtstag feiert. Die Mehlschwalbe trifft immer etwas später ein als die Rauchschwalbe mit ihrer kräftigen rostbraunen Kehle und dem spitz gegabelten Schwanz. Die Rauchschwalbe brütet bei uns in den Ställen der Landwirte, sodass ihr immer weniger Brutgelegenheit zur Verfügung steht. Die Mehlschwalbe mit ihrem typisch weißen Bürzel und dem kürzeren, stumpfen Schwanz klebt ihr Nest an die Hauswand unterm Dachvorsprung oder unter der schützenden Toreinfahrt. Sie liebt die Sonnenseite und den freien Anflug zum Nest. Zurückgekehrt ist auch die Feldlerche, die ihr Lied wieder über den Getreidefeldern der Sickinger Höhe trillert. Die veränderte Feldbestellung und die Schädlingsbekämpfung haben den Bestand der Feldlerche deutlich verringert. Der Charaktervogel der Sickinger Höhe ist deshalb bei uns seltener geworden. Die Bachstelzen laufen wieder flink über die Dorfstraße, um auf und über dem wärmeren Asphalt Insekten zu fangen. Bereits beim Nestbau ist schon wieder der Hausrotschwanz, ein weiterer Rückkehrer in unseren Dorfbereich. Wer ihm eine Halbhöhle unterm Dach oder am Gartenhäuschen anbietet, der hat ihn bald als treuen Untermieter. Zu den Osterfeiertagen blüht auch wieder die Küchenschelle oder Osterglocke, wie sie die Bewohner der Sickinger Höhe seit Generationen getauft haben. Ihre leuchtend violette und behaarte sechsblättrige Blüte ist bei Sonnenschein sternförmig geöffnet. Leider ist der einstige Blütenteppich deutlich lichter geworden, da die Blume auf Dauer nur dort gedeiht, wo die kargen Bodenbedingungen stimmen. Wald- und Wiesenschlüsselblume haben trotz fehlender Wärme ihre gelben Blüten geöffnet, da sie zu den typischen Frühblühern unserer Landschaft zählen. Zum Glück erblüht auch der erste Löwenzahn, damit Bienen und Hummeln endlich ein wenig Nahrung in der Natur finden. Im Garten spitzeln die Knospen der rosa blühenden Magnolie hervor, die jedoch keinen Frost verträgt, sodass sie in einem kritischen Moment zum Blühen kommen will. Ein heftiger Nachtfrost, und die Blüten sind dahin, bevor sie sich überhaupt richtig geöffnet haben, befürchtet Gemeindehelfer Klaus Süs aus Winterbach. In den Tallagen ist die Gefahr für Frostschäden noch größer. Richtige Frühlingsfreude verbreiten die Kornelkirsche und die Forsythie, die mit ihrer kräftigen gelben Farbe nicht zu übersehen ist. Die Kätzchenweide blüht, die gerne von den Bienen besucht wird. Es blühen die Winterlinge, Traubenhyazinthen, Blausterne, Zwergiris, Adonisröschen, Osterglocken, Narzissen und die Krokusse in den Vorgärten, damit zumindest ein wenig Frühjahrserwachen zu spüren ist. Märzveilchen, Löwenzahn und Gänseblümchen geben den noch nicht gemähten Rasenflächen passende Farbtupfer. Bei Hilde und Gerhard Kau spitzeln die Zwiebeln schon acht Zentimeter aus dem Gartenboden heraus. Selbst Erbsen, Salat und Gelbrüben sind schon deutlich zu erkennen. Im mit Folie überspannten Frühbeet gibt es schon richtige Salatköpfe, die bei zunehmender Frühlingssonne in zwei Wochen schon geerntet werden könnten. Die Frühkartoffeln erhalten unter der Folie wärmende Unterstützung, damit sie zeitig zum Vorschein kommen, damit es wirklich eine Frühkartoffelernte gibt. Den ersten Rhabarber hat die Hausfrau für einen leckeren Kuchen am Ostersamstag geerntet. Die günstige Lage des Gartens zur Südseite im Schutz des Wohnhauses und des Schuppens gegen den Wind bringen zudem mehr natürliche Wärme, was den grünen Daumen des Hausherren wesentlich unterstützt. Trotzdem ist er in diesen Tagen besorgt, wenn der Raureif über den Wiesen liegt und die junge Saat noch erfrieren könnte, da sie Minustemperaturen im zarten Jungstadium nicht verträgt. (hac)

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