Kandel Verbandsgemeinde übernimmt Trägerschaft der Volkshochschule

(v.l.): Bürgermeister Volker Poß, Christiane Arch, Geschäftsführer Heinz Wüst, Nicole Görrißen, Beigeordneter Josef Vollmer und
(v.l.): Bürgermeister Volker Poß, Christiane Arch, Geschäftsführer Heinz Wüst, Nicole Görrißen, Beigeordneter Josef Vollmer und der langjährige VHS-Vorsitzender Werner Esser.

Die Volkshochschule Kandel war fast 70 Jahre lang in der Trägerschaft eines Vereins. Das ist vorbei. Nun hat die Verbandsgemeinde die Trägerschaft übernommen. Auch wenn sich für Schüler und Dozenten einiges ändert, soll es weiter ein attraktives Angebot geben.

Die Volkshochschule Kandel (VHS) in der Trägerschaft eines Vereins ist Geschichte. Nach fast 70 Jahren. Damit die VHS Kandel aber dennoch eine gesicherte Zukunft hat, wurde sie jetzt in die Trägerschaft der Verbandsgemeinde Kandel überführt. Die Geschäftsführung wird künftig von der Verwaltung besorgt. Dieser von beiden Seiten sehr gut vorbereiteten Transformation hat der VG-Rat vor längerer Zeit bereits einmütig zugestimmt. In seiner Sitzung am vergangenen Donnerstag wurde ebenfalls einstimmig eine Honorar- und Gebührenordnung beschlossen. Und schon einen Tag später fand im Kultursaal der Stadt Kandel eine Feierstunde statt, in der symbolisch die Schlüssel von den bisherigen Verantwortlichen der VHS Kandel an den neuen Träger übergeben wurden.

Für Werner Esser, der seit 30 Jahren als Vorsitzender des VHS-Trägervereins für die Volkshochschule verantwortlich war, sicher kein leichter Moment. Aber er zeigte sich auch erleichtert, ging damit sein Wunsch in Erfüllung. Nachdem es niemanden gegeben hatte, der seine Nachfolge im Verein übernehmen wollte, hatte er sich in vielen Gesprächen um diese Lösung bemüht.

Seit 1964 ein eingetragener Verein

Die Gelegenheit der Transformationsveranstaltung, zu der auch viele langjährige Dozenten der VHS gekommen waren, nutzte Esser zu einem kurzen Rückblick. So hatte man schon 1955 auf Anregung des damaligen Berufsschulleiters Helm Nagold unter der Verantwortung des langjährigen Stadtbürgermeisters Oskar Böhm einen entsprechenden Ausschuss ins Leben gerufen, der sich um Bildungsangebote für Erwachsene (Volksbildungswerk) kümmern sollte. Schließlich wurde daraus 1960 eine Volkshochschule, seit 1964 getragen von einem eingetragenen Verein. Dessen Vorsitzender blieb Oskar Böhm auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt des Bürgermeisters. Werner Esser übernahm dann den Vorsitz, durfte sich in der Geschäftsstelle auf langjährige Mitarbeiterinnen wie etwa Anneliese Scholl verlassen. Als Geschäftsführer tätig waren zunächst Mitarbeiter der Stadtverwaltung wie Eugen Weber oder Franz Haaf, seit 1995 Andreas Graf und, bis zum Schluss, dann Heinz Wüst.

Esser erinnerte auch an ein sehr breites Spektrum bei den Angeboten, beispielsweise an Theaterfahrten, DIA-Vorträge oder auch an den Filmkreis, der von Redakteur Heinz Zimmer in den 1970er Jahren betreut wurde. Schon immer sei die VHS auf der Suche nach geeigneten Dozenten für interessante Themen und nach Räumlichkeiten gewesen.

Werner Esser, der letzte Vorsitzende des Verein „Volkshochschule Kandel“ vor dem VHS-Haus in der Turmstraße 7.
Werner Esser, der letzte Vorsitzende des Verein »Volkshochschule Kandel« vor dem VHS-Haus in der Turmstraße 7.

Auf die besonderen Herausforderungen während der Corona-Zeit verwies Geschäftsführer Heinz Wüst. Er zeigte sich glücklich darüber, dass man im vergangenen Jahr beim Finanzabschluss mehr als eine „schwarze Null“ erzielen konnte, trotz aller Belastungen. Ute Friedrich, Direktorin beim Landesverband der Volkshochschulen, würdigte die Verdienste von Werner Esser und seinem Vorstandsteam. Es sei gelungen, einen guten Weg zu finden und die Strukturen der VHS aus eigener Kraft zu verändern. Sie dankte Werner Esser für eine „tolle Zeit der Zusammenarbeit und für die geordnete Übergabe“ der VHS an die Verbandsgemeinde. Die Arbeit sei eigentlich nicht mehr durch einen ehrenamtlichen Vorstand zu leisten gewesen, meinte Friedrich. Landesweit gehe es darum, für die Volkshochschulen geeignete Lehrkräfte zu finden. Dankbar dürfe die VHS in Kandel deshalb dafür sein, dass sich einige Dozenten bereits seit Jahrzehnten hier einbringen. So durfte die Kandeler Künstlerin Eva Krupp eine Dankurkunde für ihre 50-jährige Tätigkeit als ehrenamtliche Dozentin entgegen nehmen. Grüße überbrachte Karin Träber für die Kreisvolkshochschule, die die VHS Kandel stets als Partner angesehen habe.

Josef Vollmer nun Geschäftsführer der VHS

Kreisbeigeordneter Christoph Buttweiler sprach in Vertretung des Landrats von einer „Wahnsinnsleistung“, die Werner Esser und sein Team bisher vollbracht hätten. Nicht ohne Wehmut habe man verfolgen müssen, dass ein so gut geführter Verein wie die VHS Kandel sich auflösen müsse, weil kein Nachfolger für den Vorsitzenden gefunden wurde, sagte Bürgermeister Volker Poß. Nachdem man den Hilferuf von Esser vernommen hatte, seien viele Gespräche geführt worden. Schließlich habe der Verbandsgemeinderat den Weg für die Übernahme der VHS frei gemacht, auch wenn diese den nicht ausgeglichenen Haushalt zusätzlich belasten dürfte. Erster Beigeordneter Josef Vollmer war bereit, den Geschäftsbereich zu übernehmen, ein eigener „Ausschuss für Bildung und Soziales“ wurde gegründet und mit Kai Scherrer ein Verwaltungsmitarbeiter zum Geschäftsführer der VHS bestellt. Auch wird die Mitarbeiterin der Geschäftsstelle, Nicole Görrißen, in die Verwaltung übernommen.

Für die VHS gebe es so eine viel versprechende Zukunftsperspektive, meinte Vollmer. Man werde sich um ein attraktives Angebot für alle bemühen und versuchen, interessante Themengebiete und geeignete Dozenten zu finden.

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