Lauterecken-Wolfstein Schwimmbäder: Bürgermeister liebäugelt mit freiem Eintritt für Kinder und Behinderte

Gegen das Bädersterben: Auch wenn es die Kommune eine Menge Geld kostet, wird die Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein ihre be
Gegen das Bädersterben: Auch wenn es die Kommune eine Menge Geld kostet, wird die Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein ihre beiden Freibäder – zumindest so schnell – nicht untergehen lassen.

Von Kostendeckung keine Spur: Annähernd eine Dreiviertelmillion Euro muss die Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein in diesem Jahr wieder aufbringen, um den Betrieb beider Freibäder aufrechtzuerhalten. Wasser abzulassen aber ist (noch) keine Option. Der Bürgermeister will lieber das Defizit noch leicht erhöhen.

Soll man denn mit Blick auf gähnend leere kommunale Kassen auch noch das letzte Fitzelchen Vergnügen gleich dem Rotstift opfern? Auch wenn das Thema weiterhin nicht unumstritten ist: Die Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein will trotz erklecklichen Defizits an ihren beiden Freibädern festhalten. Darüber eine Diskussion anzuregen käme einem Stich ins Wespennest gleich, meint etwa Offenbach-Hundheims Ortsbürgermeister Peter Stein (FWG), der das Thema kürzlich bei der Diskussion über die finanzielle Belastung der Ortsgemeinden angesichts höherer Kreis- und nicht gesenkter VG-Umlage angeschnitten hat. Stein wies darauf hin, dass der Anteil freiwilliger Leistungen bei der Verbandsgemeinde bei acht Prozent liege – und die dabei anfallenden Belastungen hauptsächlich vom Betrieb beider Schwimmbäder rührten.

Kriese: Bürger haben auch etwas verdient

Königsland- und Rüllbergbad in Wolfstein und Grumbach deshalb zuzusperren, mit dem Gedanken kann sich indes nicht einmal die „Sparkommission“ anfreunden. Die Kommission hatte die Ausgaben der VG genau unter die Lupe genommen – und so einiges an Einsparpotenzial entdeckt. Aber: „Diese acht Prozent sind doch etwas, was wir dem Bürger zurückgeben. Und das haben die Bürger doch auch verdient, sie sollen doch ein stückweit Nutzen von ihrem Geld haben“, unterstreicht Peter Kriese (CDU), einer jener „Spar-Motoren“.

Noch wird an den Bädern nicht gerüttelt. Bürgermeister Andreas Müller (SPD) stellt in ironischem Ton die rhetorische Frage in den Raum, welches der schönen Bäder, die beide top dastünden, man denn als erstes aufgeben wolle? Der Verwaltungschef betont lieber die gesellschaftliche Bedeutung, die Schwimmbädern zukomme.

Müller: Menschenleben nicht in Geld aufzuwiegen

Gerade habe eine statistische Auswertung wieder gezeigt, dass die Anzahl jener Menschen, die in Deutschland jährlich ertrinken, auf einem neuerlichen Rekordhoch angelangt sei. „Wenn wir nur ein Leben retten, weil jemand bei uns schwimmen lernen kann, ist schon viel getan.“ Das sei in Geld gar nicht aufzuwiegen, so die Überzeugung des Bürgermeisters.

Nach Angaben des Verwaltungschefs summiert sich das Defizit der beiden Bäder auf rund 700.000 Euro im Jahr. Gut möglich, dass die finanzielle Unterdeckung angesichts drohender Kostensteigerungen etwa bei der Energie noch weiter anwächst.

„Für viele Familien kleiner Ersatz für Urlaub“

Statt zur Milderung nun an der Einnahmeschraube zu drehen, schlägt Müller etwas ganz anderes vor: Der Bürgermeister hat vergangene Woche wiederholt seine Absicht geäußert, zumindest Kinder – womöglich auch Jugendliche – sowie alle Menschen mit Behinderung künftig von jeglichen Eintrittskosten zu befreien.

Müller betonte, dass sich so einige Familien keinerlei Urlaub leisten könnten, auch an jene sei zu denken. Mit dem Vorstoß wird sich der Verbandsgemeinderat befassen müssen.

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