Kreis Südliche Weinstraße Von A(dler) bis Z (ündapp)

Die Phalanx der Motorrad-Oldtimer beim Start vor dem Weintor.
Die Phalanx der Motorrad-Oldtimer beim Start vor dem Weintor.

Das „Auto des kleinen Mannes“ – unter dieser Bezeichnung erlangten Motorräder und Motorradgespanne in wirtschaftlichen Notzeiten eine besondere Bedeutung. Solche Oldtimer standen am Samstag im Mittelpunkt der fünften Weintor-Classic des ADAC Ortsclubs „Deutsche Weintor“.

103 Oldies, darunter fünf Teilnehmer mit mehr als 80 Jahren auf dem Buckel, fanden mit ihren alten und selten gewordenen Zweirädern verschiedenster Baujahre, Bauweisen und Marken den Weg nach Schweigen-Rechtenbach. Von A wie Adler bis Z wie Zündapp knatterte und qualmte es. Der St. Urbanplatz sowie die Zufahrtsstraße zum „Deutschen Weintor“ avancierten zum El Dorado für Motorradfans. Bei zunächst idealem Motorrad-Wetter, dann aber in der letzten halben Stunde der rund 100 Kilometer langen Ausfahrt bei Gewitterregen und Hagel ließen sich die Fahrer aus ganz Süddeutschland und dem benachbarten Elsass das Gefühl der Freiheit auf zwei Rädern um die Nase wehen. „Anmeldungen von mehr Fahrern können wir einfach nicht mehr annehmen“, gestand Jürgen Bentz, Vorsitzender des Ortsclubs „Deutsches Weintor“, mit dem Hinweis auf die Entwicklung der beliebten Veranstaltung. Bei der Premiere waren es noch 47 Fahrer, die an den Start gingen. Ältester Teilnehmer war mit 85 Jahren Rudolf Reinhard aus dem badischen Walldorf. Reinhard, der zunächst das Schneiderhandwerk gelernt, dann als Maschinist bei einer großen Baufirma arbeitete, hat schon in jungen Jahren seine Leidenschaft für Motorräder entdeckt. „Wenn man Vater mich suchte, musste er nur ins 20 Kilometer entfernte Hockenheimring fahren, um mich zu finden. Nach der Hinfahrt mit dem Fahrrad habe ich stundenlang den Motorradfahrern zugeschaut“, erinnert sich Reinhard heute sehr gut, wie er im Gespräch mit der RHEINPFALZ sagt. 1960 habe er sich sein erstes Motorrad geleistet und sei in die Rennszene eingestiegen. Ein schwerer Betriebsunfall mit Schädelbasisbruch und schweren Schulterverletzungen – letztere machen ihm heute noch zu schaffen – zwangen ihn dazu, Motorradrennen aufzugeben. Er stieg auf ein Gespann um. 1978/79 holte er sich bei der Motorrad-Bergmeisterschaft für Gespanne den Titel eines europäischen Vizemeisters. Als Beifahrerin dabei die 20 Jahre jüngere Ehefrau Karin. Mit einer Triumph H Baujahr 1914, 550 Kubik und damit neben dem Peugeot MD2 von Alfred Steuerwald (Orbis) dem ältesten Fahrzeug der Veranstaltung war der 56 Jahre alte Rainer Bollack aus Oftersheim zur Weintor-Classic gekommen. Der Kfz-Meister leistete sich mit 18 Jahren das erste Motorrad. Die Triumph H hat er vor 15 Jahren bei der Motorrad-Messe in Ludwigshafen erworben. Mittlerweile hat er damit mehr als 10.000 Kilometer zurückgelegt. Davon 1200 Kilometer bei einer Ausfahrt in Island. Auch in Schottland hat er bereits größere Strecken zurückgelegt. Sein Zweirad-Exponat hat ihn bislang noch bei keiner Ausfahrt im Stich gelassen. Bollack: „Auch mit wenig Geld kann man das Oldtimer-Gefühl haben und trotzdem zuverlässig unterwegs sein“.

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