Kreis Germersheim Schlammwasser überschwemmt Keller in Kandel

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Kandel: Über 50 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von nur 12 Minuten haben beträchtlichen Schaden in der Verbandsgemeinde angerichtet. Dabei waren vor allem Anwohner der Hubstraße in Kandel und Hausbesitzer in Winden betroffen. Die Feuerwehr war bis zum frühen Morgen im Einsatz.

Mauern wurden eingedrückt und Keller überflutet, Gärten versinken im Schlamm, Terrassen sind nicht betretbar: Am Tag nach dem Gewitter am Dienstagabend bieten einige Straßenzüge in der Verbandsgemeinde Kandel ein Bild der Verwüstung. Noch sichtlich geschockt ist Martin Schielke: Der junge Mann wohnt im Haus seiner Großmutter in einer ausgebauten Kellerwohnung in Winden in der Straße Im Glockenzehnten. Als Bäcker muss er morgens früh raus, deshalb hatte er am Dienstag um 19.30 Uhr geschlafen. „Ich bin aufgewacht und hatte ein seltsames Gefühl“, sagt er. Dann habe er auf dem Teppichboden eine Wasserlache gesehen. Als er die Tür geöffnet habe, sei das Schlammwasser hereingeströmt und er habe die Flucht ergriffen. „Das war heftig“, sagt seine Großmutter Helga Marneth mit einem Kopfschütteln. „Das Wasser stand erst bis zu den Knien, dann bis zur Wade“, danach war der Keller bis zur Decke geflutet. Herd und Waschmaschinen seien durch den Flur geschwommen. Bei einem Nachbarn hat es die Mauer eingedrückt, bei einem anderen Nachbarn stehen eingeschlammte Spielsachen und Stühle nicht mehr im Keller, sondern auf dem Bürgersteig. Das habe es an dieser Stelle zum letzten Mal 1962 gegeben, sagt Ortsbürgermeister Peter Beutel. Damals habe es nach einem Unwetter einen richtigen See gegeben – und an der Kurve zur Bahnhofsstraße standen damals noch keine Häuser. Nun habe es einige Anwohner ganz hart getroffen. „Wir waren alle erschüttert.“ Auch noch etwas von den Ereignissen mitgenommen, aber vor allem wütend sind hingegen die Anwohner der Kandeler Hubhofstraße. Sie wohnen unterhalb eines Ackers, dem künftigen Neubaugebiet K2. Nachts ist das gelbbraune Wasser heruntergeschossen, hat Mauern überwunden, Gärten eingeschlammt, Keller verwüstet – und es bis in die Anwesen auf der anderen Straßenseite geschafft. Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass sie nach einem Starkregen aufräumen müssen: Im Sommer 2014 standen schon einmal Schlamm und Wasser in den Kellern. Immer wieder habe man sich bei der Stadt beschwert, aber es werde nicht wirklich etwas getan, lautet das Fazit der Kandeler, die bekleidet mit Gummistiefeln in kleinen Grüppchen zusammenstehen und einander helfen. Sie zeigen auf das Regenrückhaltebecken am Ende der Straße: Dort grünt hohes Gras, vom Schlamm keine Spur. Die Kinderzimmer im Keller wurden geflutet, sagt Nicole Oerther, die Mauer hin zum Acker muss dringend weiter erhöht, das Fenster im Gartenhäuschen zugemauert werden. „Das war die Katastrophe, schauen sie sich diese Sauerei an“, ärgert sich eine andere Anwohnerin, deren Terrasse zentimeterdick mit gelbem Schlamm bedeckt ist. Ein paar Häuser weiter befüllt Ulrike Michel Sandsäcke: Das Wasser hatte die Kellerfenster eingedrückt und stand 70 Zentimeter hoch, berichtet sie. „Die Feuerwehr kam, bevor alle Geräte kaputtgingen.“ Etwa 35 Einsätze sind über die Leitstelle Südpfalz eingegangen, sagt Alexander Ditz, Wehrführer der Feuerwehr Kandel. Die Wehren aus Kandel, Minfeld, Steinweiler und Winden waren mit 11 Fahrzeugen und 64 Personen ab 19.30 Uhr im Einsatz. Nachts waren sie bis 4 Uhr am Mittwoch unterwegs. Von der Feuerwehr Wörth gab es 150 Sandsäcke, die vor allem in Winden benötigt wurden. Kleinere Vorfälle gab es auch in Minfeld und Vollmersweiler. Die B 427 musste zeitweise gesperrt werden, weil Schlamm auf der Fahrbahn lag. Auch der Bahnübergang in Winden und die Zufahrt zum Raiffeisenmarkt waren überschwemmt.

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