Kreis Kusel Grün ist das neue Gelb

Das Peloton fährt auch bei der 31. Auflage wieder die klassische „Homburg-Etappe“.
Das Peloton fährt auch bei der 31. Auflage wieder die klassische »Homburg-Etappe«.

«GERSHEIM.» „Grün ist das neue Gelb“, meinte lachend Andreas Walzer, als er im Gersheimer Kulturhaus die Streckenführung der Trofeo vorstellte. Nicht nur das Trikot des Gesamtsiegers hat eine neue Farbe, auch der Name des Junioren-Radrennens durch den Bliesgau ist neu: LVM Trofeo Saarland. Sonst bleibt aber bei der 31. Auflage vom 7. bis 10. Juni vieles beim Alten: vier Tage, fünf Etappen, etwa 420 Kilometer, 20 National- und zwei Regionalteams und rund 130 Fahrer.

Der langjährige Trofeo-Organisationsleiter Wolfgang Degott ist froh, nach dem Absprung der Karlsberg-Brauerei als Sponsor, mit der LVM-Versicherung einen neuen Namenspatron zumindest für das diesjährige Rennen gefunden zu haben. Im Übrigen fährt der 61-Jährige, im normalen Leben Kulturamtsleiter in Gersheim, gut damit, die Sponsorenlast auf viele Schultern zu verteilen. „Da kann man so einen Absprung wie den der Karlsberg besser verkraften“, findet er. Ganz so leicht geht der neue Name den meisten Beteiligten bei der Streckenvorstellung noch nicht über die Lippen, das ein oder andere Mal schleicht sich der alte Name noch in einen Vortrag oder ein Grußwort. Der Veranstaltung selbst tut das keinen Abbruch: Bereits zum elften Mal in Folge ist die Junioren-Rundfahrt durch den Bliesgau ein Teil der renommierten achtteiligen Rennserie Nations’ Cup des Weltradsportverbandes UCI. Die LVM Trofeo Saarland steht damit auf einer Stufe mit den Junioren-Radrennen Paris-Roubaix als Eintagesklassiker und der Friedensfahrt in Tschechien. Seit dem Jubiläum im Vorjahr und einer deutlichen Finanzspritze seitens des Landes durch den radsportbegeisterten Innenminister Klaus Bouillon (2018: 30.000 Euro) kann die Trofeo auch wieder viertägig mit fünf Etappen gefahren werden. Zwischenzeitlich gingen die Pelotons die Strecken einige Jahre um einen Tag verkürzt an. „Es ist das bedeutendste Junioren-Radrennen überhaupt in Deutschland“, lobt Udo Sprenger, Vizepräsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR). Im eigenen Land gegen ausländische Konkurrenz zu fahren, mache viel Spaß, „und das Rheinland-Pfalz/Saar-Team scharrt auch schon mit den Füßen“, meint er mit Blick auf die anwesenden jungen Pedaleure des Teams. Gersheims Bürgermeister Alexander Rubeck und Wolfgang Degott freuen sich vor allem darüber, dass auch das Team hinter den Kulissen neu aufgebaut wurde. „Wir haben jetzt nicht nur die Hilfe der Bauhöfe der beteiligten Städten und Gemeinden, sondern ein gemeinsames Team mit allen Helfern rund um alle Rennen“, erklärt Degott. Für das kommende Jahr soll so etwas auch für die Verwaltungsebene des Rennens auf die Beine gestellt werden. Auf die Jagd nach den verschiedenen Trikots – Grün für den Gesamtsieger in Anlehnung an den neuen Namenssponsor, Weiß für den besten Sprinter, gepunktet für den besten Kletterer, Blau für das beste Team und Rot für den besten Fahrer des jüngeren Jahrgangs – gehen im Juni 20 Nationalmannschaften, dazu die zwei Regionalteams Rheinland-Pfalz/Saarland und Thüringen des BDR. Die nach vier Wettbewerben im Nations’ Cup führenden Belgier starten ebenso wie die dahinter liegenden Italiener. Dazu kommen unter vielen anderen Norwegen als Nations’ Cup-Sieger des Vorjahres und natürlich Deutschland (aktuell Sechster). „Ich habe nach vielen Jahren bei der