Kreis Kusel Kusel: Al di Meolas Auftritt spaltet Fans

Kemuel Roig am Flügel und Fausto Beccalossi am Knopfakkordeon begleiteten Weltstar Al die Meola am Freitagabend.
Kemuel Roig am Flügel und Fausto Beccalossi am Knopfakkordeon begleiteten Weltstar Al die Meola am Freitagabend.

In den mehr als 40 Jahren seiner Karriere wurde er mit Auszeichnungen überschüttet, doch ausverkauft war die 600 Besucher fassende Kuseler Fritz-Wunderlich-Halle am Freitagabend nicht beim Gastspiel von Al di Meola. Der klanggewaltige Auftritt mit Gitarre, Akkordeon und Piano hinterließ ein gespaltenes Publikum. Die meisten waren restlos begeistert, doch es gab auch Fans, die vorzeitig gingen.

„Anstrengend“ ist das Wort, das öfter fällt in dieser Freitagnacht in Kusel, in der Al di Meola, der Schnelle, Fingerfertige und Perfekte, herabgestiegen ist vom Olymp der Gitarrenkünstler auf die Kuseler Bühne. Im Gepäck hat er das aktuelle „Opus“-Album, sein 29. als Solist. Das Bühnenbild, ein großes Transparent, stellt ihn in vielen Varianten ins Zentrum: mit E-Gitarre und akustischer, edel in schwarzem Anzug und lässig in Jeans blickt er, von Profis in Szene gesetzt, herunter auf die Fans, die auf den gleichen Polsterstühlen sitzen wie die Musiker auf der Bühne.

Akkordeon sorgt für Probleme

Dieser Fokus täuscht ein wenig, denn zu beiden Seiten des 64-Jährigen sitzen in Kemuel Roig am Flügel und Fausto Beccalossi am Knopfakkordeon zwei ebenbürtige Virtuosen. Dass das Akkordeon sich nicht nur als kongenialer Partner der Gitarre erweist, sondern gern den Ton angibt und bei den Melodien führt, ist eine Sache, die manchem im Publikum an diesem Abend aufstößt. Ganz klar: Wer di Meola vor allem für den reinen Gitarrengenuss schätzt, in den alten Fusiontagen und denen des fulminanten Gitarrentrios schwelgen will, der wird nicht recht glücklich in diesen 90 Minuten, in denen das Trio oft wie ein Orchester klingt. Der Rest des Publikums erlebt eine Sternstunde, ablesbar am tosenden Applaus. Die drei spielen einen ohne Frage schwindelig mit ihren unglaublich schnellen Fingern und dem unerschütterlichen Gefühl für jeden noch so außergewöhnlichen Rhythmus. Doch gehuldigt wird vor allem der festgefügten Komposition, gespielt wird meist vom Blatt, ein jeder hat seine klar definierte Rolle, Soli stehen hintan. Manchmal wirken die Stücke verstörend, dann wieder erfüllt reinster Schönklang den gut geheizten Raum.

Erschöpfung und Freude des Künstlers

Der Preis für dieses Erlebnis ist, zusätzlich zu den mehr als 40 Euro Eintritt, hohe Konzentration – im Ohr hat höchstens der eingefleischte Fan die Stücke, zumindest in dieser Besetzung. Etwa ein Drittel des Programms widmet di Meola „Opus“-Kompositionen. Bis zu den Reminiszenzen an die kommerziell erfolgreichen Tage wie „Race with Devil on Spanish Highway“ dauert es, „Mediterranean Sundance“ kommt erst als Zugabe. Die von Meola geschätzten Beatles kommen mit „Because“ und „She`s Leaving Home“ zu Ehren; Klang gewordene Impressionen vom marokkanischen „Mawazine Festival“ stehen auf der Spielliste und moderner Tango à la Piazolla. Ein Mann großer Worte ist der große Gitarrist nicht – weder auf der Bühne, noch später am Signier- und Fotostand, wo ihm ins erschöpfte Gesicht geschrieben steht, wie anstrengend das Konzert wohl auch für ihn gewesen ist. Die Geschichte von seinen Aufnahmen in den „Abbey Road Studios“ ist eine, die ihn auftauen lässt. Da strahlt er geradezu bis auf den obersten Rang, und ebenso bei den Anmoderationen zu den Stücken für Töchterchen Awa und Frau Stephanie, die beide anwesend sind. Zum Ende wünscht er mehrfach frohe Feiertage. Der Abgang wird von Jubel begleitet.

13-Jährige im Vorprogramm

Hin und weg sind die nicht wenigen Besucher, die geblieben sind, nach dem Auftritt von Al di Meola auch von der Vorstellung von Frano Zivkovic. Angekündigt als Vorprogramm erobert das 13-jährige Gitarrentalent aus Kroatien mit der Unbekümmertheit des Teenagers nach der Signierpause die Herzen im Sturm. Hendrix, Bowie, Eigenes: Durchaus möglich, denkt man sich, dass da einer steht, der künftig mit Auszeichnungen überhäuft werden wird.

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