Kreis Germersheim Die alte Heimat im Herzen

Hedwig und Walter Schattner leben seit 1978 in der Windener Hauptstraße. Eine Bananenpflanze spendet im Vorgarten Schatten.
Hedwig und Walter Schattner leben seit 1978 in der Windener Hauptstraße. Eine Bananenpflanze spendet im Vorgarten Schatten.

Obwohl die beiden seit über 50 Jahren in Winden wohnen, ist die Liebe zur westpfälzischen Heimat geblieben. Vor allem zu ihrem Heimatort Enkenbach, aus dem Hedwig und Walter Schattner stammen und wo sie sich beim Tanz zur Fasenacht 1956 näher kennen gelernt haben. Schon ein Jahr später wurde Verlobung gefeiert, ehe sie sich heute vor 60 Jahren in Enkenbach gleich zweimal das Ja-Wort gaben: Vormittags auf dem Standesamt und nachmittags in der protestantischen Kirche. Heute dürfen die Schattners in Winden ihre Diamantene Hochzeit feiern.

Der 84-jährige Walter Schattner hatte nach der Schule in Münchweiler an der Alsenz zunächst den Beruf des Zimmermanns erlernt. Doch nach der Lehre wurde er, wie viele seiner Kollegen in Bauberufen, in den Wintermonaten immer wieder arbeitslos gemeldet. „Eisenbahner müsste man sein“, so äußerte er sich im Gespräch mit einem Bekannten seines Arbeitgebers, der bei der Bahn war. Dieser schlug ihm einen Wechsel vor, und Walter Schattner erlernte bei der Bahn einen zweiten Beruf und wurde „Gleisbauer“. Doch als Eisenbahnbeamter wurde man dort eingesetzt, wo jemand gerade gebraucht wurde. So erfolgte schon 1962 seine Versetzung an den Bahnhof Winden. Ein Jahr später wurde die Dienstwohnung frei und seine Frau Hedwig konnte mit der Tochter Ulrike nachziehen. In Winden gehörten sie fortan zu den „Bahnhöflern“, die sich im Dorf erst einmal orientieren mussten. Walter Schattner fand bald Zugang zu einem großen und angesehenen Verein: Er meldete sich als Sänger beim „MGV Liederkranz 1872“ an und besuchte die Singstunde am Montag. Schon als Jugendlicher hatte er wie seine drei Brüder in Enkenbach gesungen. Vater Albert Hoffmann, späterer Präsident des Pfälzischen Sängerbundes, hatte einen Knabenchor ins Leben gerufen. Erst kürzlich wurde Walter Schattner für seine 70-jährige Sängertätigkeit ausgezeichnet. Doch er übernahm auch sonstige Aufgaben, war Ausschussmitglied, lange Jahre zweiter Vorsitzender und Vorsitzender des „MGV Liederkranz 1872“ Winden. Dass dieser 2017 wegen fehlender Sänger aufgelöst werden musste, schmerzt Schattner noch heute. Schwiegersohn Jochen Gubisch, zuletzt Vorsitzender, sah mit seinen Vorstandskollegen keinen Ausweg mehr. Aber Walter Schattner machte das Singen noch so viel Freude, dass er sich dem protestantischen Kirchenchor Winden-Hergersweiler anschloss. Das hat auch seine Frau Hedwig befürwortet, denn ursprünglich liebäugelte ihr Walter mit einem Verein in einem Nachbarort. Die gelernte Einzelhandelskauffrau war seit Eröffnung der SBK-Filiale in Kandel dort beschäftigt, bis sie 1993 in Rente ging. Sie arbeitet gerne im Garten. Seit 1978 lebt die Familie in der Hauptstraße. Dort kamen die handwerklichen Kenntnisse des gelernten Zimmermannes voll und ganz zur Geltung. Zuvor jedoch, 1976, musste die Familie mit dem Unfalltod des erst achtjährigen Sohnes Uwe einen schweren Schicksalsschlag verkraften. Wer aus Enkenbach stammt, dem ist die Liebe zum FCK in die Wiege gelegt. Auch Walter Schattner fiebert noch heute mit „seinem“ Verein, am Garagentor hängt ein Aufkleber mit dem Text „FCK – jetzt erst recht“. Noch heute erinnert er sich bestens an das Heimspiel 1948 gegen den anderen großen Traditionsclub aus Nürnberg. 2:1 für den FCK stand es am Ende, und die jungen Leute liefen überglücklich nach Enkenbach zurück. Kohlmeyer, Liebrich, Ottmar und Fritz Walter hatten mitgespielt und sie durften die späteren Weltmeister sehen. So etwas vergisst man nicht, sagt Walter Schattner. Mit seinem Enkel Gregor fuhr Schattner zuletzt mehrfach auf den Betzenberg. Insgesamt drei Enkelkinder sind heute auch dabei, wenn das Ehejubiläum gefeiert wird.

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