Kreis Kusel Kusellied in der Ethno-Version

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Aus Algerien ein Walzer, aus Uganda ein Dankeslied: Das Ethno Camp auf Burg Lichtenberg, in dem sich seit Donnerstagabend junge Musiker aus vier Kontinenten gegenseitig und ohne Noten Lieder ihrer Heimat beibringen, läuft auf Hochtouren. Am Samstag waren bereits sieben Stücke eingeübt. 18 werden es bis zum Abschlusskonzert am Freitagabend werden. Der deutsche Beitrag ist das Kusellied.

Blau spannt sich der Himmel am Samstagabend über das zweite Tor der Burg, der Blick reicht bis hinüber zu den Ausläufern von Kusel. „Wunderbar“, findet Giovanni Kremer aus Uganda diese Aussicht. Er hat sie aufs Handy gespeichert. Bernhard und Roland Vanecek nutzen die Intensität des Moments für eine Improvisation. Das Kusellied, gespielt von Posaune und Sousafon, klingt hinüber zum Hufeisenturm. Bald fällt die erste Flöte ein. Es soll ein gefühlvolles Arrangement werden, das Kusellied des Ethno-Festivals, in dem die Deutschsprachigen unter den 50 Teilnehmern den Text mehrstimmig beisteuern, und die Streicher und Zupfer, die Akkordeons und Trommeln einen weichen Melodienteppich weben. So können es sich die Vanecek-Zwillinge und der Kuseler Matthias Stoffel zumindest vorstellen. Bernhard Vanecek ist als Vorsitzender des für Ethno in Deutschland verantwortlich zeichnenden Landesverbandes der Jugendmusikorganisation Jeunesses Musicales vor Ort, sein Bruder Roland sowie Stoffel sind es als Teilnehmer. Sich ohne Noten Melodien zu widmen, die man nicht im Ohr habe, sei eine Herausforderung, sagen beide. Noten zum Dranfesthalten gibt es tatsächlich nicht, nur ein Paar Akkorde und kurze Notizen zur Struktur der Komposition auf einem Flipchart. Auch die Texte stehen auf diesem Tafelschreibblock, handschriftlich und nicht besonders groß. Die Vanecek-Zwillinge, beide Musikantenlandpreisträger, und Stoffel haben das Kusellied als deutschen Beitrag vorgeschlagen, als Hommage an den gastgebenden Landkreis und die unverzichtbaren Sponsoren aus der Region. Und weil Fritz Wunderlich ein Künstler gewesen sei, dem einerseits die Burg am Herzen gelegen habe, dem vor allem aber vergönnt gewesen sei, das Wesen eines jeden Liedes durch seine Kunst auszudrücken. Doch ob es so wird, das Kusellied, mit Chor und indischer Flöte, wer weiß das schon am Abend des zweiten Tags von Ethno? Das Lied steht erst noch auf dem Workshopplan. Und Ethno sprüht vor Kreativität. Wohin sich ein Lied entwickelt, welche Akzente die europäischen Violinisten und die orientalischen Trommler und all die anderen Nationalitäten setzen – das ist in jeder Probe aufs neue spannend. Ohnehin ist das Kusellied nur eins von 18, die verinnerlicht werden wollen bis zum auswendigen Vortrag beim Abschlusskonzert am Freitag. Und alle Werke sind gleichwertig, ebenso alle Teilnehmer – ob Profis oder Laien, ganz jung oder etwas älter, mit Rahmentrommel oder Dudelsack, Bratsche oder Mandoline. Giovanni Kremer aus Uganda hat gleich sieben traditionelle Instrumente dabei. „Endingidi, Endere, Enbona, Kivuti, Emadiinda“, zählt er auf und zeigt Trommeln, Flöten und eine einsaitige Geige. Giovanni (der Vater wählte den italienischen Namen zu Ehren eines italienischen Freundes) ist Berufsmusiker, er hat zwei CDs am Markt und kommt gerade vom Ethno Camp in Flandern. Im Hufeisenturm bringt er an diesem Abend der Gruppe ein Dankeslied seiner Volksgruppe bei. Zweimal singt er vor, dann müssen die Instrumente einsetzen. Auf den Punkt eigentlich. Doch die Einsätze kommen Giovanni längst noch nicht sauber genug. Schon ist seine Übungszeit vorüber. Also gibt Giovanni noch schnell eine kleine Hausaufgabe. Man könne doch mal überlegen, ob die Streicher während der Gesangspassagen nicht auch noch eine Rolle spielen könnten. Afrika trifft Europa - bei Ethno alltäglich. Info Ethno Germany, Abschlusskonzert, Freitag, 20. August, 19 Uhr; Eintritt frei. Bei gutem Wetter auf Burg Lichtenberg, bei Schlechtwetter in der Fritz Wunderlich Halle im Schulzentrum auf dem Rossberg in Kusel. Die Entscheidung für den Spielort fällt kurzfristig. RHEINPFALZ-Leser können sich am Freitag aktuell über unsere Facebookseite www.facebook.de/rheinpfalzkusel informieren (auch für Nicht-Facebooknutzer einsehbar).

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