Kusel Nebenbei bemerkt...

Die großen Wahlschlachten sind geschlagen. Gottlob, denkt sich nicht nur (vermutlich) der geneigte Wähler, sondern mit Sicherheit auch der von Kandidatenlisten, Ergebnisdiensten und Wahlkampfmitteilungen in den vergangenen Monaten stark in Anspruch genommene Journalist. Aber: So ganz vorbei ist dieser Höhepunkt demokratischer Rechte ja noch nicht. Da hätten wir zum einen jene Dörfer, für die sich vorab leider niemand gefunden hat, der Häuptling werden will. Hier sind die Ortsgemeinderäte am Zug – und auch das ist nicht immer einfach, wie gleich zu Beginn das Beispiel Blaubach gezeigt hat, wo sich im ersten Anlauf kein Ortsbürgermeister finden ließ. Da blicken wir lieber nach Etschberg, wo die erste Sitzung auch gleich ein Ergebnis brachte, und hoffen, dass sich hier möglichst viele Nachahmer finden. Denn irgendjemand muss sich den Hut aufsetzen (lassen), um die Dorfgemeinschaft voranzubringen. Ohne Ehrenamt auch in der Führung geht es nicht. Potenzielle Kandidaten zu ermutigen, ist nun erste Ratspflicht. Nicht vergessen wollen wir auch jene drei Orte, in denen es zwar einen Kandidaten gegeben, der aber nicht die Zustimmung der Wähler gefunden hat. Im offenbar dauerhaft politisch wie persönlich zerstrittenen Nußbach könnte es auf den bisherigen Amtsinhaber Werner Pries hinauslaufen, der vor der Wahl angekündigt hatte, nochmals zu kandidieren, wenn sich niemand finde, seine Bewerbung aber wieder zurückzog, als plötzlich Stefan Neuprech seinen Hut in den Ring warf. Der scheiterte deutlich. Folglich könnte Pries bei der Wiederholungswahl in den nächsten drei Monaten doch noch ins Rennen gehen. Was in Matzenbach nach dem Rückzug von Amtsinhaber Sigmund Niebergall und dem ziemlich dramatischen Wahl-Scheitern von Achim Altmeier passieren wird – da haben wir, offen gesagt, im Moment gar keine Ahnung. Wir lassen uns überraschen, wen die Dorfgemeinschaft hier aus dem Hut zaubert. Das traurigste Kapitel allerdings ist Offenbach-Hundheim; und zugleich ein Paradebeispiel, wie Demokratie eben nicht laufen sollte. Sicher: Jutta Lißmann hat sich in ihren fünf Jahren als Ortsbürgermeisterin wahrlich nicht nur Freunde gemacht. Und man muss nicht alles gut finden, was sie angestoßen oder umgesetzt hat – angefangen beim Dorfgemeinschaftshaus. Aber: Wenn man nicht damit einverstanden ist, sollte man auch den Mut haben, gegen sie zu kandidieren, statt nur destruktiv zu agieren. Ein Jahr lang haben die beiden anderen Listen massiv mit Briefen und Mund-zu-Mund-Propaganda die Trommel gegen die Ortsbürgermeisterin gerührt – ohne selbst einen Kandidaten ins Rennen zu schicken und dem Bürger eine wirkliche Wahl zu ermöglichen. Das ist Feigheit vor dem Urnengang. Um noch einen draufzusetzen: Udo Reichel, der schon den Grundsatzbeschluss zum Dorfgemeinschaftshaus um ein Jahr verschlafen hat, um dann schnell noch eine Bürgerinitiative und schließlich eine Wählergruppe zu gründen, hat schon vor der Wahl angekündigt, er werde – sollten Lißmann und ihre Liste scheitern – bei einer Wiederholungswahl antreten. Warum erst bei einem zweiten Wahlgang? Warum sich nicht gleich dem Bürger in einem Wettbewerb mit Lißmann stellen? Weil’s leichter ist, darauf zu setzen, dass Lißmann nach einer Schlappe nicht erneut antritt – wie jetzt passiert – und der Weg frei ist; im Vertrauen darauf, dass die Wähler in ihrer Mehrheit nicht noch einen Kandidaten scheitern lassen? Wenn Reichel der Auffassung ist, dass Offenbach-Hundheim einen Neuanfang braucht und er dafür die besten Chancen bietet, hätte er gleich kandidieren müssen. Nun aber bleibt ein ganz fader Beigeschmack; und nicht viel Hoffnung auf eine harmonischere Dorfgemeinschaft.

x