Kreis Kaiserslautern Unternehmen mit Tradition

1889 ist das Geburtsjahr von Charlie Chaplin. In Paris wird zur Weltausstellung der Eiffelturm fertiggestellt, das damals höchste Gebäude der Welt. In Otterberg eröffnet Charlotte Profit das Textilhaus Profit und begründet eine 125 Jahre währende Tradition. In der fünften Generation führt heute Rüdiger Profit das Geschäft.

„Die Geschäftsgründung geschah aus der Not heraus“, erzählt Rüdiger Profit. Charlotte Profits Mann, der Leineweber Karl Profit, war mit 43 Jahren gestorben, hatte sie und fünf kleine Kinder hinterlassen. Die Witwe wurde Geschäftsfrau, kaufte vor 125 Jahren das Haus in der Otterberger Hauptstraße, das auch heute noch Sitz der Firma ist. Der Laden überstand zwei Weltkriege, damit verbunden Inflation und Niedergang der Wirtschaft. Immer wieder gab es einen Neuanfang. Als Charlotte Profit 1897 starb, wurde Karl Profit II Chef des Textilhauses. Er ehelichte Anna Walter aus Heimkirchen. 1930 übernahm Karl Profit III. Die Frau an seiner Seite wurde Ella Wilking aus Mehlbach. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die Konfektionsware ein. Statt Stoffe zu verkaufen, aus denen Kleider, Hemden oder Mäntel genäht wurden, gab es nun fertig produzierte Kleidung. Und das Textilhaus bekam in den folgenden Jahrzehnten die wachsende Mobilität der Menschen zu spüren. Wurde vor über 100 Jahren noch per Fuß, später per Pferdegespann und Wagen ausgeliefert, so vergrößerte sich nun der Radius der Kunden durch die eigene Motorisierung. Die Folgen: Nicht alles musste noch vor Ort angeboten werden, das Sortiment änderte sich. Und die Konkurrenz wuchs. Der Laden konnte dennoch zunehmend seine Stammkundschaft ausweiten, Filialen in Rodenbach und Mehlbach wurden eröffnet. Karl Profit III starb 1961. In vierter Generation sorgte Günter Profit für die Fortsetzung der Familientradition. Er heiratete Vera Kirchner. Als 1989 das 100. Jubiläum der Firma gefeiert wurde, waren die beiden Söhne schon junge Männer. 1991 stieg Rüdiger Profit, Jahrgang 1968, ins Geschäft ein, 2002 übernahm er das Ruder. Rüdiger Profit hat nicht im eigenen Haus sondern außerhalb gelernt, bei einem Herrenausstatter und in einem Modehaus. „Diese Erfahrungen wollte ich unbedingt machen.“ Als Einzelhandelskaufmann und Handelsfachwirt schloss er ab und stieg in Otterberg ein. Da hatte die Struktur des Hauses schon wesentliche Veränderungen erfahren. Heute hat sich das Textilhaus unter dem Namen „Mode Fashion Trends Profit“ auf Oberbekleidung für Damen und Herren konzentriert. Den Einkauf machen Rüdiger Profit und Ehefrau Sabine. Dafür braucht es Erfahrung und ein gutes Händchen. „Wir können Ware nicht zurückgeben, wenn sie liegenbleibt. Sie ist unser Eigentum“, räumt Profit mit einem weit verbreiteten Irrglauben auf. Dass die Profits ihre Kunden kennen, hat dabei seine Vorteile. „Manchmal haben wir bei einem Modell schon eine bestimmte Kundin im Blick. Dann ordern wir das auch in der entsprechenden Größe.“ Einmal im Monat geht das Paar auf Tour zu den Modefirmen. Zwölf Kollektionen im Jahr sind laut Profit keine Seltenheit. „Auch der Kunde will immer wieder eine neue Optik.“ Im mehrfach umgebauten Laden in der Hauptstraße bedeutet das neu Dekorieren, andere Akzente setzen, immer wieder frische Ideen haben. Dabei kann der Chef auf drei Verkaufskräfte bauen, „langjährige und gut ausgebildete Mitarbeiter“. Was ihn besonders freut: „Sie identifizieren sich mit unserem Geschäft, es ist ein tolles Verhältnis, das auf Vertrauen basiert.“ Wird es eine sechste Kaufmannsgeneration Profit geben? „Ich habe meine Kinder nie in eine Richtung drängen wollen“, sagt Profit. Zu seiner Zeit sei die Ausgangslage noch eine völlig andere gewesen. Für ihn sei es nie eine Frage gewesen, ob er diesen Beruf ergreifen wolle. Der 45-Jährige sieht aber auch die rasanten Veränderungen im Kaufverhalten, die zum Beispiel der Internethandel bringt. Auch wenn der Fachhandel mit Beratung und Qualität dagegenhält, so „ist doch heute die Zukunft völlig offen“, meint er. „Wir sind zwar nicht machtlos gegen Trends, aber wir wissen nicht annähernd, was die Zukunft dem Einzelhandel bringt.“ Zum Stolz auf die Tradition des Unternehmens und das seltene Jubiläum, das in diesem Jahr gefeiert wird, hat die Familie allen Grund. Ihr Dank geht an die Kunden mit einem Sonderverkauf. (dre)

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