Kreis Germersheim Eine App, die Leben rettet

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„Sind Sie einsatzbereit?“ Der Feuerwehrmann ist an diese Frage gewöhnt. Das Ungewöhnliche: Die Nachfrage kommt über die App „Mobile Retter“ auf seinem Smartphone. Sofort meldet er sich einsatzbereit. Über die Navigationsfunktion seines Smartphones wird er an die Einsatzstelle geleitet. Ein paar Straßen weiter, bei der Betroffenen, war er vor kurzem auf der Silberhochzeit. Mit einer Herzdruckmassage überbrückt er die Zeit, bis der Rettungsdienst eintrifft. Ein Stromschock und das Herz der Frau schlägt wieder. Nach einiger Zeit auf der Intensivstation hat sie den Vorfall problemlos überstanden.

Eine Geschichte, die sich vor kurzem im Kreis Gütersloh in Nordrhein-Westfalen so zugetragen hat und die Dr. Ralf Stroop am Samstag stolz in der Asklepios-Klinik Kandel erzählt. Stroop ist der Entwickler der App „Mobile Retter“. Mit ihr werden qualifizierte Ersthelfer zu Einsätzen gerufen, bei denen auch ohne spezielle Ausrüstung wertvolle Hilfe noch vor Eintreffen des Rettungsdienstes geleistet werden kann. Dabei werden die Smartphones der Freiwilligen nach Alarmierung der Notrufzentrale (112) geortet, um Ersthelfer in unmittelbarer Umgebung des Einsatzes zu finden. Therapiefreie Minuten können vermieden, und somit die Chancen auf eine Reanimation des Betroffenen ohne Folgeschäden enorm gesteigert werden. Der Regelrettungsdienst sowie die First-Responder-Einheiten werden in unveränderter Weise geordert. Der Kreis Gütersloh in Nordrhein-Westfalen ist in ganz Deutschland der erste, der dieses Modell seit zwei Jahren anwendet. Nun wird auch der Kreis Germersheim zusammen mit den Asklepios-Südpfalzkliniken die Idee umsetzen. Etwa 70 Freiwillige nahmen am Samstag an ersten Fortbildungen der „Mobilen Retter“ teil. Ungefähr 25 wurden als Mentoren geschult, um in ihren Vereinen Fortbildungen durchzuführen. So kann von den Multiplikatoren individuell bewertet werden, ob sich Mitglieder als „Mobile Retter“ eignen. „Der Einsatz erfordert Professionalität“, erklärt Projektleiter im Kreis Germersheim, der Arzt Matthias Wölfel. Die Ersthelfer sollten auf jeden Fall schon Erfahrungen mit medizinischen Notfällen gemacht haben und eine medizinische Ausbildung absolviert haben. Die Kursteilnehmer kommen von allen Helfervereinen im Kreis, darunter DRK, Malteser, DLRG, THW, Johanniter und Feuerwehren. Ziel der „Mobilen Retter“ ist, ein bundesweites Netzwerk aufzubauen um die Überlebenschancen nach einer Reanimation zu steigern, so Philipp Rother, Leiter von „Mobile Retter e.V.“ Im internationalen Vergleich liege Deutschland hier noch deutlich unter dem Durchschnitt. Und trotz enormer Anstrengungen der Rettungsdienste und Kliniken braucht ein Rettungswagen im Kreis Germersheim durchschnittlich neun Minuten zur Einsatzstelle, so Thomas Günther, stellvertretender Leiter der DRK-Leitstelle Landau. Die Wahrscheinlichkeit, einen Herz-Kreislaufstillstand unbeschadet zu überstehen, nimmt ohne Therapie pro Minute um 10 Prozent ab. Kursteilnehmer sind von der Idee begeistert: Feuerwehrmann Christian Neuerling von der Daimler-Werksfeuerwehr hat über Facebook davon erfahren. Nach der Nachtschicht und zwei Stunden Schlaf sitzt er in der Fortbildung für Mobile Retter. „Es ist eine tolle Sache, denn schließlich zählt jede Minute!“ Auch Karl-Friedrich Schmidt vom DRK Rheinzabern ist zu „Hundert Prozent überzeugt von der Idee“: In Rheinzabern laufen bereits die Planungen für die Fortbildungen zum „Mobilen Retter“. Die Fixkosten für das Projekt – 30.000 Euro in den zwei ersten Jahren, 10.000 in den Folgejahren – übernehmen die Asklepioskliniken; die Sparkasse tritt als Sponsor auf. Info Kann ich „Mobiler Retter“ werden? Informationen: Matthias Wölfer, 07275 710 und m.woelfel@asklepios.com, Mathias Deubig, 07274 53343, m.deubig@kreis-germersheim.de

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