Kreis Südliche Weinstraße Eine Kugel wird 30

Am Donnerstag betraten Jubiläumsgäste ein Fleckchen Erde, das Hoheitsgebiet der Nato ist. Die Nato-Satellitenbodenstation F 20 – kurz „Nato-Satcom“ genannt – irgendwo mitten im Wald hinter den Tennisplätzen von Pleisweiler-Oberhofen ist 30 Jahren alt geworden. Grund genug für eine kleine Feier. Wir berichteten bereits am 12. Mai in unserer Serie „Wir sind digital“.

Standortleiter Markus Duffner konnte zu der Feier, die die letzte vor der beschlossenen Schließung des Standortes sein dürfte, auch Militärangehörige aus dem belgischen Mons und den Niederlanden sowie Vertreter aus der Kommunalpolitik willkommen heißen. Neben der Anlage in Bad Bergzabern gibt es derzeit in Deutschland nur noch ein Pendant in Euskirchen bei Bonn. Sie sind Teil des digitalen transatlantischen Kommunikationssystems der Nato, dem Militärbündnis mit aktuell 28 Staaten. Im März 1984 wurde in Bad Bergzabern der erste Spatenstich für die Satcom-Station getätigt. Am 30. Oktober 1985 erfolgte die Übergabe vom Staatsbauamt Landau an das Nato-Hauptquartier in Brunssum in den Niederlanden. Bad Bergzabern war damals eine von insgesamt 21 festen Stationen innerhalb der Nato. Unvergessen die „Kämpfe“ mit Pleisweiler-Oberhofen, da die Anlage ihren Standort im Wasserschutzgebiet hat. Bis 2004 gab es Satellitenbetrieb über Nato-eigene Satelliten. Das jetzige Satellitensystem wird bis 2019 von einem Konsortium bereitgestellt, berichtet Ingenieur Hans-Peter Geiger, der einzige „Zivile“ Nato-Beschäftigte der Station, im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Mit dem Abbau gängiger Feindbilder wurden einige Satellitenstationen überflüssig. Heutzutage wird in allen Bundeswehrstandorten die Gefährdungslage mit „Alpha“ eingestuft. Sprich: Dass ein Angriff auf Deutschland bevorstehen könnte, ist nahezu ausgeschlossen. Das war vor 30 Jahren ganz anderes, wie die Redner bei der Feier betonten. Nato und Warschauer Pakt befanden sich im Kalten Krieg, die Militärblöcke lieferten sich bei der atomaren Aufrüstung einen Wettlauf. Angesichts dieses Bedrohungspotenzials musste gewährleistet sein, dass die Nato-Hauptquartiere und die nationalen Kommandobehörden ständig miteinander kommunizieren konnten, ohne dass der Feind dies mitbekommt. Die Geburtsstunde des satellitengestützten Fernmeldenetzes Satcom war gekommen. Nach dem Mauerfall war die Anzahl der Satcom-Stationen auf elf Feststationen reduziert und die Anzahl der mobilen Terminals erheblich erhöht worden. Die Planung der Nato sieht vor, die bestehenden Stationen auf vier zu reduzieren und die Anzahl der Parabolantennen pro Station zu erhöhen. Die Reduzierung bedeutet das Aus für die Satcom-Anlage in Bad Bergzabern. Der genaue Zeitpunkt steht noch nicht fest. Der Betrieb, Überwachung und Wartung sämtlicher technischer Geräte auf der Station in Bad Bergzabern wird von Luftwaffensoldaten der Bundeswehr im Schichtdienst durchgeführt. Die Satellitenbodenstation Bad Bergzabern ist in das digitale Richtfunksystem der Nato eingebunden und bietet moderne Breitbandkommunikation zwischen den militärischen Hauptquartieren. Beschäftigt sind in der Station neben dem Stationsleiter und dessen Stellvertreter, ein Stationsingenieur, zwölf Satcom- Techniker sowie zwei Stromanlagen-Mechaniker. (som)

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