Winden Ortsvereinsgründung als Geheimsache

SPD-Gründungsmitglied Wilfried Schowalter trägt 1991 die Zeitung am Sonntag ( ZAS) aus.
SPD-Gründungsmitglied Wilfried Schowalter trägt 1991 die Zeitung am Sonntag ( ZAS) aus.

Mit einem heimlichen Treffen in der Küche einer Gaststätte begann die Geschichte des SPD-Ortsvereins Winden. Zum 50. Jubiläum ging nun der Blick zurück auf bewegte Zeiten.

Es war ja nicht so, dass die Bildung eines eigenen Ortsvereins der SPD im Dorf auf allgemeine Gegenliebe gestoßen wäre. Ganz im Gegenteil, im damals noch mehr als heute vor allem landwirtschaftlich geprägten Winden, gab es durchaus harsche Kritik an diesem Vorgehen einiger Bürger. Denn bisher hatte es in Winden immer das Mehrheitswahlsystem für den Gemeinderat gegeben. Keine andere Partei hatte im Dorf nach 1945 eine eigene Ortsgruppe. Und die Bürgermeister, zuletzt waren dies Helmut Hanß und Arnold Scheid, wurden aus den Reihen des Gemeinderates gewählt.

50 Jahre später, der SPD-Ortsverein Winden durfte jüngst sein Jubiläum mit vielen Gästen im Bürgerhaus feiern, sieht die Welt doch etwas anders aus als im Jahre 1972. Damals, so erinnert sich der heutige Ortsbürgermeister Peter Beutel, hätten sich im Vorfeld der Verbandsgemeindebildung einige politisch interessierte Bürger getroffen. Gewissermaßen heimlich, im Gasthaus „Zum Schwanen“, und hier nicht in der Gaststube, sondern in der Küche. „Mysteriöse Umstände“ seien dies schon gewesen, meint Beutel heute im Rückblick schmunzelnd.

Nach der Rede direkt beigetreten

Schließlich ging es in diesem Jahr nicht nur um die Wiederwahl von Willy Brandt zum Bundeskanzler, sondern um die erstmalige Wahl eines Verbandsgemeinderates und eines Verbandsbürgermeisters. Oskar Böhm, der Kandeler Stadtbürgermeister und Landtagsabgeordnete, wie könnte es anders sein, hatte also seine Hände im Spiel und hielt auch die Rede an die versammelten Windener, von denen einige anschließend gleich in die SPD eintraten. Eine feste Organisation schien notwendig, um die erste Verbandsgemeinderatswahl gut zu bestehen.

Der Ortsverein wurde gegründet, Helmut Bauer übernahm für die ersten Jahre den Vorsitz, und auch der damals 22-jährige Peter Beutel fand seine politische Heimat in der SPD. Was da am Küchentisch ausgemacht wurde, sollte Bestand haben, doch allzu viele Freunde machte man sich im Dorf damals „noch“ nicht. Die SPD erzielte bei den überregionalen Wahlen hier zwar gute Ergebnisse, doch in den nächsten Jahren gelang es keinem ihrer Genossen, auf dem Weg der Mehrheitswahl in den Ortsgemeinderat einzuziehen.

Insgesamt nur vier Vorsitzende

Das änderte sich erst mit der Wahl von Karlheinz Müller und Wilfried Schowalter, die 1989 in den Rat gewählt wurden. Und dann, 1994, folgte die Wahl von Roland Laubach zum Ortsbürgermeister. Im selben Jahr gelang auch Peter Beutel der Einzug in den Ortsgemeinderat, und seit 2014 ist er Ortsbürgermeister von Winden. Beständigkeit darf sicherlich als eine Voraussetzung für den Erfolg angesehen werden, denn seit seiner Gründung wurde der Ortsverein nur von vier Vorsitzenden geleitet: Helmut Bauer folgten Karlheinz Müller, der insgesamt 30 Jahre Verantwortung trug, Peter Beutel und, seit 2017, Jörn Stelzner.

Als emotionale Momente nannte Peter Beutel seine Beteiligung an einer Menschenkette gegen den NATO-Doppelbeschluss oder die Wiederwahl von Willy Brandt. aber auch seine eigene Wiederwahl im Jahre 2019 mit einer breiten Mehrheit von 88 Prozent der Wählerstimmen habe er als eine Bestätigung für seine Arbeit und als großen Vertrauensbeweis empfunden. Seine Wünsche an die „große Politik“, die beim Festakt durch den ehemaligen Ministerpräsidenten Kurt Beck vertreten war, seien vor allem ein Abbau der Bürokratie. Es habe vier Jahre gedauert, ehe man mit dem Solarpark Winden habe beginnen dürfen. „Wie soll da die Energiewende gelingen?“ fragte Beutel. Seit sieben Jahren kämpfe man um das Neubaugebiet „Im Kirschgarten“. Unter den Gästen waren übrigens die Vertreter der örtlichen Vereine wie auch der CDU. Zwischenzeitlich gehört der SPD-Ortsverein nämlich dazu. Und auch er wäre froh über neue Mitglieder. Größte Herausforderung sei es nämlich heute, junge Menschen für die Mitgliedschaft in einer politischen Partei zu gewinnen, räumte Beutel im Gespräch mit Monique Dinies ein.

Ehrungen

Peter Beutel, Wilfried Schowalter, Werner Schneider (jeweils 50 Jahre), Jörn Stelzner (40 Jahre) und Christa Dahl (33 Jahre).

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