Kreis Südliche Weinstraße Neuer Lebensraum für Insekten und kleine Säugetiere

Bornheim. In Bornheim sollen „Eh-da-Flächen“, die bislang nicht landwirtschaftlich oder für den Naturschutz genutzt wurden, mit Hilfe verschiedener Maßnahmen für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Kleinsäuger wie den Igel ökologisch aufgewertet werden. Rainer Rausch sprach darüber mit Mark Deubert, Geograf im Institut für Agrarökologie (IfA) der landeseigenen RLP Agro Science in Neustadt.

Herr Deubert, wie kam der Kontakt mit Bornheim zustande?

Im Juni 2013 fand in Neustadt eine erste öffentliche Fachveranstaltung der RLP Agro Science zum Thema Eh-da-Flächen statt. Hierbei hat der Bornheimer Ortsbürgermeister Karl Keilen Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet. Kamen noch andere Kommunen in der Pfalz dafür in Betracht? Welche gibt es ansonsten noch in Deutschland? Wir wollten uns für eine schnelle Realisierung der Umsetzung zunächst auf das Pilotprojekt Bornheim konzentrieren. Basierend auf den Erfahrungen in Bornheim werden wir Anfragen anderer Kommunen wieder aufgreifen. Zum Beispiel für Derenburg in Sachsen-Anhalt. Wie viele und was für Einzelflächen sind es in Bornheim? Wir haben zehn Eh-da-Flächen mit Vor-Ort-Begehungen ermittelt. Vier davon werden zeitnah aufgewertet. Bei den übrigen stehen wir für eine baldige Aufwertung in engem Kontakt mit den kommunalen Akteuren. Die ersten vier Flächen weisen aus floristischer wie aus faunistischer Sicht einen guten Status aus, beinhalten bereits viele bienenfreundliche Lebensräume. Die verbleibenden sechs Standorte wurden unter den Aspekten der Biotopvernetzung und ihrem schlechteren, monotoneren ökologischen Ausgangszustand wegen ausgewählt. Im einzelnen handelt es sich dabei um einen Straßensaum mit kleiner Streuobstwiese am Ortseingang, eine Geländekante, einen verbuschten Hohlweg in ortsnahen Weinbergen, eine Rasenfläche um eine Sporthalle und eine innerörtliche Retentionsfläche. Wie groß sind die Flächen im einzelnen und insgesamt? Die Größen umfassen etwa 500 bis 5000 Quadratmeter. Insgesamt beläuft sich die Gesamtfläche der zehn „Eh-da-Flächen“ auf zirka 35 Hektar. Zu beachten ist, dass nur Teilbereiche der Flächen bearbeitet oder aufgewertet werden. Was ist alles geplant? Zum einen reine Pflegemaßnahmen wie gestaffelte Mahd, Gehölzschnitt mit Totholzerhalt und Rohbodenpflege. Zum anderen Neuanlagen durch Ansaat mehrjähriger Blühmischungen aus regionalem Saatgut, Pflanzungen von Kräutern und Blühgehölzen, Anlage von Insektenhotels, Lesestein- und Totholzhaufen. Sind solche Maßnahmen auch innerörtlich (Stichwort kommunale Grünanlagen) vorstellbar? Selbstverständlich sind die zusammengestellten Aufwertungsmaßnahmen für Eh-da-Flächen auch für kommunale Grünanlagen geeignet, wie im Februar 2015 erscheinenden Praxisleitfaden auch thematisiert sein wird. Natürlich bedarf das der Genehmigung der Gemeinde. Ist eine spätere Ausweitung auf andere Kommunen angedacht? Eine weitere Förderung durch die Initiative „Innovation und Naturhaushalt“ ist für Kommunen in Rheinland-Pfalz nicht vorgesehen. Das Ifa unterstützt natürlich gerne weitere Kommunen auf dem Weg zu einer naturnäheren Flächengestaltung und einer Erhöhung der biologischen Lebensvielfalt der Flächen. Spannend wäre eine Vergleich mit Kommunen aus anderen Bundesländern mit anderen Landschaftstypen. Wie hoch sind die Kosten für Bornheim? In der Pilotkommune Bornheim sind auch umfangreichere Ansaaten von Blühsaatmischungen, Gehölzanpflanzungen und die Errichtung von Bienenhotels geplant, so dass ein Gesamtbetrag von rund 5000 Euro zusammenkommt, der zu 70 Prozent in Neuanlagen und Umgestaltungen und zu 30 Prozent in Pflegemaßnahmen fließt. Bis auf zugesagte Schirmherrschaften, vor allem des Mainzer Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten bei Exkursionen oder sonstigen öffentlichen Fachveranstaltungen steuert das Land bis jetzt noch nichts bei. Wann geht es los? Der Gemeinderat hat einem Beginn der Maßnahmen im Frühjahr 2015 zugestimmt und auch die Planungen sind abgeschlossen. Wir warten auf den Beginn der Vegetationsperiode.

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