Freckenfeld/Dierbach Vorwurf: Windräder belasten vor allem die Menschen im Nachbardorf

Die Windräder überragen auch die Dächer in den Nachbarorten.
Die Windräder überragen auch die Dächer in den Nachbarorten.

Mit einem offenen Brief wenden sich Dierbacher an den Freckenfelder Gemeinderat. Grund ist die geplante Erweiterung des Windparks um bis zu vier Windräder.

Nicht richtig zufrieden sind Freckenfelder Bürger mit der Zusammenarbeit der Ortsgemeinde mit den Betreiberfirmen EnBW und GAIA. Unzutreffend sei es, sagte uns die Tage einer, der sich schon lange mit dem Thema befasst, alle Bürger, die sich kritisch mit den momentanen Erweiterungsplänen auseinandersetzen, pauschal als „Windkraftgegner“ zu titulieren. Die Gemeindespitze (Ortsbürgermeister und Ortsbeigeordnete) hat sich jetzt in einem Gespräch mit der RHEINPFALZ positioniert und deutlich gemacht, dass eine Erweiterung um maximal drei Windräder in östlicher Richtung (bis zur Windener Hohl) und um eines in nördlicher Richtung geplant sei.

Dieses Vorhaben sorgt aber nicht nur für kritische Nachfragen bei Einwohnern von Freckenfeld, sondern löst auch Bedenken bei Einwohnern in den Nachbargemeinden aus. So etwa bei Helma Olbert-Gerstner und ihrem Mann Rolf Gerstner aus Dierbach. Sie wohnen in der Hauptstraße und noch dazu ziemlich am östlichen Ortsausgang und können von ihrer Terrasse aus die Windräder in Freckenfeld gut sehen. Ähnlich ist dies bei Heidi Müller und bei Stephanie Koch, ebenfalls Dierbach. Die vier haben jetzt einen „Offenen Brief“ an den Gemeinderat Freckenfeld verfasst, in dem sie sich auf unseren Bericht vom 20. April beziehen.

Nachbargemeinden nicht informiert

Die Zustimmung des Gemeinderates Freckenfeld löse bei den bereits stark belasteten Dierbachern Ängste aus, zumal im Vorfeld ein Austausch über Orts- und Kreisgrenzen hinweg anscheinend niemals angedacht war. Die Menschen in Dierbach hätten erst aus der RHEINPFALZ von den Erweiterungsplänen erfahren. Schon die bestehenden Windräder habe man „maximal nahe an Dierbach gebaut“. „Das Dorf hat durch diese alles überragenden Klötze einen Großteil seines Charmes verloren. Aus einem ruhigen Umfeld ist ein Ort mit Dauergeräusch und nächtlichem Dauerblinken geworden“, heißt es in dem Brief.

„Klingt wie ein Hohn“

Und weiter: „Wir sind uns darüber im Klaren, dass an weiteren Windrädern kein Weg vorbei führt. Aber: Alles ist eine Frage der Platzwahl und das ist es, was uns sehr verärgert.“ Die vorgesehene Erweiterung des Windparks sei nicht in Richtung Freckenfeld vorgesehen. So nahe am Dorf wolle man die Windräder nicht haben. Auch auf den gepflegten Modellflugplatz sei Rücksicht genommen worden. „Diese Begründung klingt für die betroffenen Bürger Dierbachs wie ein Hohn. Wer fragt eigentlich nach uns? Wir sind mit den bereits vorhandenen sechs Windrädern wahrlich schon genug geplagt. Die Entfernung zur Dierbachbebauung beträgt nur knapp 1000 Meter“, schreiben die vier in dem offenen Brief an den Freckenfelder Ortsgemeinderat.

„Freckenfelder profitieren – Dierbacher leiden“

Und weiter: „Sie als Gemeinderäte haben den Stellplätzen am äußersten Zipfel der Gemarkungs- und Kreisgrenze ja offensichtlich bereits damals (Anmerkung: gemeint ist der Zeitpunkt der Planung für die ersten sechs Windräder vor mehr als acht Jahren!) aus Rücksicht auf Ihr Dorf (und den Modellflugplatz) zugestimmt. Das „Gewummere“ der Rotorblätter und das Dauerblinken erdulden die Dierbacher. Kurz zusammengefasst: Freckenfelder profitieren – Dierbacher leiden.“ Die Planung weiterer Windräder – wieder möglichst weit von Freckenfeld entfernt – mache sie sprachlos. „Sieht so Nachbarschaft aus? Trifft es Dierbach noch stärker, weil die neuen Anlagen vielleicht ein paar Meter weiter entfernt, aber noch höher geplant sind? Dürfen sich noch weitere angrenzende Ortschaften wie Hergersweiler und Winden freuen?“

Helma Olbert-Gerstner, Rolf Gerstner, Heidi Müller und Stephanie Koch bitten den Ortsgemeinderat Freckenfeld, die Sorgen der Nachbarschaft ernst zu nehmen und sich vor Ort davon zu überzeugen, dass eine weitere Belastung für die Dierbacher Bevölkerung nicht zumutbar sei. Sie laden die Ratsmitglieder sogar ein, sich auf den Terrassen bei Nacht die „blinkende Las-Vegas-Beleuchtung“ vor den Fenstern anzuschauen.

„Belastungen gerecht verteilen“

Soweit der offene Brief. In einem Gespräch mit der RHEINPFALZ betonen Olbert-Gerstner und ihr Mann, der selbst Mitglied des Ortsgemeinderates von Dierbach ist, dass sie keinesfalls Gegner der regenerativen Energieerzeugung seien. Auch sehe man die Notwendigkeit zum Bau von Windrädern. Allerdings müssten die Belastungen schon gerecht verteilt sein. Gut fände man es, wenn die Bürger in den Gegenden mit Windrädern auch von einem günstigeren Strompreis profitieren würden. Und wenn in einer Gemeinde etwas geplant sei, dann sollte man doch bitteschön auch die Nachbarn entsprechend informieren.

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