SÜW Bürgermeisterwahl: Kuriositäten und Überraschungen

Bis zum späten Sonntagabend wurden die Stimmen für die Bürgermeisterkandidaten gezählt.
Bis zum späten Sonntagabend wurden die Stimmen für die Bürgermeisterkandidaten gezählt.

Die einen spüren viel Rückenwind, andere haben gerade noch so die Stimmen zusammenbekommen, um sich das Bürgermeisteramt zu sichern. In zwei Orten wurden die Kandidaten nicht gewählt, obwohl sie keine Konkurrenz hatten.

Ein Schlag ins Gesicht wurde der Wahlabend für die Kandidaten in Niederhorbach und Dernbach. In beiden Gemeinden war jeweils nur ein Bewerber angetreten – und diesem versagten die Wähler ihre Zustimmung. Wobei es in Dernbach eine Vorgeschichte dazu gab.

Daniel Hatscher hatte nach der Zulassung seiner Kandidatur einen Rückzieher gemacht und bei einer Einwohnerversammlung am 22. Mai auch öffentlich kundgetan, dass er nicht mehr zur Verfügung steht, wie der amtierende Ortsbürgermeister Harald Jentzer berichtet. Formal habe die Wahl aber trotzdem abgehalten werden müssen. Aber so sei auch das Ergebnis von 64,7 Prozent Nein-Stimmen zu erklären. Hatscher war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, auf die Kontaktanfrage der RHEINPFALZ reagierte er nicht. Eine wirkliche herbe Wahlschlappe fuhr Lothar Schopfer ein. Von 317 Wählern wollten ihn nur 41 als neuen Ortschef haben. 257 stimmten mit Nein, das entspricht 86,2 Prozent.

Neuer Wahltermin muss her

Wie geht es nun in den beiden Dörfern weiter? „Es muss eine Wiederholungswahl durchgeführt werden“, erklärt Thomas Cornet, geschäftsführender Beamter der Verbandsgemeinde Bad Bergzabern. Der noch amtierende Gemeinderat müsse demnächst eine Sitzung einberufen, in der ein neuer Wahltermin festgelegt werde. Dieser müsse in spätestens drei Monaten sein und von der Kreisverwaltung abgesegnet werden. Wenn es einen Wahltag gibt, kommt es zu einer neuen Ausschreibung für potenzielle Bewerber. Klar ist: Bis zum Ende der laufenden Legislaturperiode am 30. Juni wird es keinen neuen Bürgermeister in Niederhorbach geben. Damit muss der amtierende Ortschef Ralf Lorenz, der nicht mehr zur Wahl angetreten war, geschäftsführend im Amt bleiben.

Dasselbe Prozedere gilt auch für Dernbach. Für den dortigen Amtsinhaber steht fest, dass er an seinem Entschluss aufzuhören festhalten wird, wie er am Tag nach der Wahl festhält. Er werde die Amtsgeschäfte noch kommissarisch weiterführen, versichert er. Wenn aber weder für die Neuwahl noch aus dem Gemeinderat ein Kandidat gefunden werde, „dann trete ich zurück“, kündigt Jentzer an, dass nach 15 Jahren als Ortschef für ihn nun Schicht im Schacht sei.

„Warum soll ich mich ärgern?“

Eine bittere Watschen kassierte am Sonntagabend auch der Ortsbürgermeister von Wilgartswiesen – und zwar mit einem Ergebnis, das knapper nicht hätte ausfallen können. Mit nur zwei Stimmen Unterschied wurde der Amtsinhaber abgewählt und sein politischer Gegenspieler Markus Schöffel ins Amt gehoben. Aber Manfred Schoch nimmt das Ergebnis gelassen auf. Er habe schon im Vorfeld nicht unbedingt mit einem Sieg gerechnet, sagt er. „Es gibt immer unzufriedene Bürger.“ Nun hätten sich die Wähler eben für einen Wechsel entschieden. „Warum soll ich mich darüber ärgern. Das gehört dazu. Davon lebt die Demokratie“, findet er. Ganz den Rücken kehren will der Kommunalpolitik aber nicht, zwar nicht im Ortsgemeinderat, aber im VG-Rat möchte er weiter aktiv bleiben.

Auch in einigen anderen Orten kam es zu denkbar knappen Zweikämpfen. In Waldhambach etwa gaben letztlich zehn Stimmen den Ausschlag und beendeten damit die CDU-Führung der Gemeinde. Die Christdemokratin Patricia Hammer, erst seit vergangenem Jahr in politischer Verantwortung, konnte sich nicht gegen Stephan Platz durchsetzen, der seit 2019 im Gemeinderat engagiert ist.

