Kreis Germersheim Brücke steht Autobahn im Weg

Die „Bienwald-Autobahn droht weiter“ – mit dieser Behauptung will der BUND Südpfalz Stimmung gegen die Pläne für eine Brücke über die Bienwald-B-9 an der gefährlichen Kreuzung Langenberg machen. Aber das Gegenteil ist richtig.

Wörth/Hagenbach. Das Gespenst, das Ulrich Mohr, Sprecher des BUND Südpfalz, an die Wand malt, hat einen durchaus realen Hintergrund: Im August 2016 hatte der Landesbetrieb Mobilität angekündigt, die Kreuzungen am Langenberg durch eine Brücke entschärfen zu wollen. Die sollte 36 Meter lang sein, damit unter ihr genug Platz ist, um die Bienwald-B-9 eventuell zur Autobahn ausbauen zu können. Das gestanden die Straßenbauer damals offen ein. Hintergrund dürfte gewesen sein, dass bei Strasbourg mit dem Bau einer Westumgehung begonnen wurde. Entsprechende Pläne waren zwar 2012 von der neuen sozialistischen Regierung in Paris zu den Akten gelegt worden. Denn die Westumgehung war bei Umweltschützern im Elsass auf massiven Protest gestoßen.

Westumgehung Strasbourg soll im zweiten Halbjahr 2021 fertig sein

Auch eine neue Trassenvariante tangierte den Lebensraum des elsässischen Feldhamsters, aber Anfang 2016 erhielt der private Betreiber Vinci den Zuschlag für das 553-Millionen-Euro-Projekt. Die 24 Kilometer lange Trasse ist mittlerweile geschlagen, die Westumgehung soll im zweiten Halbjahr 2021 fertig sein. Ein Umbau der Autobahn bei Strasbourg zu einer Stadttangente soll später folgen.

In der Vergangenheit waren die Pläne im Elsass eng verknüpft mit dem Projekt „Bienwald-Autobahn“. Der Gedanke war, dass nach der Beseitigung der Engpässe bei Strasbourg nur noch die Bienwald-B-9 als Lücke im deutsch-französischen Autobahnnetz bleibt. Dazu soll es sogar eine Vereinbarung zwischen Frankreich und Deutschland geben, die oft als Begründung genannt wurde. Allerdings: Auf eine RHEINPFALZ-Anfrage hin war sie damals in den Archiven nicht zu finden.

Pläne für Bienwald-Autobahn 2012 begraben

Anfänglich hatten die Straßenbauer die nächstliegende Möglichkeit im Blick: Einen Ausbau der Bienwald-B-9. Der scheiterte aber am Widerstand der BI Bienwald, die sich gegen eine Durchschneidung des Bienwalds stemmten. Ihr Argument: Vor allem die Wildkatzen würden gefährdet. Beim damaligen Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) fanden die Ausbau-Gegner ein offenes Ohr. Als Alternative wurde darauf die „Hagenbach-Variante“ knapp an Hagenbach vorbei geplant. Ein Gutachten gab der neuen Variante denkbar knapp den Vorzug: Mögliche Nistplätze für möglicherweise durchziehende Ziegenmelker würden etwas weniger gefährdet. Dann aber bedeutete Anfang August 2012 das – wie sich herausstellen sollte: vorläufige – Aus für die Straßburger Pläne auch das Ende für die Planungen im Bienwald.

Schreckgespenst ist bis 2030 gebannt

Aber auch die Pläne am Wörther Langenberg haben sich wieder geändert: Das Schreckgespenst ist gebannt. Das Land Rheinland-Pfalz plant keine Wiederaufnahme der Pläne für eine Bienwald-Autobahn. Darauf wies der BUND im Januar diesen Jahres selbst hin. Grundlage war ein Brief von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP). Zum einen plane das Land keine Autobahn im Bienwald, versicherte Wissing darin. Ein entsprechendes Vorhaben sei auch nicht in der aktuellen Verkehrswegeplanung des Bundes zu finden, die mittlerweile bis ins Jahr 2030 blickt. Außerdem werde die Brücke am Langenberg laut Wissing mittlerweile deutlich kleiner geplant. Nach einer Prüfung des Vorhabens durch den Rechnungshof wurde die lichte Weite von 34 auf 26 Meter reduziert. Die 26 Meter würden gebraucht, um eine Bundesstraße mit einem Regelquerschnitt von 8 Metern, beiderseitig je 1,5 Meter Banquette, Aus- und Einfädelspuren sowie Entwässerungsgräben und Dienstwegen benötigt.

Angst vor vierspurigem Ausbau „ist unbegründet“

Der Leiter des LBM Speyer, Martin Schafft, bekräftigt dies gegenüber der RHEINPFALZ: „Die jetzt geplante lichte Weite mit 26 m ermöglicht keinen vierspurigen Querschnitt mehr.“ Die von den Gegnern des Projektes vorgebrachte Vorstellung, dass durch Verlegung der Anschlussohren auch hier ein Autobahnquerschnitt hindurch passen würde, stimme nicht. „Dafür müssten die Anschlussohren im Vergleich zur vorliegenden Planung soweit nach Norden beziehungsweise Süden verschoben werden – deutlich über 175 Meter“, so Schafft. Dadurch würden sich die Eingriffe in den Wald im Süden und vor allem im Norden auch in einen landespflegerisch geschützten Lebensraumtyp verschieben. „Allein dieser Eingriff in den Lebensraumtyp bewirkt, dass diese ,Idee’ nicht zu verwirklichen wäre. Die Angst ist also unbegründet.“

Ein Blick in das Regelwerk für den Bau von Autobahnen bestätigt im übrigen, dass die geplante 24-Meter-Brücke am Langenberg einfach zu kurz für eine Autobahn ist: Die Regelbreite einer Autobahn ist 31 Meter, selbst eine nur autobahnähnliche Straße muss 28 Meter breit sein.

Kreisel würde zu Rückstaus auf B 9 führen

Rückstaus auf der Bienwald-B-9 sind der Grund, warum am Langenberg keine Kreisel gebaut werden, was BI Bienwald und BUND wegen des geringeren Flächenverbrauchs bevorzugen würden. „Die Verkehrsmenge auf den einmündenden Kreisstraßen K 15 und K 19 ist deutlich geringer im Vergleich zur Belastung auf der B 9“, so Schafft. „Hinzu kommt, dass durch die versetzte Hauptquerungsachse (morgens von Westen kommend in Richtung Wörth und am Abend umgekehrt) durch die Bevorrechtigung im Kreisel massiv der B 9-Verkehr gebremst würde. Es würde zu Rückstaus kommen.“ Dies widerspreche eindeutig der Netzbedeutung. Aufgrund dessen komme am Langenberg nur eine Lösung mit Brücke in Frage.

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