Kreis Südliche Weinstraße An der historischen Bausubstanz orientiert

Die Ortsbausatzung der Gemeinde Maikammer soll neu gefasst werden. Bei der jüngsten Sitzung des Ortsgemeinderates stellte Professor Karl Ziegler von der Technischen Universität Kaiserslautern den Entwurf vor. Dieser soll nach Angaben von Ortsbürgermeister Karl Schäfer bei einer Einwohnerversammlung den Bürgern präsentiert und erst danach verabschiedet werden.

Maikammer sei 1982 eine der ersten Gemeinden im Land gewesen, die sich eine Ortsbausatzung gegeben haben, sagte Schäfer. In den gut 30 Jahren habe sich vieles verändert, seien Gebäude erweitert oder energetisch saniert worden, und nicht zuletzt deshalb sei es an der Zeit, eine neue Satzung aufzustellen. Zunächst soll nach Worten von Karl Ziegler der Geltungsbereich der Ortsbausatzung erweitert werden, „denn Maikammer hat mehr an historischer Substanz zu bieten als im bisherigen Bereich festgelegt war“. War es bislang nur der Ortskern, kommen nun unter anderem Brunnenstraße, Hartmannstraße, Querstraße, Turmstraße dazu. Und dort solle dann die Satzung gelten, die sich an der historischen Bausubstanz orientiere. Als typisch für den Ort bezeichnete Ziegler die Haus-Hofbauweise: dabei handelt es sich um Häuser, die an der Straßengrenze stehen und einseitig an das Nachbaranwesen rühren. Sie weisen ein Satteldach auf und einen geschlossenen Hof. Die Hoftore sind teils prächtig, teils mit Dächlein gestaltet. Beispiele finden sich in der Weinstraße. Einfacher strukturiert sind die Häuser, die nach links hin offen sind und die über eine offene Giebelzeile verfügen; solche Häuser stehen beispielsweise in der Neugasse. In der Bahnhofstraße und Marktstraße finden sich dagegen Villentypen mit einer privilegierten Vorzone, also mit Gärten, wie sie moderne Häuser haben. Die Gebäude sind offen gebaut und auf beiden Seiten grenzständig. Die Dachlandschaft, betonte Ziegler, sei sehr wichtig, sie solle Harmonie und Homogenität ausstrahlen. Als bevorzugte Farben nannte er rote und rotbraune Töne. Bezüglich der Dachformen riet er zu Sattel-, Walm- und Krüppelwalmdächern mit einer Neigung von mindestens 45 Grad. Ortstypisch für die Fassaden sind nach Worten Zieglers eine horizontale und vertikale Gliederung sowie herausgearbeitete Öffnungen: Auf dem Sockelbereich, der früher oft als Hochkeller genutzt wurde, sitzen die Geschossgesimse auf. Die Fensterachsen sind symmetrisch angeordnet und die Gebäudeecken prägnant. Die einzelnen Elemente sind durch verschiedene Farben oder Materialien abgesetzt. Beispiele finden sich in der Weinstraße Nord. Bei Neubauten oder Veränderungen von Altbauten sind nach Meinung Zieglers diese Proportionierungen zu berücksichtigen. Dazu gehört in seinen Augen auch das Einhalten der Gebäudebreite: Bei giebelständigen, zur Straße stehenden Häusern mit einem Vollgeschoss darf sie maximal acht Meter, bei zwei Geschossen maximal neun Meter, bei drei und mehr Geschossen maximal elf Meter betragen. Vorgaben existieren außerdem für die Fenster an der Straßenseite: Gewünscht sind rechteckige Fenster oder solche mit einem Bogen im oberen Bereich. Ist das Fenster breiter als 50 Zentimeter, sei es durch Sprossen vertikal und horizontal zu untergliedern oder aufzulockern. Fenster, Türen und Tore sollten vor allem bei historischen Gebäuden aus Holz bestehen. Geschlossene Tore aus Metall oder Kunststoff seien nicht zulässig. Werbeanlagen müssten sich ebenfalls in das Bild fügen, sagte Ziegler. Für die Einfriedungen seien Mauern beispielsweise aus Sandstein oder eine Kombination aus Sandstein und Metallgitterstäben zu wählen. Die Vorgaben, betonte Ziegler, bezögen sich nur auf geplante Um- oder Neubauten in Bereichen, die historische Werte aufwiesen. „Was bereits steht, braucht natürlich nicht rückgängig gemacht zu werden.“ Franz-Josef Damm (CDU) begrüßte die neue Ortsbausatzung. Wichtig ist es ihm jedoch, „die Bevölkerung mit ins Boot zu holen“. Vor allem sollte es auch Konsequenzen haben, wenn sich ein Bauherr nicht daran halte. Schließlich profitiere der gesamte Ort, der auch Urlauber anlocken wolle, von einer schönen Bauweise. Christdemokrat Eberhard Frankmann schlug vor, besonders die Architekten zu informieren und auch zu sensibilisieren, damit sie bereits bei Absprachen mit den Bauherren auf die Erfordernisse hinweisen könnten. So ließe sich bestimmt mancher Ärger sparen. (giw)

x