Kreis Germersheim Zeit für einzigartige Momente an Klagemauer

RÜLZHEIM. Eine 22-köpfige Reisegruppe des Bezirksverbands Pfalz weilte vor kurzem in Israel. Darunter Sophie Schäffer aus Rülzheim, die vor wenigen Wochen am Germersheimer Goethe-Gymnasium ihr Abitur abgelegt hatte und vom Zonta-Club für ihr Engagement mit einem Preis ausgezeichnet worden ist (wir berichteten gestern).

Als anstrengend aber lohnend bezeichnet Sophie Schäffer schon den ersten Tag der Reise, nachdem die Gruppe nach nur drei Stunden Schlaf die Höhepunkte Jerusalems zu Fuß erkundete. Man hat „genügend Zeit für einzigartige Momente gehabt“, sagt Schäffer rückblickend. An der Klagemauer habe sie einen innigen Wunsch auf einen Zettel geschrieben, diesen gefaltet und in eine Ritze der Klagemauer gesteckt und „inmitten der betenden jüdischen Frauen gehofft, dass er in Erfüllung geht und gehört wird“, erzählt sie weiter. Als sehr interessant fand sie den Besuch der Schule Talitha Kimi im palästinensischen Autonomiegebiet, in der Kinder vom Kindergartenalter bis zum Abitur unterrichtet werden und unter anderem das deutsche Abitur ablegen können. Träger ist das Berliner Missionswerk. Vermittelt werden dort christliche Werte, „obwohl Kinder aller Glaubensrichtungen aufgenommen werden“, sagt Schäffer. Berühmt ist ja das Tote Meere und sein Schlamm für die heilende Wirkung bei Hautproblemen. Sophie Schäffer hat ihre Erfahrungen damit gemacht: Wir haben es vielen Einheimischen nachgemacht und uns mit „fast schwarzem Schlamm eingerieben – wegen der heilenden Wirkung – um am nächsten Tag mit Hautausschlag aufzuwachen“, so Schäffer weiter. Der israelisch-palästinensische Konflikt ist überall zu spüren. Für Sophie Schäffer war es interessant die israelische Sichtweise der Dinge durch einen Journalisten aus Israel und ihrem Guide zu erfahren sowie von ihrem palästinensischen Guide in Bethlehem, der stolz seinen Schal in den Farben der palästinensischen Flagge um den Hals trug. „Trotz großer Empathie für das Anliegen der Palästinenser habe ich auch die Erleichterung der Israelis über den gebotenen Schutz durch den Zaun als nachvollziehbar empfunden“, sagt Schäffer heute. Gespräche mit Überlebenden des Holocausts und ein Besuch der Gedenkstätte Yad Vashem durfte nicht fehlen: Scham, Wut, Entsetzen habe sie gefühlt. Von KZ-Überlebenden habe die Gruppe der Schüler die Botschaft gesendet bekommen „Ihr tragt keine Schuld“, aber auch den Auftrag erhalten, „das Geschehene nicht vergessen zu lassen“, sagt die Rülzheimerin. Der Besuch eines privaten arabischen Holocaust-Museums, das in der arabisch-israelischen Welt selbst nur negative Wellen schlug, war ebenso beeindruckend wie die Fahrt entlang der Green Line mit den Check-Points und dem Gespräch mit Palästinensern, deren Haus von israelischen Kräften dem Boden gleichgemacht wurde. „Ich habe in die Gesichter der Männer mit diesem verzweifelten, verlorenen Ausdruck geschaut und das Gefühle gehabt, an dieser schreienden Ungerechtigkeit etwas ändern zu müssen. Jetzt. Sofort“, sagt Schäffer. Die nächste Israel-Reise wird geplant. (wim)

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