Heinzenhausen Holzschnäppchen: Schönheiten aus dem Wald unterm Hammer

Sprühmeister Joachim May und Werner Schramm leiten die Auktion und stellen die hölzernen Schönheiten vor dem Bieterwettstreit vo
Sprühmeister Joachim May und Werner Schramm leiten die Auktion und stellen die hölzernen Schönheiten vor dem Bieterwettstreit vor.

Sie interessieren sich für Schönheiten. Der Laufsteg befindet sich nicht in Paris oder Mailand, sondern auf einem Lagerplatz an der Bundesstraße nahe Heinzenhausen. Die Ware, die unter den Hammer kommt: Stämme aus heimischen Wäldern.

Bei der Auktion am Samstagmorgen am Lagerplatz Staudacker – an der B270 zwischen Heinzenhausen und Reckweilerhof – geht es nicht um Kunstdrucke, nicht um Kleider oder ähnliches. Hier kommen hölzerne Schönheiten unter den Hammer. Zum 27. Mal werden beim Lauterecker Holzschnäppchen Stämme von 15 Baumarten aus Wäldern des hiesigen Forstbereichs angeboten.

Das krumme Endstück einer Kirsche wird wahrscheinlich nicht weggehen, fachsimpeln zwei Besucher kurz vor Beginn der Auktion. Allerdings haben sie da die Rechnung ohne Holzkünstlerin Heike Röhrig gemacht. Seit einigen Jahren kommt sie aus Böhl-Iggelheim zu den Lauterecker Holzschnäppchen. Die studierte Kunstlehrerin fertigt seit 2009 mit der Motorsäge Holzskulpturen – auch aus der ersteigerten Kirsche will sie ein Kunstwerk schaffen. Im vergangenen Jahr habe sie 16 Stämme gekauft, sagt sie. Bei der Auflage im Samstag sicherte sie sich zudem noch einige Robinien, die schon bald ihren Weg in die Vorderpfalz antreten werden.

Auch weitere Stämme werden in diese Richtung gehen. Hans Jürgen König kommt seit 15 Jahren zum Holzlagerplatz Staudacker. Der gelernte Schreiner aus Speyer führt eine Spedition, betreibt zudem hobbymäßig eine Schreinerei. „Fünf bis sieben Bäume kaufe ich hier in der Regel. Dann habe ich das Jahr über zu tun“, sagt er und lacht. Die erstandenen Hölzer kämen dann im Innen- und Außenbereich zum Einsatz – etwa als Kunstobjekt, in Form einer Wandverkleidung, als Möbel oder Terrasse.

Als Brennholz zu schade

Doch es sind nicht nur Bieter aus der Vorderpfalz zur Auktion in den Nordkreis gekommen. Der Vorsitzende des Imkervereins Altenglan, Peter Groß aus Lauterecken, hat einen Stamm ersteigert, um Bienenbeuten – also Behausungen – zu bauen. Der Stamm stammt von einer Strobe, auch Weymouthskiefer genannt. „Ihr Holz ist leichter als Douglasie oder Lärche, sehr schön zu verarbeiten und haltbarer als Fichte.“

Die Auktion leitet – wie schon seit mehr als zwei Jahrzehnten – Werner Schramm. Er wird dabei vom „Sprühmeister“ Joachim May unterstützt, der die Bäume nach dem Verkauf mit dem Namen des Käufers markiert. „Der erste Samstag im Februar ist geblockt, wir helfen gerne“, sind sich die beiden Pensionäre einig. „Es ist eine schöne Verwertung. Die Käufer machen was Dauerhaftes daraus und das ist toll. Denn die besonderen Hölzer sind uns im Gemeinde- und Staatswald aufgefallen – und sie wären zu schade als Brennholz. Die Wertschöpfung bleibt in der Region“, ergänzt Kusels Forstamtsleiterin Gabi Kleinhempel. So wird nach der Auktion das Gros der Stämme zur Weiterverarbeitung ins Sägewerk Brücher nach Rathsweiler gebracht.

Teuerstes Schnäppchen kostet 340 Euro

„Wir gehen in Fünf-Euro-Schritten hoch. Wer Interesse hat, hebt die Hand und der, der an der letzten Hand dranhängt, hat den Zuschlag“, erläutert Schramm das Vorgehen. Dann geht es Schlag auf Schlag. Rotbuche, Eiche, Birke, Lärche, Kirsche, Tanne, Erle, Bergahorn, Esche und Co. finden neue Eigentümer. Einige Bieterwettstreite und manches „ach, dann nehm ich den eben auch noch“ später, ist von den rund 40 Festmetern Laub- und Nadelholz fast nichts mehr übrig. Der eine oder andere startet dann – auch mal nach einem Anruf daheim – einen zweiten Anlauf für übriggebliebene Stämme. Hier geht der Forst schrittweise mit dem Preis nach unten. Ziel ist, dass möglichst jeder Stamm an den Mann beziehungsweise an die Frau kommt.

Auch Röhrig überlegte, in der zweiten Runde noch einen weiteren Stamm zu kaufen. Aber „zum aufgerufenen Preis. Das ist hier so super organisiert und man macht ohnehin Schnäppchen. Das Runterhandeln spricht gegen meine Philosophie“. Der Titel der Veranstaltung ist wörtlich zu nehmen. So werden etwa – wenn auch schmächtige – Robinien für ein Startgebot von zehn Euro angeboten. Natürlich greifen die Bieter auch tiefer in die Tasche. Am teuersten ist am Samstag eine Eiche mit 53 Zentimetern Durchmesser, die vom Forst für 340 Euro angeboten wird. Einige Bieter haben es darauf abgesehen. Letztlich wechselt der Stamm für 470 Euro den Eigentümer. Das mit einer sogenannten Katzenpfote versehene Holz habe aufgrund von Knospen unter der Rinde eine spezielle Maserung, erläutert Forstmitarbeiter Lukas Wilhelm die Besonderheit dieser hölzernen Schönheit.

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