Kreis Germersheim Debatte um neuen Kasernennamen

Im Unterrichtsraum in der Sponeck-Kaserne sind nur noch wenige Stühle frei. Neben der Mehrzahl Uniformierter begrüßt der stellvertretende Kommandeur des Luftwaffenausbildungsbataillons, Major Robert Schilling, auch Germersheims Bürgermeister Marcus Schaile und den Beigeordneten Norbert König. Zudem waren Vertreter der Stadtratsfraktionen gekommen und Kreisbeigeordneter Benno Heiter. Gesprochen wurde über die nach allgemeiner Einschätzung notwendig gewordene Umbenennung der General-Hans-Graf-von-Sponeck-Kaserne (wir berichteten). Nach dem Vortrag des Militärhistorikers Oberstleutnant Thomas Schmitz, der darlegte, welche Gründe zur Benennung der Kaserne führten und warum der Name nun nicht mehr tragbar sei, entspann sich eine muntere Diskussion unter den Soldaten. – Den Vortrag hielt er dann am Abend noch einmal vor dem Stadtrat, der sich ebenfalls mit der Frage befassen wird. – Zunächst wurden fünf Namensschläge an die Wand projiziert; drei davon sind schon veröffentlicht worden: Südpfalzkaserne, Heinz-Wolfgang-Spranger-Kaserne (er war Ende der 90er Jahre Kommandeur in Germersheim und baute in der Sponeck-Kaserne das Grundlagenausbildungszentrum auf) sowie General-Wolfgang-Born-Kaserne (er stammt aus der Südpfalz und war mit der Umsetzung der jüngsten Bundeswehrreform befasst). Hinzu kamen die Vorschläge „Pfalz-Kaserne“ und „Ritter-von-Schmauß-Kaserne“ (Germersheimer Festungsbaumeister). Letzterem Vorschlag erteilte Major Schilling eine Absage, weil die Festung einst als Bollwerk gegen Frankreich gebaut wurde und die Benennung nach von Schmauß nicht gut fürs deutsch-französische Verhältnis wäre. Den Vorschlägen „Spranger“ und „Born“ wurde keine Chance eingeräumt. Zwar seien lebende Personen als Namensgeber prinzipiell möglich, aber das Ministerium bevorzuge verstorbene Persönlichkeiten. Die Soldaten schlugen vor einen ihrer im Auslandseinsatz gefallenen Kameraden als Namensgeber für die Kaserne heranzuziehen. Schließlich würden in Germersheim alle Soldaten der Luftwaffe für den Auslandseinsatz ausgebildet. Konkrete Vorschläge wurden hierzu aber nicht gemacht. Weitere Vorschläge hatte Schmitz unterbreitet, darunter der ehemalige Bundesverteidigungsminister Georg Leber, Anton Schmidt, ein Soldat, der im Dritten Reich Juden gerettet hat, Wilhelm Probst, Mitglied der Widerstandsbewegung weiße Rose und Jürgen Schumann, der Kapitän der 1977 von Terroristen entführten Lufthansa-Maschine Landshut. Der von den Entführern Ermordete war einer der ersten Starfighter-Piloten der Luftwaffe. Vorgeschlagen hatte Schmitz auch Ludger Hölker. Der junge Pilot schaffte es seine vom Absturz bedrohte Maschine noch so lange in der Luft zu halten, bis er eine Ortschaft hinter sich gelassen hatte. Erst dann betätigte er den Schleudersitz – für ihn zu spät. Er bezahlte seinen Mut mit dem Leben. Dieser Namensvorschlag wurde von den Soldaten im Unterrichtsraum wiederholt für gut befunden. Ansonsten gingen die Meinungen teils gehörig auseinander, ob eine Person oder die Region bei der Kasernentaufe Pate stehen sollte. „Nach der Region zu benennen ist die einfachste aber unschönste Lösung“, sagte einer. Und: Ludger Hölker dagegen „steht für Opferbereitschaft und kucken, was machen die anderen“. Ein Südpfälzer sagte, er fände es gut, wenn die Kaserne den Namen dieser schönen Region tragen würde. Auch ihm stimmten mehreren Soldaten zu. Schmitz fragte: Wie kann man Werte besser vermitteln, mit Personen oder einer Region? Einer entgegnete, dass jungen Menschen die Namen Verstorbener oft nichts sagten und dann die Identifizierung mit den Personen schwer falle. Er ist pro Region. Schilling sagte, dass sich die Debatte nun erst setzen müsse. Es könnten – ohne Zeitdruck – noch Vorschläge gemacht werden, auch seitens der Stadt. In wenigen Wochen werde er dem Generalinspekteur einen konsolidierten Vorschlag unterbreiten. (gs)

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