Kreis Kaiserslautern Glückliche Geburt mit vielen Hebammen

Die Chemie stimmt: Seit Dienstag sind vier Lehrkräfte des Gymnasiums aus Dobrodzien im polnischen Partnerlandkreis Olesno im Gespräch mit Kollegen der Integrierten Gesamtschule (IGS) Enkenbach-Alsenborn. Nach dem „Beschnuppern“ steht fest: Die Kooperation ist besiegelt, eine Schülerbegegnung findet noch in diesem Jahr statt.

Den Anstoß zu der Kooperation hat der Kreisjugendring gegeben: Der umtriebige Vorsitzende Herbert Schäffler war schon im Frühjahr vergangenen Jahres mit der Idee auf die IGS zugegangen. Große Überredungskünste musste er nicht anwenden, im Gegenteil. „Ich bin froh, dass er auf uns zugekommen ist“, sagt Schulleiter Jörg Neurohr. „Wir haben bereits Projekte mit Frankreich, den USA, mit Ruanda. Der Osten hat bisher gefehlt.“ Das wird sich nun ändern. Intensiv war er – zusammen mit den Lehrkräften Gitta Stilb und Guido Palt – mit der Schulleiterin aus Dobrodzien, Aneta Dzikowicz, und den Deutschlehrern Sylwia Krafczyk, Sabina Kowalska und Kamil Kisielewicz im Gespräch, um eine Zusammenarbeit auszuloten. Von deutscher Seite griff Schäffler den Lehrern unter die Arme, von polnischer Seite der Partnerschaftsbeauftragte Norbert Hober. Am Montagabend war die fünfköpfige Delegation mit dem Minibus in Enkenbach angekommen. Landrat Paul Junker empfing sie am Mittwochnachmittag in seinem Büro. Nicht nur Hober, der schon unzählige Male im Partnerlandkreis Kaiserslautern war und „eine Hebamme für viele Projekte“ ist, wie er selbst sagt, kennt sich aus in dem Geschäft. Auch für Lehrerin Sylwia Krafczyk ist die Partnerschaft kein Neuland: „Ich war beim Austausch mit der Otterberger IGS dabei, bei Projekten mit der Katholischen Jugend Bruchmühlbach“, zählt sie auf. Zudem ist sie in der Partnerschaft ihrer Schule mit der Ukraine engagiert, war in der Führungskräfte-Delegation 2001 mit Estland und half bei der Partnerschaft mit dem Blasorchester des Landkreises Kaiserslautern. „Sie ist eine Pionierin“, bekräftigt Hober. Sie hat ebenso wir ihre beiden Deutschlehrer-Kollegen neben dem polnischen einen deutschen Pass. In Dobrodzien – oder Guttentag – lebt zirka ein Viertel Deutscher; so wird Deutsch nicht nur als Fremdsprache, sondern auch als Minderheitensprache unterrichtet. Im bilingualen Zweig an der Schule wird der Unterricht verschiedener Fächer auf Deutsch abgehalten. „Nach diesen wenigen Tagen kann ich sagen: Wir sind auf derselben Wellenlänge“, zeigt sich Schulleiter Neurohr sehr zufrieden. Und so haben er und der Rest der Beteiligten gleich Nägel mit Köpfen gemacht: Vom 15. bis 20. November wird eine 20-köpfige Schülergruppe aus Dobrodzien an die IGS nach Enkenbach-Alsenborn kommen. „Sie werden in der Jugendherberge Hochspeyer übernachten, die Katholische Jugend Bruchmühlbach wird dies federführend begleiten“, informiert Schäffler. Interessierte Schüler der achten bis zehnten Klasse sollen an dem Austausch teilnehmen können, ergänzt Neurohr. Im März nächsten Jahres erfolgt dann eine erste Auswertung durch eine drei- bis fünfköpfige Lehrerdelegation zusammen mit Schäffler. Für die Zeit vom 5. bis 10. Juni ist die Rückbegegnung der deutschen Schüler in Polen geplant. „Die Gruppen werden jeweils mit dem Reisebus anreisen, so dass dieser dann vor Ort für Gastgeber und Gäste zusammen genutzt werden kann“, nutzt Schäffler seine Erfahrung. Auch die finanzielle Seite ist bereits durchdacht. „Der Förderverein für Kreispartnerschaften gibt bei solchen Jugendbegegnungen in der Regel 3000 bis 5000 Euro dazu“, berichten Schäffler und Landrat Junker, und auch vom deutsch-polnischen Jugendwerk sei Förderung zu erwarten. Darauf legt Neurohr großen Wert: „Da wir als IGS auch sozial schwächere Schüler haben, ist es sehr schön, dass wir Förderung erhalten, damit der finanzielle Hintergrund kein Hindernisgrund sein muss.“ Auch die vier Lehrkräfte aus Polen, die heute mit Hober die Rückfahrt antreten, sind sehr zufrieden mit der Begegnung. „Die Lehrer hier sind sehr an der Jugendbegegnung interessiert“, freut sich Sylwia Krafczyk, und ihr Kollege Kisielewicz lobt die Gastfreundschaft. Eventuelle Vorurteile abbauen – die IGS ist auch im Projekt „Schule ohne Rassismus“ aktiv – und die eigene Kultur zu zeigen, sehen sie als Ziele des Austauschs. Kisielewicz ist bei der Fahrt durch den Landkreis der Einsatz erneuerbarer Energien positiv aufgefallen, und allen gefällt die Natur und die Ruhe. „Bei uns ist es lauter“, meint Sabina Kowalska, und fügt schmunzelnd hinzu: „Auch in der Schule.“ (gzi)

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