Porträt Ein russischer Gitarrist in der Pfalz

 Piotr Pakhomkin (rechts) mit David Safonov als ukrainisch-russisches Duo.
Piotr Pakhomkin (rechts) mit David Safonov als ukrainisch-russisches Duo.

Gitarrist Piotr Pakhomkin ist ein leidenschaftlicher Musiker, der sein Instrument, die klassische Gitarre, allerdings erst spät, mit 16 Jahren, entdeckt hat. Er ist in großen Konzerthäusern in Europa, Kanada, den USA und Lateinamerika aufgetreten, sogar in der Carnegie Hall in New York.

Seit 2020 lebt Piotr Pakhomkin mit seiner Familie in der Westpfalz, wo er immer wieder in Konzerten auftritt, wie zuletzt mit dem Westpfälzischen Sinfonieorchester in der Fritz Wunderlich Halle. Außerdem unterrichtet er und lanciert aktuell seine neue Lernplattform „Musicourse“.

Geboren wurde der Vollblutmusiker 1985 in St. Petersburg. Allerdings verließ er Russland bereits 1991 zusammen mit seinen Eltern: „30 Jahre meines Lebens habe ich in den USA verbracht, in Maryland in der Gegend von Washington.“ In seinem Elternhaus spielte Musik keine Rolle, seine Eltern waren Maler. „Die klassische Gitarre ist nicht ihre Welt“, sagt er.

Pakhomkin entdeckte seine Liebe zur Musik in der Schule. „Vor allem zwei Lehrer hatten einen großen Einfluss auf meine Entwicklung“, erinnert er sich. „Sie haben Musik mit Leidenschaft unterrichtet. Der eine war mein Musiklehrer am Gymnasium, der andere ein Privatlehrer, Paul Moeller: „Beide haben mich sehr ermutigt.“ Piotr Pakhomkin hatte zwar schon als Kind immer eine Gitarre, aber das war nur so „zum Spaß“, meint er rückblickend. „Es war zuerst kein so ernstes Hobby.“ Die Initialzündung kam, als er zum ersten Mal Musik von Johann Sebastian Bach auf einer akustischen Gitarre gehört hatte.

„Zwei Lehrer haben mich sehr ermutigt.“

„Der Klang war genauso machtvoll wie bei einer elektrischen Gitarre“, sagt er heute. „Aber die akustische Gitarre kann auch allein stehen.“ Diese Entdeckung erschloss ihm eine neue musikalische Welt. „Paul Moellers Unterricht hat mich dann innerhalb von 18 Monaten vom Anfängerniveau soweit gebracht, dass ich ins Konservatorium eintreten konnte. Es gibt keine unmöglichen Dinge, wenn du daran glaubst und dich der Sache ganz hingibst.“

Die klassische Gitarre wurde Pakhomkins Lebensinhalt, auch wenn keine andere Person aus seinem persönlichen Umfeld sich damit beschäftigt hat. „Ich habe nach der Schule jeden Tag sechs Stunden gehört, geübt, mich entwickelt. Das war ein zweiter Fulltime-Job nach der Schule“, meint er rückblickend. „Die dafür erforderliche Disziplin war einfach für mich, weil ich so inspiriert war.“

Lehrer und Solist

In dieser Zeit entdeckte er auch seine zweite Passion: „Ich wollte Menschen genauso unterrichten, wie ich unterrichtet wurde. Unterrichten würde immer ein Teil meines Lebens sein, das war damals schon klar für mich.“ Neben seinen Lehrern sollte auch der Instrumentalist John Williams prägend für den jungen Musiker werden. „Es gibt eine Aufnahme von ihm, die eine unglaubliche Ausdruckskraft hat, die Caprice Nr. 24 von Niccolo Paganini“, so Pakhomkin. „Das war eine Berufung für mich: Mach’ weiter!“

Sein weiterer Bildungsweg führte ihn ans Peabody Institute der renommierten Johns Hopkins University, wo er sechs Jahre lang Unterricht beim berühmten Gitarristen Manuel Barrueco hatte. Sein erstes öffentliches Konzert spielte er dann im Washingtoner Kennedy Center.

Strategien gegen das Lampenfieber

Inzwischen hat Piotr Pakhomkin zahlreiche Konzerte gegeben und internationale Preise gewonnen. Ein Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens war ein Auftritt in der Carnegie Hall in New York, wo er 2018 das Concerto in D-Dur von Antonio Vivaldi mit dem New York Chamber Orchestra interpretiert hat. Die Chance zu diesem Auftritt erhielt er, nachdem er 2016 den „Respighi-International-Soloist“-Wettbewerb gewonnen hatte.

Wie jeder professionelle Musiker musste sich auch Piotr Pakhomkin mit Lampenfieber auseinandersetzen. „Ich habe eine Strategie entwickelt, denn ich wollte nicht nervös sein bei meinen Auftritten, sondern im Gegenteil sehr präsent im Augenblick sein. Ich wollte das Publikum sehen und die Gitarre hören“, betont er. Und weiter: „Ich wollte wahrnehmen, ob mein Spiel mit der Akustik der Halle harmoniert, und eine Interaktion mit dem Publikum herstellen. Dafür muss man Nervosität vermeiden, nicht ignorieren. Das Leben ist kurz, wir wollen die Aufführungen genießen und das, was wir tun – und das Publikum liebt Musiker, die präsent sind.“

Resilienz ist alles

Der unter Druck steht, verliere manchmal seinen Fokus, ist Pakhomkin überzeugt: „Man muss Resilienz aufbauen. Ich zum Beispiel nehme mich selbst beim Spielen auf und lasse dann diese Aufnahme laufen. Dann spiele ich mit vier bis fünf Sekunden Verzögerung. Das ist eine Ablenkung, denn ich spiele außerhalb dieser Aufnahme. Das schärft den Fokus.“ Beim Spielen dürfe er sich nicht ablenken lassen, keine negativen Gedanken oder Sorgen zulassen. „Die Fähigkeit, mich zu fokussieren, erlaubt mir auch, vertrauensvoll und offen zu sein“, sagt der 39-Jährige. „Du musst die Bühne beherrschen, wenn du auf ihr stehst. Du musst alles überwinden, was deinem Geist und deinem Körper passieren kann, nicht es ignorieren.“

Nach Europa und speziell nach Deutschland hat ihn allerdings nicht die Musik geführt, sondern der Job seiner Frau. Den alten Kontinent erlebt Pakhomkin als ausgesprochen romantisch, völlig verschieden von den USA: „Deutschland ist ein schönes Land mit einer interessanten Kultur. Ich bedaure es überhaupt nicht, dass ich jetzt hier bin. Es ist zwar in mancher Hinsicht ein Bruch, aber ich tauche in die Kultur ein.“

Als Lehrer wie als ausführender und gestaltender Künstler strebt er „eine globale Reichweite“ an: „Ich bin nicht auf die Gegend begrenzt, in der ich mich im Augenblick aufhalte. Das ist auch notwendig, denn das Auditorium für klassische Gitarre ist nicht sehr groß.“

Deshalb konzentriert sich Pakhomkin momentan auf Online-Unterricht. „Damit habe ich seit 2014 Erfahrungen gesammelt und meine eigene Technik entwickelt.“ Seine Lernplattform ,Musicourse’ ist am 1. April gestartet. Die Schüler kommen aus New York, Kalifornien, Kanada, Tokio und Lateinamerika. Neben der Musik treibt Piotr Pakhomkin gern Sport: „Alles rund um Fitness, was die Gesundheit fördert.“

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