Oberotterbach/Bad Bergzabern Webdesigner ermöglicht virtuellen Rundgang durchs Dorf

An seinem 1,20 Meter breiten Monitor bastelt Dirk Wohlrabe am virtuellen Rundgang durch Oberotterbach.
An seinem 1,20 Meter breiten Monitor bastelt Dirk Wohlrabe am virtuellen Rundgang durch Oberotterbach.

Es gibt kaum mehr Unternehmen oder Gemeinden, die keine Webseite haben. Nicht alle von ihnen haben aber einen professionellen Auftritt. Für einen solchen sorgt Dirk Wohlrabe mit seiner Firma Quadronet und Der Fotorabe seit 25 Jahren.

Was muss man tun, um durch Oberotterbach zu spazieren? Man muss hinfahren. Für den Südpfälzer ist das vergleichsweise einfach, denn der Weg ist nicht allzu weit. Touristen haben es da deutlich schwerer. Ein Hamburger wird sich nicht ins Auto setzen und 650 Kilometer gen Süden fahren, um vor Ort zu entscheiden, ob Oberotterbach das richtige Fleckchen Erde für den Sommerurlaub ist. Er könnte sich natürlich Bilder anschauen, die es auf der Internetseite des Ortes und an anderen Stellen im Internet zuhauf gibt. Der Eindruck, den er dabei gewinnt, ist allerdings oberflächlich. Und weil es entlang der Südlichen Weinstraße viele schöne Orte mit Ferienwohnungen gibt, fällt es einzelnen Dörfern schwer, sich von anderen abzuheben. Oberotterbach könnte nun einen Vorteil haben im Werben um Übernachtungsgäste – dank moderner Technik und Ideen aus Bad Bergzabern.

Hinter dem Unternehmen Quadronet Internetlösungen aus Bad Bergzabern steckt Dirk Wohlrabe. Gegründet hat er Quadronet vor 25 Jahren, damals noch unter dem Namen „Publish4you“. Die Arbeit an Internetseiten war Ende der 90er-Jahre noch eine völlig andere als heute. „Früher waren das Tabellen mit Bildern drin“, erzählt Wohlrabe. „Dynamisch war daran gar nichts.“ Heute sei das viel komplexer, der große Umbruch sei um 2010 herum gekommen. „Plötzlich ging es um ,responsive Webdesign’.“ Homepages mussten so gestaltet sein, dass sie nicht nur am Computer, sondern auch auf Smartphone, Tablet und Co. ohne Einschränkungen nutzbar sind. Und die Entwicklung im Digitalbereich geht weiter. „Einmal die Woche muss ich mich weiterbilden“, sagt Wohlrabe. Wie es sich für einen Webdesigner gehört, macht er das natürlich online. Aber so digital Wohlrabes Welt auch ist: Er greift auch gerne zu Büchern, wenn es darum geht, Neues zu lernen.

Webdesigner Dirk Wohlrabe betreibt auch ein Fotostudio.
Webdesigner Dirk Wohlrabe betreibt auch ein Fotostudio.

Alles kommt aus einer Hand

Sein neues „Referenzprojekt“, wie er es betitelt, ist eine virtuelle Tour durch Oberotterbach. Seit Ende des vergangenen Jahres können Besucher von www.oberotterbach.de am Bildschirm durch den Ort schlendern. Egal, ob sie gerade vor dem Computer sitzen oder das Smartphone in der Hand haben. Ein Luftbild zeigt zunächst das ganze Dorf von oben, markante Punkte wie das Rathaus, die Kirchen oder Weingüter und Ferienwohnungen können aus nächster Nähe betrachtet werden. Man kann sogar in manche Gebäude hineingehen. „Es ist, als wäre man vor Ort“, sagt Wohlrabe. Drei Wochen habe er an diesem Marketingprojekt gearbeitet.

Nicht nur die technische Umsetzung des Rundgangs stammt von Wohlrabe, auch die Bilder sind von ihm. Denn neben Quadronet Internetlösungen betreibt er auch das Fotostudio Der Fotorabe. Bestellt man also bei Dirk Wohlrabe eine Internetseite, dann kommt alles aus einer Hand. Das war in der Anfangszeit anders, wie er erzählt. Bei seinen ersten Webseiten habe er Fotografen beauftragt. Weil er aber mit dem Material nicht zufrieden war, habe er beschlossen, die Fotos selbst zu machen. Mittlerweile macht er Bilder am Boden, 360-Grad-Aufnahmen und lässt Drohnen für Luftbilder fliegen.

Kunden kommen größtenteils aus der Region

Mit der Oberotterbacher Seite sei noch nicht fertig. Das sei eine Webseite ohnehin nie. Vorgesehen ist, dass zum virtuellen Rundgang noch weitere Einrichtungen im Ort hinzukommen. Wohlrabe denkt da zum Beispiel an die Kindertagesstätte und das Schützenhaus. Während seine Arbeit für die Gemeinde natürlich auch ihren Preis hat – Wohlrabe spricht von 5000 Euro, die das Erstellen des virtuellen Rundgangs gekostet hat –, entsteht für Oberotterbach noch ein Nebeneffekt. Weil Quadronet und Der Fotorabe, so der komplette Name des Unternehmens in der Kapellerstraße, eine geprüfte Google-Streetview-Agentur ist, gibt es auch beim Kartendienst des Internetriesens Aufnahmen des Dorfes zu sehen.

Seine Expertise in Sachen Webdesign und Fotografie hat sich Wohlrabe selbst angeeignet. Der 53-Jährige, der ursprünglich aus der Nähe von Krefeld stammt, ist gelernter Elektro-Technischer-Assistent. In den 80er-Jahren habe er dann am Commodore 64 Spiele programmiert. Seine berufliche Laufbahn brachte ihn dann 1996 nach Bad Bergzabern. Als Administrator erstellte er Seiten für das Intranet seines Arbeitgebers – es war die erste Berührung mit der Profession, mit der er sich selbstständig machte. Seine Kunden kommen größtenteils aus der Region, er betreut aber auch Internetseiten von Unternehmen in Norddeutschland. „Webdesign-Kunden habe ich derzeit rund 40, Fotokunden etwa 100“, zählt er auf. Angestellte Mitarbeiter hat Quadronet nicht. Wohlrabe setzt aber auf die Expertise von etwa 15 Freiberuflern, von denen jeder sein Spezialgebiet hat, darunter Grafikdesign für Printprodukte und das Erstellen von 3D-Modellen. Der Jahresumsatz von Quadronet und Der Fotorabe liegt laut Wohlrabes Angaben zwischen 100.000 und 130.000 Euro.

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