Germersheim Energiewende: Strom als einzige Energiequelle

Wärmepumpen funktionieren inzwischen auch in Altbauten. Doch kommt es auf die richtige Beratung an.
Wärmepumpen funktionieren inzwischen auch in Altbauten. Doch kommt es auf die richtige Beratung an.

Die Energiewende ist zu schaffen. Das zeigte die Initiative Südpfalz-Energie anhand von Beispielen. Allein die Resonanz der Germersheimer war mehr als lau.

Das günstigste Angebot ist nicht immer das beste Angebot. Das haben die Zuhörer, die zum Vortrag der Initiative Südpfalz Energie (ISE) ins Bürgerhaus der Stadt gekommen waren, sicherlich mit nach Hause genommen. Aber noch mehr. Denn anhand mehrerer Beispiele hat der Vorsitzende des Vereins, Wolfgang Thiele, aufgezeigt, dass die Energiewende gelingen kann.

Und damit dies gelingen kann, hat der Verein unter anderem das Ziel, dass Bürger und Gewerbetreibende bei der Energiewende im technischen und politischen Bereich aufgeklärt werden und bei eigenen „Investitionen für die Energieerzeugung, den Energieverbrauch“, eine gute Wissensbasis haben, wie Thiel sagt. Dreh- und Angelpunkt ist der Ausstieg der Bürger und der Gesellschaft aus fossilen Energien, um das Klimaziel von Paris zu erreichen beziehungsweise einzuhalten. Und das geht am besten, wenn man Prosumer wird, „also Energieproduzent und -konsument“, sagt Thiel. Aus diesem Grund gebe es diese Veranstaltung in Kooperation mit dem Kreis Germersheim, sagt Kreisbeigeordnete Jutta Wegmann und verweist auf einen kommenden Infoabend für Gewerbetreibende und Händler.

Autarkie wird nie erreicht

Um ein Prosumer zu sein, soll mit einer eigenen Photovoltaikanlage Strom erzeugt werden, das im Haus größtenteils verbraucht wird. Geheizt und Warmwasser produziert werden soll mit einer Wärmepumpe, ein Stromspeicher und ein E-Fahrzeug komplettieren die Autarkie von den großen Energieversorgern. Was allerdings „nicht ganz erreicht wird“, wie Thiel zugibt. Aber Strom sei dann nur noch die einzige Energiequelle für das Haus.

Grund dafür, dass es mit der Autarkie nicht klappt, ist, dass in der „Heizperiode Strom zugekauft werden muss“, weil die „Wärmepumpe dann am meisten Energie benötigt und die Photovoltaikanlage am wenigsten Strom erzeugt“, sagt Thiel und wird durch Michael Müller und Frieder Wambsganß bestätigt. Dennoch werde übers Jahr gesehen mehr Strom erzeugt wie verbraucht oder eingekauft wird. Beide ISE-Mitglieder gaben Einblicke in ihre eigenen Häuser und Energieversorgung sowie die Erfahrungen, die sie damit gemacht haben. Und doch funktioniert dies, wie Müller aufzeigt. Er wohnt in einem über 100 Jahre alten Haus. Als ehemaliger Energiemanager hat er sich bereits früh für eine Photovoltaikanlage entschieden und damit auch eine Einspeisevergütung über 50 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Diese Vergütung läuft noch einige Jahre, weshalb ein „Stromspeicher bei uns derzeit nicht sinnvoll ist“, sagt Müller. Dennoch spare er jährlich Geld, weil die Wärmepumpe effizienter arbeite als seine alte fossile Heizung. Während bei fossil angefeuerten Heizungen – egal ob Öl, Gas oder Pellets – pro eingesetzter Kilowattstunde weniger im Raum als Wärme ankommt, ist das bei Wärmepumpen nicht der Fall. Er habe im Durchschnitt über das Jahr eine Arbeitszahl von 4,2. Also für ein kWh eingesetzte Energie werden über 4 ausgegeben. Umgerechnet auf die Heizausgaben in Euro und obwohl die Kilowattstunde Strom teurer ist als die von Gas, sei er viel günstiger über den Winter gekommen. Und das bei einer Vorlauftemperatur von bis zu 55 Grad im Altbau, verdeutlicht Müller.

Besser noch schneidet der ehemalige Berufsschullehrer Frieder Wambsganß ab, da er in seinem Haus über eine Fußbodenheizung verfügt und dadurch nur eine Vorlauftemperatur bei minus 7 Grad Celsius von 35 Grad hat. Zusätzlich hat er sich kürzlich einen Stromspeicher angeschafft. Seine Motivation: Den Enkelkindern eine Umwelt hinterlassen, in der sie einigermaßen Leben können. In Rheinland-Pfalz, „der Südpfalz, haben wir die 1,5 Marke ja schon geknackt“, sagt Wambsganß.

Gute Beratung bei Wärmepumpe wichtig

Und für die acht Zuhörer, die ins Bürgerhaus gekommen waren, ist die Energiewende nichts Neues, haben alle schon eine Photovoltaikanlage, teilweise eine Wärmepumpe oder sich gerade eine bestellt. Dennoch fragten sie an der einen oder anderen Stelle nach. Und gerade bei den Wärmepumpen sei eine gute fachliche Beratung wichtig, sagt Müller. Es muss darauf geachtet werden, dass „die Wärmepumpe zum Haus passt und bei einer Vorlauftemperatur von 55 Grad bei minus 7 Grad einen Energiewert von A+++ hat“. Er kenne Fälle, bei denen Hausbesitzer falsch beraten worden seien und die letztlich nur eine Arbeitszahl von 2,2 oder 2,3 erreichten. Das koste letztlich mehr Geld als zuvor und nütze dem Klimawandel nicht.

Und dass auch Bürger, die weniger Geld für eine Umrüstung ihrer Heizung oder für eine Photovoltaikanlage haben, dennoch am Energiewandel teilhaben können, dafür sorgt Thiel zufolge die Regierung mit Förderprogrammen. Die stellte Ansgar Hohmann von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz vor. Unter gewissen Voraussetzungen könne es für eine Wärmepumpe bis zu 70 Prozent der Kosten als Zuschuss geben. Entsprechende Programme gebe es jetzt bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Aber auch für Haussanierungen und mehr gebe es Zuschüsse oder Kredite.

Infos

Initiative Südpfalz Energie: www.i-suedpfalz.de-energie.de; Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz: www.verbraucherzentrale-rlp.de; Kreditanstalt für Wiederaufbau: www.kfw.de

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