Kreis Germersheim Journalistin Anja Reschke erhlt Martinipreis

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Schwegenheim: Auf Hasskommentare gegen Flüchtlinge zu reagieren – dazu hatte Anja Reschke in einem Kommentar in den „Tagesthemen“ am 5. August 2015 aufgerufen und einen „Aufstand der Anständigen“ gefordert. Die SPD-Südpfalz hat Reschke gestern mit dem Martinipreis ausgezeichnet.

„Sie haben Millionen von Menschen mit deutlicher, zupackender Sprache aus dem Herzen gesprochen, würdigte der ehemalige Kultur-Staatssekretär und Journalist Walter Schumacher Reschkes Kommentar in seiner Laudatio. Er bescheinigte der Journalistin Profil, lobte deren „rasante Medienkarriere“ und das von ihr moderierte Magazin „Panorama“, das „anders konzipiert, solitär, nicht nur quotenorientiert“ sei. „Das öffentliche Gut der Pressefreiheit muss von guten Journalisten bewahrt werden“, sagte Schumacher. Lobenswert sei auch, dass Reschke Unterhaltungssendungen moderiere: „Gute Unterhaltung hat auch mit Haltung zu tun“, so der Laudator. Reschke freute sich über die ihr zuteil werdende „sehr besondere Ehre“. Sie sei überrascht gewesen, dass ihr Kommentar solche Nachhaltigkeit habe. Einerseits sei das toll, andererseits aber bedrückend, weil das Thema immer noch virulent sei: „Ich hätte nie gedacht, dass das Thema uns eineinhalb Jahre später immer noch beschäftigen würde – und noch tiefere Gräben gerissen hat, als ich mir es hätte vorstellen können.“ Aktuell verwendete Begriffe wie „Kanzlerdiktatur“ und „völkisch“ habe sie vor fünf Jahren noch für völlig unmöglich gehalten. Populisten bedienten sich der Rhetorik der Angst, einfachen Lösungen: „Wir dringen nicht mehr durch. Das ist das, was mir Sorge macht.“ Reschke weiter: „Ich habe nicht gedacht, dass so viele hassen.“ Journalisten und Parteien säßen im gleichen Boot: „Wir müssen versuchen, diese Leute zu erreichen.“ Das Problem laut Reschke: „Fakten sind halt leider nicht so attraktiv.“ Dennoch: Das Land könne stolz darauf sein, was es geschafft habe: „Wir müssen es aber besser verkaufen. Und ich glaube, dass Politiker und Journalisten erklären müssen, was sie tun.“ Für Demokratie einzutreten, sei auch ihr journalistischer Auftrag als Vertreterin des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, betonte Reschke. SPD-Unterbezirksvorsitzender Thomas Hitschler forderte die 160 Besucher der Preisverleihung auf, für die Demokratie zu kämpfen: „Wir dürfen die Demokratie nicht denen überlassen, die sie abschaffen wollen.“ Reschke sei eine starke, mutige Persönlichkeit und stehe für einen Berufsstand, den Populisten zu verunglimpfen versuchten. Hitschler: „Ohne Journalisten gibt es keine Demokratie, so wie wir sie uns vorstellen.“ Alexander Schweitzer, SPD-Fraktionschef im Landtag, bekräftigte: „Um die Demokratie müssen wir uns täglich bemühen.“ |nti

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