Kusel Haus Sauvage: Rundgang durch den ehemaligen Abrisskandidaten

Tanvir Abdullah (rechts) hat in den vergangenen Jahren das Haus Sauvage in der Kuseler Fußgängerzone renoviert und erhielt dabei
Tanvir Abdullah (rechts) hat in den vergangenen Jahren das Haus Sauvage in der Kuseler Fußgängerzone renoviert und erhielt dabei Unterstützung von Mostain Golam (links). Bei einer Besichtigung war auch Gerhard Berndt dabei, der sich vor einigen Jahren in der Initiative engagierte, die den Abriss des Gebäudes abwendete.

Vor einigen Jahren wäre das Haus Sauvage beinahe abgerissen worden. Eine Bürgerinitiative konnte dies abwehren. Mittlerweile hat der Eigentümer, Tanvir Abdullah, die Sanierung abgeschlossen und am Donnerstag Vertreter der Stadt und der ehemaligen Initiative in die neu gestalteten Räume eingeladen.

Von außen glänzt das historische Haus in Kusels Fußgängerzone ja schon länger. Der Innenausbau auf rund 140 Quadratmetern hat sich aber etwas hingezogen – nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie und deren Auswirkungen auf die Baubranche. Jetzt sind die Wohnräume in den oberen Geschossen fertig. Bei Häppchen, Traubensaft und süßer Baklava durften sich etwa ein Dutzend Neugierige am Donnerstag ein Bild machen.

Durch den Seiteneingang geht es eine Holztreppe hinauf ins erste Obergeschoss. Hinter der Wohnungstür heißen Tanvir Abdullah und seine Frau Asma die Besucher willkommen. Die s Wohnung auf insgesamt vier Ebenen – jeweils durch kleine Treppchen unterbrochen – verfügt über vier Räume, eine offene Küche und zwei moderne Bäder. Alles ist lichtdurchflutet, die Räume sind offener geworden und die verbauten Materialien wertig. Zum Schutz des Bodens tragen die Besucher Plastiküberzieher. Die Infrarotheizkörper ließen sich fernsteuern, berichtet Abdullah, der die Wohnung für die eigene Nutzung hergerichtet hat. Er geht davon aus, dass einer seiner Söhne die Räume beziehen wird. Im Erdgeschoss werde noch ein Büro entstehen. „Das ist mein Projekt für dieses Jahr“, kündigt Abdullah an.

Bürger stemmen sich gegen Abriss

Mittlerweile acht Jahre ist es her, dass der Stadtrat beschlossen hatte, das Haus zu kaufen und zugunsten einer Freifläche abzureißen. Doch dagegen hatte sich massiver Widerstand aus der Bevölkerung erhoben. Im Sommer 2017 kam es schließlich zum Bürgerentscheid, bei dem sich die Mehrheit für den Erhalt aussprach.

Für die Sanierung des für Kusel prägenden Gebäudes musste der Geschäftsmann aus Bann am Ende mehr Geld investieren als ursprünglich geplant. Denn das Haus Sauvage liegt in einer Zone Kusels, in der bestimmte Gestaltungsmerkmale vorgeschrieben sind. Abdullah musste mehrfach nachbessern, etwa bei den Sprossenfenstern. Insgesamt habe er rund 100.000 Euro investiert, berichtet der Geschäftsmann aus Bann.

Vertreter früherer Initiative angetan

Unterstützung hatte der Eigentümer beim Ausbau von Mostain Golam aus Kaiserslautern. Golam hatte vor einiger Zeit auch das Hotel Post in Kaiserslautern umgebaut. „Das Haus Sauvage war in einem sehr schlechtem Zustand“, erinnert sich Golam.

Beim Rundgang wurde klar: „Es wäre doch wirklich schade gewesen, wenn man das Haus abgerissen hätte.“ Diese Meinung war bei der Hausführung immer wieder zu hören. „Das Haus hier ist ein positives Beispiel, was man aus einem Leerstand machen kann“, betonte Gerhard Berndt, einer der Sprecher der damaligen Initiative zur Rettung des Hauses Sauvage. In Kusel gebe es noch mehrere bedauernswerte Immobilien. Doch um diese kümmere sich niemand.

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