Kreis Germersheim Mehr Platz für Ziegelei-Geschichte(n)

Zuerst ein Blick zurück: In den 1970er Jahren wurde die Ziegelfabrik still gelegt. Frühere Arbeiter der Fabrik, der ehemalige Inhaber und der damalige Bürgermeister Richard Werling hatten die Idee, die Geschichte Jockgrims als Zieglerdorf in einem Museum darzustellen. 1996 wurde dann im ehemaligen „Pressenhaus“ der Fabrik, direkt neben dem Sitz der Verbandsgemeinde, das Museum eröffnet. Im ganzen Haus waren Exponate, wie Ziegelformen, ein Modell der Fabrik, viele Fotos und Werkzeuge ausge-stellt. Im Museum hingen ebenfalls Bilder und Zahnräder von früheren Maschinen an den Wänden. Immer wieder kamen Ausstellungsstücke hinzu, die aber nur zum Teil gezeigt wurden: Entweder passten sie nicht in das Konzept oder es gab schlicht keinen Platz. Verschiedene Lagerflächen füllten sich mit Ziegeln, Modellen, Bildern oder Maschinen. 2009 wurde im Auftrag der Ortsgemeinde ein Ausstellungskonzept von Friederike Pfahler erarbeitet. Darin war ein klar gegliederter Aufbau der einzelnen Stationen vorgesehen, damit Besucher auch ohne Führung zurecht kommen würden. 2011 beschloss der Gemeinderat die Neu-Gestaltung des Museums, Landeszuschüsse wurden beantragt. Schon 2012 erhielt die Gemeinde im Zuge der Förderung nichtstaatlicher Museen 36.000 Euro für Umgestaltung und Aktualisierung der Ausstellung. Selbst übernahm sie für neue Möbel und Vitrinen, für den Umbau des Fabrikmodells und für das Honorar einer Museumsexpertin 75.000 Euro. Mehr Kosten verursachte die komplette Sanierung und der Umbau des Hauses Untere Buchstraße 20. Es wurde vor einigen Jahren von der Ortsgemeinde gekauft und aufwendig saniert. Architektin Stefani Wesner und Baustatiker Ralf Szontag hatten dabei zahlreiche Auflagen umzusetzen: Ein Aufzug für Menschen mit eingeschränkter Mobilität musste eingebaut werden, ebenso wegen Wärmeschutzvorschriften ein besonderer Innenputz, sagt Ortsbürgermeister Jörg Scherer. In den Kosten von 500.000 Euro (Landeszuschuss: 120.000 Euro) sind auch die Möbel für die VHS enthalten, die in das Obergeschoss einzieht, das Museumsmobiliar und die neue Elektrik. Die Gestaltung der Ausstellung hat die Kultur- und Medien-Wissenschaftlerin Pia Terstappen übernommen. Am neuen Gesicht des Museums arbeiteten in den letzten Tagen auch Mitglieder des Fördervereins, wie der scheidende Bürgermeister Scherer, und Gemeindemitarbeiter. Ab sofort wird im ersten Raum des Haupthauses die Geschichte der Familie Ludowici und die Verbindung zu Jockgrim dargestellt. Der große Saal steht unter der Überschrift „Von der Grube bis aufs Dach“ und zeigt die Herstellung der Dachziegeln und die dafür benötigten Arbeitsschritte. Wie bisher wird der Ringofen im Rathaus wieder in die Ausstellung mit einbezogen. Im großen Flur wird das soziale Engagement der Firma Ludowici und das Leben im Ort thematisiert. Im Neubau sind Sonderwaren der früheren Ziegelei und Kunst aus Jockgrims Fabrik zu sehen. Ein Raum wird ganz der Gründer-Familie gewidmet. An den Wänden des großen Saals stehen ab sofort feste Tische und Vitrinen. Mitten im Saal, auf rollbaren Ständern und in fahrbaren Vitrinen, sind bisher nicht gezeigte Stücke zu sehen. „Wir zeigen einen Teil der alten Ausstellung, aber auch viele neue Dinge, so dass sich ein Besuch auch für Kenner des Museums wieder lohnt“, schwärmt Scherer.

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