Rülzheim Wasserstoff: Interesse an Standort Kandel für Energiezentrum
Klimawandel und Energiewende bewegen auch die Menschen in der Südpfalz. Zum Thema „Zukunft Wasserstoff Südpfalz“ hatten der Bundestagsabgeordnete Thomas Gebhart (CDU) gemeinsam mit Martin Brandl, Parlamatarischer Geschäftsführer der Partei im Landtag, vier Impulsredner ins Rülzheimer Südpfalz Innovation Hub eingeladen. Brandl bezeichnete Wasserstoff als wichtigen Schlüssel für eine klimafreundliche Volkswirtschaft. Er mahnte die rund 100 Zuhörer jedoch: „Die Realisierung dieses Ziels ist weit weg.“ Zuerst müsse mit der Planung angefangen werden, denn „Pipelines fehlen“. Deshalb bleibe Deutschland zunächst ein „Importland für Wasserstoff“. Gebhart sieht darin „eine Chance für unsere Region“.
Ein Leuchtturmprojekt könnte in Kandel entstehen. Die Straubinger Unternehmensgruppe Kell sucht Standorte in Autobahnnähe, um Energiezentren mit erneuerbaren Energien anzusiedeln. Möglicher Standort wäre im geplanten interkommunalen Gewerbegebiet an der Ausfahrt Kandel-Nord in Richtung Steinweiler. Fritz Noss sagt: „Wir sind auf die Stadt zugegangen. Interesse besteht.“ Es gab schon erste Gespräche mit Verbandsbürgermeister Volker Poß, Stadtbürgermeister Michael Niedermeier und dem Ersten Beigeordneten Michael Gaudier. In einem ersten Entwurf sind auf einer Fläche von 20.000 Quadratmetern vorgesehen: Ladepark für Pkw, Ladestationen für Lkw, Wasserstofftankstelle und LNG für Lkw, sowie eine Gastronomie. Die Stadt möchte eine Elektrolyseanlage dabei haben. Damit kann der ungenutzte Energieüberschuss der Windräder genutzt werden. Laut Noss könnten bis zu 65 neue Arbeitsplätze entstehen. Er betont: „Es wird keine Parkplätze oder fossile Brennstoffe geben.“ Gaudier erklärte auf RHEINPFALZ-Nachfrage, dass es noch einen weiteren Interessenten gebe.
Infrastruktur fehlt
Andreas Bachhofer übernahm die Leitung des Lkw-Werks von Daimler Trucks in Wörth mitten in der Transformation des Konzerns hin zur E-Mobilität. Mit dem eActros wird in der Südpfalz seit 2021 der erste vollelektrische Lkw von Mercedes-Benz hergestellt. Bis 2039 will Daimler Trucks mit seinen Lkw kein CO2 mehr ausstoßen. Zusammen mit dem schwedischen Konkurrenten Volvo sollen Wasserstoff-Brennzellen für den Antrieb der Lkws geliefert werden. Bachhofer kritisierte: „Die Ziele sind da, doch in der Infrastruktur hat sich nichts getan. Wir können produzieren, brauchen aber Abnehmer.“ Es fehle wegen der hohen Kosten an Kundenakzeptanz, eine höhere CO2-Bepreisung nannte er als Option für einen Preisausgleich.
Marcus Rübsam bietet mit seinem jungen Speyerer Unternehmen CibusCell Sofwärelösungen für die Einführung von grünem Wasserstoff an und schließt so weitere Lücken. Er möchte Fragen beantworten wie: Wo kann ich Strom billig einkaufen? Wie sind die lokalen Verfügbarkeiten?
Region von Interesse
Doris Wittneben als Leiterin „Zukunftsfelder und Innovation“ für die Metropolregion Rhein-Neckar nannte Beispiele, wo bis Ende 2024 100 Millionen Euro investiert werden. Bis Ende des Jahres soll der Wasserstoff-Busbetriebshof in Heidelberg in Betrieb gehen. 27 von insgesamt 60 gekauften umweltfreundlichen Bussen sollen dort betankt und stationiert werden, die alten Dieselfahrzeuge ersetzen. Seit März werden in Heidelberg Teile des Mülls durch Abfallsammelfahrzeuge mit Wasserstoffantrieb emissionsfrei abgeholt. Die BASF in Ludwigshafen möchte ab 2025 mit Millionen-Hilfen vom Staat 5000 Tonnen erneuerbaren Wasserstoff und 40.000 Tonnen Sauerstoff jährlich produzieren. Ein bundesweites Wasserstoffnetz soll künftig Betriebe und Haushalte zügig mit grünem Wasserstoff versorgen. „Dies ist eine riesige Chance für die Region, denn die Pläne sehen zwei Projekte auf der Linie Wörth-Ludwigshafen sowie die Erdölleitung Bellheim-Jockgrim vor“, so Wittneben.