Edesheim Der Schlaganfall und seine Folgen – Was tun?

Die Gründer Stefanie Grüner und Jürgen Gläsgen.
Die Gründer Stefanie Grüner und Jürgen Gläsgen.

Nicht nur ältere Menschen können einen Schlaganfall haben, auch Jüngere sind gefährdet. Eine neue Selbsthilfegruppe in Edesheim will aufklären.

270.000 Menschen erleiden nach Angaben des Universitätsklinikums Schleswig-Holsteinjährlich jährlich in Deutschland einen Schlaganfall. Dieser, auch Apoplex oder Hirnschlag genannt, bezeichnet einen „schlagartig“ auftretenden Ausfall von Gehirnfunktionen. Er ist der Oberbegriff für die akute Schädigung von Hirnarealen, die entweder infolge eines Gefäßverschlusses oder durch eine Hirnblutung entsteht. Hirninfarkte und Hirnblutungen sind die dritthäufigste Todesursache. Es kann auch junge Menschen treffen.

Tritt der Fall ein, gibt es Fragen über Fragen. Neben Ärzten, Therapeuten und sozialen Diensten kann auch eine Selbsthilfegruppe eine wichtige Rolle spielen. Eine solche entsteht jetzt in Edesheim, mit Untersützung der Landeskontaktstelle für Selbsthilfe und dem „KISS – Selbsthilfetreff Pfalz“. Jürgen Gläßgen aus Landau fungiert als Ansprechpartner. Er hat Erfahrungen mit Selbsthilfegruppen, leitet schon seit 28 Jahren eine Gruppe, die sich mit der Entstehung von Tinnitus und dessen Folgen beschäftigt.

400 Gruppen in der Pfalz

Bei Gläßgen können sich Patienten und Interessierte melden. Im nächsten Schritt ist ein Gruppenabend geplant. Gläßgen wird die Gruppe bei den ersten drei bis vier Treffen begleiten und gemeinsam mit den Teilnehmern eine Organisationsstruktur entwerfen. Die Treffen können an verschiedenen Orten sein, bestenfalls in der Nähe der Ortschaften, in denen die meisten der Gruppenmitglieder zu Hause sind.

Stefanie Grüner, hauptamtliche Mitarbeiterin im KISS, hat 2022 das Projekt „Ingangsetzer“ gestartet. Ein solcher ist auch Gläßgen. Die „Ingangsetzer“, die ehrenamtliche Mitarbeiter des KISS sind, gründen Selbsthilfegruppen, ohne selbst betroffen zu sein. Die Gruppen sollen sich dann Stück für Stück verselbstständigen. In der Pfalz gibt es mittlerweile 400 Selbsthilfegruppen, die sich mit Gesundheitsthemen unterschiedlichster Art beschäftigen.

Es wird viel gelacht

Gläßgen berichtet, dass es viele Menschen gibt, die Hemmungen haben, in eine Selbsthilfegruppe zu kommen. „Es dauert mitunter Jahre, bis manche Menschen das Angebot annehmen. Dabei sind wir nicht im Tal der Tränen, ganz im Gegenteil. Es entsteht eine Gemeinschaft, die teilweise über Jahre zusammenbleibt und in der bei den Treffen auch viel gelacht wird. Jeder in der Gruppe ist Patient und Therapeut in einer Person“, verdeutlicht Gläßgen. Ganz wichtig dabei: Es dringt nichts nach außen. Diskretion ist das A und O.

Angehörige von Betroffenen sind in den Gruppen sehr willkommen. Gläßgen kann sich sogar vorstellen, dass man eine Selbsthilfegruppe Schlaganfall ins Leben ruft, die nur aus Angehörigen und Freunden besteht. Dort könnten sich die Menschen annähern, austauschen und ihren Gefühlen Ausdruck geben. Eine solche „Angehörigengruppe“ gibt es beispielsweise schon beim Thema bipolare Störungen, bei denen es sich um eine psychische Erkrankung, die zu den Stimmungsstörungen gehört, handelt.

Ein offener Treff

„Im Lauf der Jahre habe ich immer wieder festgestellt, was Selbsthilfe bewirken kann. Dies immer im positiven Sinn,“ stellt Gläßgen fest. Die nun zu gründende Gruppe wird ein offener Treff sein, zu dem auch Referenten eingeladen werden könnten. Sobald die Gruppe sich gefunden hat, tritt Gläßgen in den Hintergrund und die Teilnehmer managen die Gruppe selbst. Die Betroffenen lernen, gemeinsam mit anderen Betroffenen zu formulieren, was die neue Lebenslage für sie bedeutet.

Die Beschreibung einer Selbsthilfegruppe ist relativ einfach. Regelmäßig sprechen mindestens sechs Personen ohne Mitwirken eines therapeutischen Experten über ihre persönlichen Probleme. Eine Sitzung dauert in der Regel zwei Stunden. Wird die Gruppe zu groß, dann sind die persönlichen Gespräche erschwert. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, lässt sich im Voraus nicht bestimmen; dies wird die Gruppe aber selbst herausfinden. Andererseits ist die Gruppe verletzbar, wenn weniger als sechs Personen teilnehmen.

Die Teilnehmer wollen gemeinsam versuchen, ihre persönlichen Probleme zu lösen oder zumindest lernen, mit ihnen besser umzugehen. Dass die Gruppen in eigener Sache handeln, ist ihr entscheidendes Merkmal.

Info

Interessierte für die Selbsthilfegruppe Schlaganfall können sich melden unter juergen@kiss-pfalz.de, 0160 94752186.

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