Kreis Kaiserslautern „Da droht schnell ein Flächenbrand“

Vorreinigung, Unterbodenwäsche und dann der Hauptgang – die Dekontaminationsschleuse der Tierseuchenbekämpfung, durch die die Fahrzeuge rollen, ähnelt einer Openair-Waschanlage. Aufgebaut ist sie auf dem Gelände der Ramstein-Miesenbacher Feuerwache. Hier wurde am Samstag für den Ernstfall, den Ausbruch einer Tierseuche, geprobt.

„Gewöhnungsbedürftig und auf Dauer ganz schön warm. Da steht einem der Schweiß in den Stiefeln“, keuchen die beiden Feuerwehrleute aus Idar-Oberstein, nachdem sie sich von ihren gelben Overalls, Schutzbrille und Atemmaske mit Nasenklemme befreit haben. Mehr als zwei Stunden lang haben die 21-jährige Lara Wildberger und ihr 16-jähriger Kamerad Marlon Frech auf dem Gerüst gestanden, das zum Hauptwaschgang gehört. Mit Sprühpistole und -besen desinfizierten sie Dach, Seiten, Front, Heck und Radläufe der einfahrenden Fahrzeuge. Die haben zuvor einen Bogen durchfahren, der sie mit Desinfektionsmittel in flüssiger Form und als Schaum vorgereinigt hat. Beim Überfahren der 18 Meter langen Plane wurde ihr Unterboden von Düsen eingesprüht und am Ende war das manuelle Desinfizieren durch sechs Feuerwehrleute dran. Das Szenario rückt den Ernstfall in beeindruckender Weise ins Bewusstsein. Der Landkreis Birkenfeld ist mit der Dekontaminationsschleuse angerückt, die die modernste ihrer Art sein soll. Der Probelauf bildet den Hauptteil der Übung des Verbundes Westpfalz, dem auch die Landkreise Kaiserslautern, Südwestpfalz und Kusel angehören. Da der Landkreis Kaiserslautern ein solches System anschaffen will und die Ausrüstung der einzelnen Verbundpartner austauschbar sein soll, nehmen rund 40 Feuerwehrleute, 15 Verwaltungsmitarbeiter, Tierärzte und Helfer des Technischen Hilfswerks die Anlage genau unter die Lupe. Ihr Ziel ist es, Abläufe zu üben sowie die Gerätschaften mit ihren einzelnen Komponenten einzusetzen, um dabei Schwachstellen aufzuspüren. Bekannt ist beispielsweise, dass das Flüssigdesinfektionsmittel bei Wind verweht wird, weswegen zusätzlich der Schaum zum Einsatz kommt. Auch die untergelegte Plane mit erhabenem Rand kann durch Splitt oder Schotter beschädigt werden. Um zu verhindern, dass dadurch Desinfektionsmittel ins Erdreich abfließt, können schützende Gummimatten verwendet werden. Amtstierarzt Holger Hofmann von der Kreisverwaltung Kaiserslautern hat bei der Vorführung genau hingeschaut. „Das ist eine riesige Verbesserung zum bisherigen Stand“, urteilt er. Zudem sind drei mobile Container, sogenannte Abrollbehälter, vor Ort. Sie sind Bestandteil des Logistikzentrums, das bei Verdachtsfällen anrückt. In einem ist Equipment wie Schutzkleidung oder Probengefäße für Bestandsuntersuchungen, der zweite ist mit Desinfektionsmittel bestückt. In dem dritten durchlaufen die Helfer selbst nach ihrem Einsatz eine Dekontamination vom Entkleiden über die Dusche bis hin zum Neueinkleiden. Auf diesen Container ist Kreisfeuerwehrinspektor Hans Weber besonders stolz, gibt es doch in Rheinland-Pfalz nur zwei dieser Art. Dass der Ernstfall gar nicht weit entfernt liegt, macht Veterinärin Christine Zwerger von der Kreisverwaltung Kaiserslautern deutlich: „Die Gefahr ist sehr hoch.“ Weltweit gebe es Ausbrüche der Maul- und Klauenseuche, innerhalb Europas in der Türkei. Auch sei die Afrikanische Schweinepest bis nach Polen gelangt. Zwerger sieht im Reiseverkehr ein besonders großes Risiko, dass der Virus eingeschleppt wird. Dieser ist für den Menschen zwar ungefährlich, hat aber erhebliche Auswirkungen auf Handel und Wirtschaft. Sie unterstreicht, wie wichtig beim Aufkommen eines Verdachts oder gar eines Ausbruchs das äußerst gewissenhafte Verfolgen von Kontakten und das exakte Dokumentieren jedes einzelnen Schrittes ist. „Je mehr wir da ermitteln, desto mehr Vernetzungen tauchen auf“, sagt sie. „Da droht schnell ein Flächenbrand.“

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