Herschweiler-Pettersheim Ältester Verein in Herschweiler-Pettersheim feiert 130. Geburtstag

Hans Molter, Horst Schmitt und Lothar Mildenberger wurden für ihre 60 Jahre währende Treue zum Verein geehrt. Rechts im Bild: de
Hans Molter, Horst Schmitt und Lothar Mildenberger wurden für ihre 60 Jahre währende Treue zum Verein geehrt. Rechts im Bild: der Vorsitzende des Arbeiterunterstützungsvereins Klaus Zimmer.

Der älteste Verein in Herschweiler-Pettersheim feiert in diesem Jahr den 130. Jahrestag seiner Gründung. Der Arbeiterunterstützungsverein hat seine Wurzeln im Arbeiter-Sterbekassen-Verein, der am 22. September 1894 gegründet worden ist.

Jakob Stahl war der erste Vorsitzende, Karl Drumm sein Stellvertreter. Dem Vorstand gehörten ab der Gründungsversammlung in der Gastwirtschaft Christian Zimmer noch Jakob Scherschel (Kassierer), Karl Schmitt (Schriftführer) sowie Peter Benner, Karl Durst und Peter Becker an. Der Monatsbeitrag betrug 50 Pfennig, das Sterbegeld war auf 60 Reichsmark festgesetzt. Vereinszweck war, in Not geratene Arbeiter und deren Angehörigen im Todesfalle mit einem Geldbetrag zu helfen. Es galt das Prinzip der Solidarität und der gegenseitigen Hilfe, wie es der frühere Verbandsbürgermeister Klaus Müller in seiner Festrede anlässlich des 100. Jubiläums 1994 ausgedrückte hatte.

Laut Müller lebten zur Zeit der Gründung 691 Einwohner im Ort. Der Arbeiterverein war demnach eine Selbsthilfeorganisation von Arbeitern in einer Zeit des wirtschaftlichen und sozialen Umbruchs. Damals entwickelte sich ein „Wir-Gefühl“ der Arbeiterbewegung. Die Mitgliederzahl des jungen Vereins ging stetig nach oben. Zwölf waren es bei der Gründung, der Höchststand wurde mit 290 Mitgliedern im Jahr 2001 erreicht.

Mit Vereinskapp auf Beerdigungen

Früher herrschten strenge Sitten. Bereits 1895 wurde beschlossen, dass bei Fernbleiben bei einer Beerdigung eines Vereinsmitglieds an Sonn- und Feiertagen ein Strafgeld von 50 Pfennigen und an Werktagen von 25 Pfennigen zu zahlen war, sofern kein triftiger Grund vorlag. Bei Versammlungen wie bei Beerdigungen musste eine „Vereinskapp“ getragen werden, was widrigenfalls 20 Pfennige Strafgebühr kostete und bei viermaligem Versäumnis den Ausschluss zur Folge hatte.

Während der Kriegszeit kam das Vereinsleben zum Erliegen. Am 6. Februar 1949 erfolgte unter der damaligen Militärregierung die Neugründung. Vorsitzender war Otto Lang. Jetzt durften auch andere Berufsgruppen beitreten. 1947 musste sich der Verein von der französischen Militärverwaltung in Kusel überprüfen lassen, ob er womöglich politischen Tendenzen verfolge. Erst 1949 äußerten die Besatzer keine Bedenken mehr. Der Sterbegeldbetrag belief sich auf 60 Mark und wurde in der Folgezeit immer wieder erhöht.

Betrag für Hinterbliebene

Der Verein erzielte auch Einnahmen bei Maskenbällen, Dorffest, Weihnachtsmarkt und Maifeuer. Ab 1995 stellte er auch Fahnenträger zu Beerdigungen seiner Mitglieder ab. Die Fahne trug den Schriftzug: „Arbeit und Fleiß ehrt Jüngling und Greis.“ Die beiden Fahnenträger Arnold Drumm und Karl Schmitt (Spittler) waren vom Vereinsbeitrag befreit.

Heute, so erzählt der Vorsitzende Klaus Zimmer, hat der Verein noch 117 Mitglieder, wobei die Hälfte über 70 Jahre alt ist. Frauen durften ab 1997 Mitglied mit allen Vergünstigungen sein, zuvor konnten sie nur passive Mitglieder werden. Die Nöte, die den Vereinszweck einst bestimmt haben, existieren heute nicht mehr. Daher beschränkt sich Verein nun darauf, beim Tode eines Mitglieds einen Betrag an die Hinterbliebenen zu zahlen. Ansonsten steht die Brauchtumspflege im Vordergrund.

Seit einem Jahr führt Klaus Zimmer den Verein und fungiert auch als Schriftführer. Zweiter Vorsitzender ist Detlef Reger, Kassierer Dirk Böhnlein. Jüngst wurden drei Mitglieder für 60-jährige Vereinstreue ausgezeichnet: Hans Molter, Horst Schmitt und Lothar Mildenberger.

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