Eingekreist Wochenendkolumne: Ins Handeln kommen

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Die Sommerpause ist endgültig vorbei, der Herbst hat Einzug gehalten, und mit ihm scheint die Lust, etwas voranzubringen, im Landkreis wieder größer zu werden. In den Rathäusern und an runden Tischen werden jedenfalls die Ärmel hochgekrempelt, um Dinge in Bewegung zu setzen.

In Mehlingen lautet das Stichwort „Sicherheit“. Die soll vor allem rund um die Autobahnbrücke erhöht werden, von der schon mehrfach Unbekannte Gegenstände auf die Fahrbahn geworfen und Unfälle mindestens billigend in Kauf genommen haben. Aber auch an anderen Stellen in der Gemeinde kommt es in jüngster Zeit häufiger zu Vandalismus. Zwar wurde vorerst „nur“ geredet, aber immerhin tauschten sich Polizei, Politiker und Datenschützer erstmals direkt, von Angesicht zu Angesicht aus. Prompt entstand der Plan, künftig schon anzusetzen, bevor jemand zum Täter wird. Ein kriminalpräventiver Rat soll gegründet und regelmäßig einberufen werden, um Probleme konkret zu benennen und festzulegen, wie sie gelöst werden können. Auch die Bürger sollen einbezogen werden, ebenso wie die Jugendsozialhilfe, die auch den Auftrag erhält, noch mehr auf Jugendliche im Ort von sich aus zuzugehen.

Ein bisschen zügiger allerdings könnte entschieden werden, ob nun ein Zaun als Überwurfschutz an der Brücke über die A63 montiert werden soll. Das prüft der Straßenträger schon seit Wochen, dabei steht doch eigentlich fest, dass alles an dieser Stelle helfen würde, was die Sicherheit der Vorbeirauschenden erhöht.

Schnell sein lohnt sich

Dass sich schnell sein auch finanziell lohnen kann, merken die Enkenbach-Alsenborner derzeit. Seit Jahren schon ist die Verwaltung und vor allem die Leitung der Gemeindewerke mit ihren Jahresabschlüssen in Verzug. Das hat bereits mehrfach für Ärger gesorgt. Nun aber verweigert die Kommunalaufsicht aufgrund der fehlenden Rechnungen die Zustimmung zum Haushalt für das Jahr 2022. Und solange die ausbleibt, ist die Gemeinde nur noch sehr eingeschränkt handlungsfähig. Besonders ärgerlich könnte das werden, wenn in der haushaltsfreien Zeit Aufträge für den Ausbau des Biomasseheizkraftwerks nicht erteilt werden könnten. Denn nicht nur der Umwelt wäre geholfen, wenn nachwachsendes Grünzeug noch mehr Energie fürs Heizen liefern würde, sondern auch den Bürgern. Schließlich ist das bislang hauptsächlich genutzte Gas auf einmal knapp und daher extrem teuer.

Der Druck durch das Kontrollgremium scheint jedoch etwas bewirkt zu haben. In dieser Woche wurde die bislang noch ausstehende, vor allen anderen aber dringend angeforderte Jahresrechnung der Werke für das Jahr 2018 fertiggestellt. Sollte der Wirtschaftsprüfer, der nun grob draufschaut, darin nicht ungeahnte Defizite entdecken, könnte die Zeit des geschlossenen Gemeindesäckels schon relativ bald wieder zu Ende sein. Ortsbürgermeister Jürgen Wenzel wird wohl die Daumen drücken, dass der Zahlenexperte einer von der schnellen Truppe ist.

Nicht nur reden, sondern machen

Nicht schnell genug hingegen geht es Jochen Marwede, und zwar mit dem Kampf gegen den Klimawandel. Seine politischen Mandate in Kreistag und Verbandsgemeinderat Enkenbach-Alsenborn hat der Grüne diese Woche niedergelegt, um seine ganze Kraft darauf zu verwenden zu handeln. Mit Photovoltaiktechnik und der Digitalisierung der Energiewende kennt der Unternehmer sich aus, und er möchte sein Wissen mit anderen teilen, die ebenfalls jetzt etwas umsetzen wollen.

Aus Frustration kehre er der Politik nicht den Rücken, betonte er. Ich könnte aber genau das verstehen, dass jemand den Politbetrieb verlässt, weil er lieber etwas machen, statt nur darüber reden würde. Klimaprotokolle wurden schon viele geschrieben, Worte über all das, was sich ändern müsste, schon viele gesprochen; was getan werden müsste, ist bekannt. Und sogar dass es getan werden muss, ist mittlerweile vielfach auch politisch anerkannt. Nur es tut sich einfach nichts. Die CO2-Emissionen steigen weltweit, immer mehr Plastik vermüllt auch noch die letzten Winkel dieser Erde, und der Regenwald wird jeden Tag ein bisschen mehr niedergebrannt. Verzweiflung, dass aus so viel Erkenntnis so wenig Taten folgen, wäre da nur allzu verständlich.

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