Comeback bleibt aus

Spannung war unter anderem in Venningen erwartet worden. Dort hatte Michael Rohr seinen Hut in den Ring geworfen. Der Mann, der bereits zwischen 1997 und 2014 Ortschef war und nach einer zwischenzeitlichen Pause die Motivation spürte, das Heft wieder in die Hand zu nehmen. Doch zum Comeback, zur Rückkehr, kam es nicht. Er unterlag Amtsinhaber Jürgen Leibfried deutlich.

Trotz Wahlsiegs sollte das Ergebnis so manchem Kandidaten zu denken geben. Wer als einziger Bewerber antritt und dann nur 58,9 Prozent der Stimmen wie Rudolf Klotz in Völkersweiler verbuchen kann, wird in den nächsten fünf Jahren kein einfaches Los haben.

Stimmung gegen Kandidaten gemacht?

Noch weniger Zustimmung als Einzelbewerber erhielt Roland Gruschinski in Pleisweiler-Oberhofen. Mit mageren 55,6 Prozent wurde er zum Ortsbürgermeister gewählt. Dieses Amt hatte er bereits von 2014 bis 2023 inne. Dann trat er wegen Ärgers über die Verbandsgemeindeverwaltung zurück. Damals war er der Kopf der Wählergruppe Gruschinski, dieses Mal trat er für die CDU an. In dieser Konstellation sieht er einen Grund für sein wenig überzeugendes Ergebnis. Von seiner ehemaligen Wählergruppe hätten sich jetzt überraschend einige auf der FWG-Liste aufstellen lassen, erklärt er. In einem Flyer habe die FWG allerdings angekündigt, keinen Bürgermeisterkandidaten aufzustellen und sich stattdessen fremdverwalten lassen zu wollen.

Für Gruschinski war das keine Option. „Das ist dann eigentlich eine Fremdverwaltung“, sagt er. Einige derjenigen, die von seiner Gruppe zur FWG gewandert sind, seien aber gegen ihn gewesen. Offenbar haben sie genügend Stimmung im Ort gemacht, dass viele gegen Gruschinski gestimmt haben.

„Bin kein Alleinunterhalter“

Einzelbewerber Jürgen Kohlmann, der in Leinsweiler Ortschef Thomas Stübinger beerben wird, der wiederum bei der Wahl nicht mehr angetreten war, hat es geschafft – gerade so. Nur 55,9 Prozent der Wählerstimmen konnte der einzige Kandidat auf dem Wahlzettel für dieses Amt auf sich vereinen. Alleine auf dem Wahlzettel für das Ortsbürgermeisteramt stand auch Einzelbewerber und Amtsinhaber Markus Müller in Herxheimweyher. Mit 57,8 Prozent war die Wiederwahl auch keine deutliche Angelegenheit.

In Weyher setzten 226 Bürger ihr Kreuzchen hinter den Namen von Reinhard Pross, sie wählten ihn damit zum Ortsbürgermeister. Das sind aber „nur“ 62,1 Prozent der Stimmen, die am Sonntag beziehungsweise zuvor per Briefwahl abgegeben wurden. Umgekehrt gesagt, haben sich 138 Stimmberechtigte gegen ihn ausgesprochen, was Reinhard Pross aber nichts ausmacht. Mit dem Ergebnis ist der Nachfolger von Andreas Möwes sehr zufrieden. Schließlich sei es nicht so einfach, als Zugezogener überdurchschnittlichen Zuspruch für solch ein Ehrenamt zu bekommen. Auch wenn er selbst seit 13 Jahren im Dorf lebe, habe ein Urweyherer doch einen anderen Stellenwert. Davon abgesehen werde er kein Alleinunterhalter sein, sondern die Aufgaben im Team erledigen. „Mit allen Bürgern, die das Mandat bekommen haben.“

Wer heraussticht

In Rhodt muss zum zweiten Mal in Folge der Amtsinhaber die Amtsgeschäfte an einen Nachfolger übergeben, obwohl eine weitere Legislaturperiode angestrebt war. Hatte 2019 Torsten Engel das Nachsehen, bedauert dieses Mal Armin Pister, das Vertrauen der Wählerschaft nicht bekommen zu haben. Er wird Platz machen für Uwe Winter.

Dem Vertrauen ihrer Bürger kann sich hingegen Eußerthals Ortschef Reinhard Denny mit 87,9 Prozent gewiss sein. Das beste Ergebnis bei den Ortsbürgermeisterwahlen in der Verbandsgemeinde Landau-Land hat in Ranschbach Einzelbewerber Thorsten Doll mit 89,0 Prozent eingefahren. Einen Gegenkandidaten hatte er nicht. Damit sitzt der bisherige und neue Amtsinhaber weiter fest im Sattel.

In der Verbandsgemeinde Herxheim stechen in Insheim die 88,4 Prozent von FWG-Kandidatin Tanja Treiling heraus, die den bisherigen Ortschef Martin Baumstark (CDU), der bei der Wahl nicht mehr angetreten war, auf dem Chefsessel im Rathaus ablösen wird. Einen Gegenkandidaten hatte sie nicht.

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