Kusel Raubzug zu Klängen von „Tochter Zion“

Trotz des Nieselregens waren am Sonntagvormittag schon die meisten Parkplätze belegt, weihnachtliche Klänge drangen nach draußen, wo sich Besucher mit Schirm oder Regenjacke, Kind, Buggy und Hund auf den Weg in die Burg machten. Der 14. mittelalterliche Weihnachtsmarkt auf Burg Lichtenberg, der am Samstagnachmittag eröffnet wurde, lockte mit den unterschiedlichsten Ständen, Tanz- und Musikgruppen wieder Gäste aus nah und fern.

Freiburger und Frankfurter Auto-Kennzeichen sieht man auf den Parkplätzen, immer wieder hört man auch englische Gespräche. Viele US-Amerikaner aus Ramstein, Kaiserslautern oder Baumholder nutzen die Gelegenheit, das besondere Ambiente von Burg Lichtenberg bei einem Mittelalter-Weihnachtsmarkt zu erleben. Unter ihnen sind auch Emily Sawa und ihr Mann Shean mit ihrer zehn Monate alten Tochter Alissa. Sie sind gerade aus Texas nach Baumholder gekommen, wo sie für drei Jahre bleiben werden. „Einige Freunde haben uns von diesem Markt hier erzählt, und da wollte ich so etwas auch einmal sehen“, sagt sie, während ihr Mann auf einer Bank unter einem Pavillon sitzt und der Kleinen ein Fläschchen gibt. „Das ist ganz anders als die Märkte, die ich kenne. Bei uns in Texas gibt es so etwas nicht.“ Die bunte Vielfalt gefällt ihr, aber das Wetter lässt noch Wünsche offen. „Wenn es nur nicht so kühl wäre oder wenn ich wärmere Kleider für Alissa hätte, wäre es besser“, meint sie. Aber die gute Stimmung lässt sie sich von dem stärker werdenden Regen nicht verderben. Der Witterung trotzen auch die Musiker. „Tochter Zion“ haben sie gerade unter einem Zeltpavillon gespielt, einen Weihnachtsklassiker, der auch einige Zuhörer angelockt hat. Zum fünften Mal sind die Bläser aus dem Antestal, Obereisenbach, Kirrweiler und Mittelreidenbach bereits beim mittelalterlichen Weihnachtsmarkt auf der Burg. Anderen Besuchern gefällt gerade, dass nicht so viele Leute da sind. „Es ist nicht so viel los, nicht so viel Gedrängel“, meint Nadia Drumm aus Körborn, die mit Mutter und Tochter einen kurzen Spaziergang zur Burg gemacht hat. „Vor allem die Tanzmädchen haben uns sehr gefallen“, erzählt sie. „Sie sind auch dieses Jahr wieder in ganz tollen Kostümen in der Zehntscheune aufgetreten“. Exotisches Flair versprühen auch mehrere Gewandete. „Das ist unser Sklave, den haben wir von einem Raubzug aus Russland mitgebracht“, sagt Wikinger Knut alias André Woods. Er gehört zu Midgards Schattenwölfen, sein Gefangener Nicolus Barbarossa alias Nico Biewer ist ein Dudelsackspieler von der Band Spielwahn. „Und das ist mein Weib, das hab` ich auch vom Raubzug mitgebracht“, deutet Knut mit einem Augenzwinkern auf Frey – seine Frau Kerstin Woods aus Florida. „Das Wetter ist absolut wikingerfreundlich“, meint Thorhall alias Dirk Hubig und stößt zur Bekräftigung in ein großes Horn. Auf die Frage, was Wikinger denn so auf einem Weihnachtsmarkt machen, kommen spontane Antworten: „Rauben, Brandschatzen, Plündern – und andere Dinge“, schmunzelt Neidhart Grimmbart, mit bürgerlichem Namen Manuel Tews, vielsagend. Beim Weiterschlendern trifft man auf den Stand „Bärenfang“, an dem man Wikingerhörner kaufen kann. Aber auch Weihnachtliches aus dem Erzgebirge wie holzgeschnitzte Tannen kann man bewundern, heißen Met oder Glühwein trinken und Süßes oder Deftiges kosten, auch einen Hexenkessel und ein warmes Feuer zum Aufwärmen gibt es. Ganz adventlich ist Beros Lumina, ein Stand mit Weihnachtsdekoration. „Das sind handgemalte Laternen aus gegerbter Ziegenhaut“, erklärt der fahrende Händler, der behaglich unter einem mittelalterlichen Wandteppich mit der Erzählung von Wilhelm dem Eroberer bei dessen Landung in England sitzt. Für weihnachtliche Gefühle sorgt auch ein Gehege auf dem oberen Burghof mit einer windschiefen Krippe mit undichtem Dach, vor Maria, Josef und Jesus grasen echte Schafe vom Bernhardshof. „Zum Glück war am Samstag das Wetter besser“, meint Veranstalterin Barbara Klein vom Förderverein der TSG Burg Lichtenberg. „Wir konnten den traditionellen Fackelumzug und den Feuertanz machen, und am Nachmittag kommt ja auch noch St. Nikolaus. Und wenn das Wetter nicht ganz mitspielt, muss man halt improvisieren. Wir haben Pavillons aufgestellt, und die Weihnachtsmusiker spielen jetzt in der Zehntscheune. Trotz des Regens sind noch viele Leute da. Man muss es eben nehmen, wie`s kommt.“

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