Kreis Germersheim Wer darf Baugebiete haben und wer nicht?

Die Ausweisung von neuen Baugebieten haben fast alle Bürgermeister aus den Ortsgemeinden ganz oben auf ihrer Wunschliste stehen. Nur so können junge Familien angelockt werden. Doch bevor vielleicht einmal die Bagger rollen können, haben die Gemeinden noch einige bürokratische Hürden zu nehmen. Denn die „Gesamtfortschreibung des Flächennutzungsplanes“ mit Blick auf die Siedlungsentwicklung steht für die nächste Legislaturperiode im Verbandsgemeinderat Kandel auf der Tagesordnung. Hinter diesem sperrigen Begriff verbirgt sich in der Verbandsgemeinde (VG) Kandel durchaus Sprengstoff: Die Metropolregion Rhein-Neckar entscheidet im Zuge der Regionalplanung darüber, wieviele zusätzliche Bau- und Gewerbegebiete in einer Verbandsgemeinde noch als sinnvoll erachtet werden. Dazu wird zunächst ein Blick auf die Statistik geworfen und der besagt: Die Einwohnerzahlen in der VG werden vermutlich stagnieren. Dann blicken die Planer auf die gesamte VG und stellen fest: In der Stadt Kandel gab es nach jahrzehntelangem Stillstand erst das Neubaugebiet am Höhenweg, nun werden im Nordwesten der Stadt noch die Gebiete K2 und K7 umgesetzt. Dieser Überhang bedeutet jedoch im Umkehrschluss für die kleineren Ortsgemeinden, dass dort keine Baugebiete mehr als nötig erachtet werden. Die Ortsgemeinden sehen sich hingegen in ihrer Entwicklung eingeschränkt und pochen darauf, auch eigene Flächen ausweisen zu dürfen. Der Verbandsgemeinderat wird also versuchen, die Chancen der Gemeinden auf eigene Baugebiete unter anderem mit einer landesplanerischen Stellungnahme zu erhöhen. Zweites Thema im Flächennutzungsplan wird die Windenergie sein. Bislang sind die Vorrangflächen der Verbandsgemeinde auf der Gemarkung Freckenfeld auswiesen. Dort soll nun auch ein Windpark mit sechs Rädern errichtet werden, sagte Bürgermeister Volker Poß (SPD). Ein Zukunftsthema in den Gemeinden sind natürlich die Schulen. Denn auch das versteckt sich hinter dem Wunsch nach Neubaugebieten: Nur dann ziehen die jungen Familien in den Ort, deren Kinder später die Schule besuchen. In Kandel wird seit Jahren kräftig investiert: Die energetische Sanierung der Ludwig-Riedinger-Grundschule wird mit dem 6. und 7. Bauabschnitt weitergehen, die Kosten belaufen sich auf etwa 3,5 Millionen Euro. Ziel ist es, 2016 den Zuschlag für die Ganztagsschule zu erhalten. Anders ist die Situation in Freckenfeld: Die Zahl der Grundschüler sinkt, zum Schuljahr 2014/2015 wird es deshalb die erste Kombiklasse geben. Zum Schuljahr 2017/2018 soll vermutlich eine zweite Kombiklasse folgen. Das Schulgebäude muss auch dringend saniert werden, Ende 2013 war von Kosten in Höhe von bis zu 250.000 Euro die Rede. Hier ist die Verbandsgemeinde Kandel in der Pflicht, das Gebäude in Schuss zu halten. Ein Problemkind ist jedoch die Turnhalle, die ebenfalls saniert werden muss. Angesichts der sinkenden Schülerzahlen wird die Verbandsgemeinde die nötigen 600.000 Euro aber nicht aufbringen wollen. Ein mögliches Szenario: Die VG gibt die Halle an die Ortsgemeinde Freckenfeld ab, die sich wiederum dazuverpflichtet, die Halle für den Schulsport zur Verfügung zu stellen. (tnc)

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