Kreis Germersheim Tobias Lindner mit Baby im Bundestag

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Der Grünen-Abgeordnete Tobias Lindner mit seinem Sohn im Bundestag am Donnerstag.

Der südpfälzische Bundestagsabgeordnete Tobias Lindner (Grüne) nimmt seit ein paar Wochen seinen Sohn mit in den Bundestag. Mit der RHEINPFALZ hat er darüber gesprochen, warum das so ist und welchen Vorwürfen er in den Sozialen Netzwerken ausgesetzt ist.

"Meinen Sohn habe ich schon seit ein paar Wochen im Bundestag dabei", sagt Lindner auf Anfrage. Aber erst als am Donnerstag die "Bild"-Zeitung darüber berichtet hat, ist seine Elternzeit öffentlich geworden. "Das gab's noch nie", hat die "Bild" unter das Foto geschrieben und spielt darauf an, Lindner sei der erste Vater, der sein Kind mit in den Plenarsaal des Bundestags genommen hat. Das stimmt nicht so ganz, wie Lindner auf RHEINPFALZ-Anfrage sagt. Seit Anfang des Jahres nehme er seinen Sprössling immer mal wieder mit in den Bundestag und hat ihn dann bei namentlichen Abstimmungen auch im Plenarsaal dabei. Dieses Vorgehen sei in Ordnung, wenn der Bundestagsvizepräsident oder die Bundestagsvizepräsidentin vorher die Erlaubnis dafür erteilt. Bei Debatten sei das Kindes allerdings tabu. Auch andere, auch männliche, Abgeordnete haben ihre Sprösslinge schon dabei gehabt, wenn die Betreuung kurzfristig ausgefallen sei, so Lindner.

Positive Reaktionen im Bundestag

"Ich habe fraktionsübergreifend positive Reaktionen erhalten, vor allem von weiblichen Abgeordneten", sagt Lindner darüber, wie es ankommt, dass er seinen Sohn mit zur Arbeit bringt. Dumm angemacht worden sei er dafür nicht im Bundestag, dafür aber in den sozialen Netzwerken. Internet-Nutzer haben gefragt, ob er denn als Abgeordneter nicht genug verdiene, um sich eine Kinderbetreuung zu leisten. "Natürlich verdient ein Abgeordneter genug, um sich eine Kinderbetreuung zu leisten. Mir geht es aber darum, Bindung mit meinem Kind im ersten Lebensjahr aufzubauen", sagt Lindner. Auch mit einer möglichen Knappheit an Kita-Plätzen in Berlin habe sein Vorgehen nichts zu tun. Ab 1. April habe er für das Kind einen Platz in Aussicht.

Baby bei den Fraktionssitzungen dabei

Dass Vater Lindner seinen Sohn mit zur Arbeit bringt, liege vor allem an einer Vereinbarung zwischen dem Grünen-Abgeordneten und seiner Ehefrau. Von den zwölf möglichen Monaten der Elternzeit habe sie bis zum Dezember neun in Anspruch genommen. Drei Monate hat nun Lindner das Kind auf der Arbeit dabei, weil es für Abgeordnete des Bundestags keine Elternzeit gebe. "Bisher ist das alles lösbar", so der sicherheitspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion der Grünen. Seine Frau, eine Beamtin im Umweltministerium, habe eine 80-Prozent-Stelle und könne den Sohn ab dem Nachmittag dann wieder übernehmen. "Ich habe keine Rede, keine Ausschusssitzung und keine Abstimmung verpasst", so Lindner. Viele Sitzungen habe er nach 16 Uhr gelegt. Bei Fraktionssitzungen seiner Partei könne er sein Kind sogar mitnehmen. 

Wickeltisch und Spielecke im Bundestag

 Seit der Gründung einer Elterninitiative im Bundestag in der vergangenen Leigslaturperiode sei mehr über das Thema gesprochen worden. Seitdem gebe es auch einen Aufenthaltsraum für Kinder mit Wickeltisch und Spielecke, den Lindner auch schon genutzt habe. Außerdem neu sei seitdem: Mutterschutz kann nun als offizieller Grund angegeben werden, wenn eine Person bei einer Sitzung fehlt. 

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