Kreis Südliche Weinstraße Aus nach 33 Jahren

Ingenieur Hans-Peter Geiger, Stabsfeldwebel Fritz Frank und Hauptmann Christopher Görtler (von links) begutachten das noch verbl
Ingenieur Hans-Peter Geiger, Stabsfeldwebel Fritz Frank und Hauptmann Christopher Görtler (von links) begutachten das noch verbliebene Innenleben des »Golfballs«.

„Unser Problem ist der Wald“, sagt Ingenieur Hans-Peter Geiger. Er ist der einzige zivile Nato-Beschäftige in der Satcom, wie die Anlage genannt wird. Dazu waren bis zuletzt 14 Bundeswehrsoldaten hier stationiert, abkommandiert zur Nato. Das neue Konzept des transatlantischen Militärbündnisses mit derzeit 28 Mitgliedsstaaten sieht vor, dass mit einer Antenne vier bis fünf Satelliten bedient werden können. In Pleisweiler-Oberhofen geht das nicht – die Bäume sind im Weg, die Verbindung zu den Satelliten ist begrenzt. „Am 7. Dezember hatten wir unsere letzte Sendeleistung“, erzählt Hauptmann Christopher Görtler. Er ist der letzte Leiter der Satcom-Station, trat im November 2016 seinen Dienst an. Er kehrt zur Bundeswehr zurück, sein neuer Einsatzort liegt in Bayern. Dorthin wird es auch seinen Stellvertreter, Stabsfeldwebel Fritz Frank, verschlagen. „Es gibt Soldaten, die sind seit 20 Jahren hier, Für die ist das eine große Umstellung“, sagt Geiger. Für den „Zivilisten“ aber auch, denn der ist von Anfang an bei der Satcom dabei. Im März 1984 gab es den ersten Spatenstich, am 30. Oktober 1985 war die Übergabe durch das Stadtbauamt Landau an das Nato-Hauptquartier in Brunssum in den Niederlanden erfolgt. Damals war die Satcom in Pleisweiler-Oberhofen eine von 21 festen Stationen der Nato. Die Satellitenbodenstation ist natürlich ein Kind des Kalten Krieges. Damals standen sich mit der Nato und dem Warschauer Pakt zwei hochgerüstete Militärblöcke gegenüber. Doch auch nach dem Zusammenbruch des Warschauer Paktes verlor die Satcom nichts von ihrer Bedeutung. „Wir haben alle Entwicklungen mitgemacht“, erzählt Geiger, „ am Anfang haben wir analog gesendet, dann digital, zum Schluss haben wir mit Mikroprozessoren gearbeitet. Die Station war immer up to date.“ Die Satcom war rund um die Uhr im Einsatz. „Sieben Tage pro Woche, 24 Stunden täglich, wir haben hier im Schichtdienst gearbeitet“, berichtet Görtler. Die Soldaten hatten hier ihre Zimmer, wie in einer Kaserne. „Die Satcom hat nichts mit der Bundeswehr zu tun, das ist eine reine Nato-Einrichtung. Wir sind nur ausgeliehen“, erläutert der scheidende Standortleiter. Das Militärbündnis hat keine eigenen Einheiten, die Mitgliedsstaaten stellen ihre Soldaten für die jeweiligen Einsätze ab. Genaugenommen waren die Bundeswehrsoldaten in der Satcom an die NCIA abkommandiert, die Nato Communications and Information Agency. „Das ist ein Service-Dienstleister für Kommunikation“, erläutert Görtler. In der Satcom wurden Daten via Satellit empfangen und weitergeleitet. „Wir haben die Verbindung von den Einsatzgebieten zum Nato-Hauptquartier sichergestellt“, sagt Görtler. Wenn eine Nato-Einheit irgendwo auf der Welt in ihrem Einsatzgebiet eintrifft, etwa in Afghanistan , dann möchte sie möglichst sofort mit dem Hauptquartier in Brüssel in Verbindung treten, beispielsweise per Videokonferenz. „Das läuft zunächst alles über Satellit, später kann man dann feste Kommunikationseinrichtungen installieren“, so Geiger. Über eine Satcom wird zudem der Nachschub für die Einheiten im Einsatz organisiert, selbstverständlich werden auch Befehle weitergeleitet. Bis 2004 hatte die Nato eigene Satelliten. Seither wird das Satellitensystem von einem privaten Konsortium gemietet – aus Kostengründen. „Normalerweise ist für den Abbau einer Satcom-Station ein halbes Jahr vorgesehen. Wir haben am 8. Dezember mit dem Abbau begonnen und sind fast fertig“, sagt Görtler. Das sei nur dank einer ausgezeichneten Mannschaft möglich. „Die Leute sind alle gut ausgebildet, solche Fachleute werden bei der Bundeswehr händeringend gesucht“, weiß Ingenieur Geiger. Zwei Jahre dauert die Ausbildung zum Satcom-Techniker. Der „Golfball“ mitten im Wald ist von außen betrachtet so eindrucksvoll wie eh und je. Nur ist er mittlerweile ziemlich ausgehöhlt. Die Antennen-Anlage wurde abgebaut. Die Teile werden nach Izmir, Verona und Griechenland transportiert. „Dort braucht die Nato sie als Ersatzteile“, sagt Geiger. Das restliche Inventar wird größtenteils entsorgt. „Wenn ein Computer zwei, drei Jahre alt ist, dann ist er für die Nato nicht mehr zu gebrauchen“, betont der Ingenieur. Hans-Peter Geiger sollte schon längst im Ruhestand sein, immer wieder hat er seinen Vertrag verlängert. Nun wird er noch bis zum 31. März die Stellung halten, während seine militärischen Kollegen bereits am 1. Januar an ihren neuen Dienstorten erwartet werden. Noch einige Nato-Vertreter werden in den kommenden Wochen in der Satcom-Anlage erwartet. Auch wird Geiger den weiteren Rückbau der Anlage überwachen. Das Gelände geht an den Staat zurück, was dann damit passiert, ist noch offen.

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