Trofeo gedacht, dass ich alle Wege kenne. Ich hab’ festgestellt: Dem ist nicht so“, sagt der Homburger Andreas Walzer, 1992 Olympiasieger mit dem Bahnradvierer in Barcelona, dann beim Vorstellen der einzelnen Streckenabschnitte. „Das hier ist kein Kamm, sondern das Streckenprofil“ meint er zur ersten Etappe vom Neunkircher Stummplatz nach Münchwies. Es gehe saftig los, allein der dreimalige Anstieg am Höcherberg verlange den Junioren alles ab. In Waldmohr und Breitenbach (Sprintwertung) streift die Trofeo dabei auch erstmals die Pfalz. „Am ersten Tag kannst du zwar die Rundfahrt noch nicht gewinnen – aber schon verlieren“, unterstreicht er. Ins Ziel geht’s per Sprint acht Prozent bergauf. Auch die zweite Etappe über 99 Kilometer von Ormesheim nach Altheim ist ein richtiges Brett. „Ich bin jetzt 16 Jahre bei der Trofeo dabei. Aber das musste ich mir wirklich noch mal vor Ort anschauen. Das ist die schwerste Etappe, die wir jemals gefahren sind; sie erinnert mich an Frühjahrsklassiker wie Lüttich-Bastogne-Lüttich.“ 13 bis 14 Prozent Steigung auf einem Feldwirtschaftsweg seien da vom Peloton zu erklimmen. Am dritten Tag steht die schon fast traditionelle „Homburg-Etappe“ an, die in vier Runden jeweils auch durch Mörsbach (Bergwertung) und Käshofen und dann über die Strecke des Homburger Bergrennens zurück nach Homburg führt. „Eine etwas leichtere Etappe, ein bisschen zum Durchschnaufen“, findet Walzer. Dafür steht abends aber noch das Einzelzeitfahren über 14 Kilometer an. Den Abschluss macht die Trofeo am Sonntag, 10. Juni, mit dem längsten Streckenabschnitt über 120 Kilometer, verteilt auf acht Runden rund um Gersheim. Zielort ist im Jahr des 800. Geburtstags Bliesdalheim. „Eine der leichteren Trofeo-Schlussetappen mit einer flachen Zielankunft“, ordnet Walzer die Etappe ein. Dafür dass es beim Rennen glatt läuft, sorgt auch in diesem Jahr Kommissär Albert Müller aus Contwig. Er kam gerade vom Mountainbike-Weltcup über Pfingsten in Albstadt („Ich hab’ für alles einen Schein“, meint er schmunzelnd) direkt zur Trofeo-Vorstellung. Ans Aufhören denkt der 66-Jährige noch nicht. „Bis 70 darf ich das offiziell ja machen. Und so lange hab’ ich auch noch Lust“, sagt er. Etappen 1. Etappe, 7. Juni, Straßenrennen, 17 Uhr Neunkirchen - Wiebelskirchen - Hangard - Steinbach - Fürth (zwei Runden) - Münchwies - Websweiler - Waldmohr - Breitenbach - Münchwies (drei Runden) – 110 Kilometer 2. Etappe, 8. Juni, Straßenrennen, 17.30 Uhr Ormesheim - Erfweiler-Ehlingen - Wittersheim (drei Runden) - Rubenheim - Böckweiler - Altheim - Peppenkum - Pinningen - Altheim (zwei Runden) – 99 Kilometer 3.1 Etappe, 9. Juni, Straßenrennen, 12 Uhr Homburg - Kirrberg - Mörsbach - Käshofen - Sanddorf - Bruchhof - Homburg (vier Runden) – 79 Kilometer 3.2 Etappe 9. Juni, Einzelzeitfahren, 18 Uhr Medelsheim - Peppenkum - Riesweiler - Altheim - Pinningen - Medelsheim – 13,9 Kilometer 4. Etappe, 10. Juni, Straßenrennen, 10.30 Uhr Niedergailbach - Gersheim - Bliesdalheim - Herbitzheim - Lachenweg nach Gersheim - Reinheim - Niedergailbach - Bliesdalheim (acht Runden) – 120 Kilometer.

Im Vorjahr gab’s auf der Zielgeraden der Schlussetappe in Reinheim Unstimmigkeiten: Der Russe Ivan Smirnov (links) monierte, das
Im Vorjahr gab’s auf der Zielgeraden der Schlussetappe in Reinheim Unstimmigkeiten: Der Russe Ivan Smirnov (links) monierte, dass der holländische Sieger Minne Verboom einen Schlenker zu viel gemacht hatte.
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