Kreis Südwestpfalz Chorleiter sauer auf den Pfarrer

Der katholische Kirchenchor Riedelberg darf nach wie vor nicht jede Woche im großen Saal des Dorfgemeinschaftshauses (DGH) proben. Verbandsbürgermeister Jürgen Gundacker und Pfarrer Johannes Müller von der Pfarrei St. Pirminius Contwig haben sich auf eine zweiwöchentliche Singstunde verständigt. Nun sind die Chorleute auch sauer auf den Pfarrer.

„Wir haben ein konstruktives Gespräch geführt und eine einvernehmliche Lösung gefunden“, teilte Gundacker auf Anfrage mit. „Wir“, das heiße Pfarrer Müller und er; „einvernehmlich“, das bedeute, dass der Chor wie bisher (wir berichteten am 24. August) alle zwei Wochen im großen Saal probt. Über diese Aussage ist Christian Schwarz, Vorsitzender des Pfarreienrats, mehr als erstaunt. Er hatte am 7. Februar „im Namen der Pfarrgemeinde“ einen Antrag an Bürgermeister Peter Lethen zur Nutzung des DGH gestellt, „da der Mieter nicht mehr der katholische Kirchenchor, sondern die Pfarrgemeinde ist“. Laut Antrag sollte die Chorprobe jeden Montag ab 19.30 Uhr im großen Saal stattfinden, und 18-mal im Jahr sollte der kleine Saal für Sitzungen, Besprechungen und Gruppenstunden genutzt werden können. Im Protokoll der Gemeinderatssitzung vom 8. Februar steht, dass Lethen den Antrag verlesen hat und er ihn positiv bescheiden solle. Zudem habe der Rat beschlossen, das Nutzungsentgelt auf jährlich 300 Euro festzusetzen. Der Bürgermeister als Hausherr schrieb am 10. Februar dem Pfarreienrat: „Die Vereinbarung zwischen dem Kirchenchor und dem TTC Riedelberg über die Nutzung des großen Saals im Wechsel alle zwei Wochen bleibt so lange bestehen, bis das Training in der neuen Tischtennishalle aufgenommen werden kann. Der Beginn der Chorprobe bleibt auch, so lange diese Regelung besteht, bei 20 Uhr.“ Der Bürgermeister habe einfach den Ratsbeschluss missachtet, findet Schwarz. Da ab 1. Mai keine Spiele stattfanden, konnte der Chor wöchentlich in den großen Saal. Am 28. August begann wieder das Training. Schwarz, der auch erster Beigeordneter der Gemeinde, Sänger und Tischtennisspieler ist, widerspricht Gundacker vehement: „Dass Herr Gundacker und Herr Pfarrer Müller eine ,Lösung’ gefunden haben, die bereits seit Januar 2017 praktiziert wird, würde ich persönlich nicht als Kompromiss bezeichnen, sondern als Versuch, eine Vorgehensweise unter den Teppich zu kehren.“ Gerade der 14-tägige Wechsel sei ja der Stein des Anstoßes gewesen. Alle Schreiben, bis hin zu einer Zwangsgeldandrohung, seien an ihn gegangen. Schwarz: „Es ist doch sehr verwunderlich, dass dann eine einvernehmliche Lösung mit einer dritten Person gesucht wird, ohne Einbeziehung meiner Person.“ Pfarrer Müller ist bis Dienstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Müller ist als Pfarrer geistlicher Leiter des Kirchenchors. Vorsitzender des Chors ist Alfred Guth. Die Zwangsgeldandrohung, die Schwarz erwähnt, resultiert aus zwei Kostenbescheiden für das Jahr 2017. Die Verbandsgemeinde fordert sowohl von der Pfarrei als auch vom Kirchenchor je 300 Euro. Laut Schwarz ohne Begründung, auf welcher Grundlage die Bescheide erstellt wurden. Er habe Widerspruch eingelegt. Der sei zurückgewiesen worden. Die Verwaltung drohe mit Zwangsvollstreckung. Schwarz ist empört: „Dies ist ein Umgang mit Personen im Ehrenamt, die ich bisher noch nicht erlebt habe und auch gegen jeden Anstand und gegenseitigen Respekt verstößt.“ Auch Chorleiter Oliver Duymel ist sauer: „Müller hat hinter unserem Rücken mit Gundacker gesprochen. Seine Loyalität zum Chor ist offenbar nicht so groß wie zum Verbandsbürgermeister.“ Duymel führt als Vergleich das Kirchenlied „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“ an: „Man muss eine Mannschaft sein. Wenn die See rau ist, geht der Kapitän nicht von Bord.“ Im Gespräch mit der RHEINPFALZ bekräftigte er, dass der Chor jede Woche proben müsse. Mit dem Status quo könne man das hohe Niveau kaum halten. Von dem ganz großen Kuchen DGH, den der Tischtennisclub habe, wollten die Sänger lediglich ein Stück von zwei Stunden die Woche, sagt Duymel und ergänzt: „Beide Personen sind doch auf Ehrenamtliche angewiesen. Da benimmt man sich anders.“

x