Kreis Bad Duerkheim „Zur Not sind Dolmetscher vor Ort“

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer kommt heute nach Hochdorf-Assenheim. Bevor sie nach Ludwigshafen zum Bürgerforum weiterfährt, führt die Sozialdemokratin ein Fachgespräch über den Fortbestand der Mundart. Im Interview verrät sie, bei welchen Mundarten ihrer Amtskollegen sie ins Schleudern kommen könnte.

Frau Dreyer, welchen Dialekt-Begriff in Rheinland-Pfalz mögen Sie am Liebsten und warum?

Da fällt mir sofort der Ausdruck „Dunnerkeidel“ (Donnerkeile) ein. Der Pfälzer an sich ist ja eher offen, gesellig und tolerant und nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen – aber wenn es einmal Grund zu schimpfen gibt, geht es sehr direkt und manchmal etwas dickköpfig zu, und dann können – im sprachlichen Sinn – schon mal die Donnerkeile fliegen. Im Trierischen finde ich „Majusebetter“ super. Das ist die Abkürzung für Maria, Joseph und Peter und wird ausgerufen, wenn man über irgendetwas erstaunt oder verwundert ist – oder wenn man ansonsten gerade nicht weiß, was man sagen soll. Ein trierisches Allzweckwort, sozusagen. Sie sind in Neustadt an der Weinstraße aufgewachsen, arbeiten in Mainz in Rheinhessen und haben Ihren privaten Lebensmittelpunkt in Trier an der Mosel – wie bringen Sie die drei „Sprachen“ unter einen Hut? Durch meine Herkunft und meine verschiedenen Wohnorte in Rheinland-Pfalz bin ich mit einigen der verschiedenen Dialekte unseres Landes vertraut. Am tiefsten verinnerlicht habe ich aber sicher das Pfälzische, da ich in der Pfalz meine Kindheit und Jugend verbracht habe. Aber einzelne Wörter und Redewendungen habe ich auch aus dem Trierischen und dem Rheinhessischen übernommen. Welchen Dialekt sprechen Sie privat? In der Regel spreche ich hochdeutsch, wenn ich aber bei meiner Familie in Neustadt bin und mit meiner Mutter oder meiner Schwester spreche, bekommt meine Sprache schnell einen pfälzischen Einschlag. Im Gespräch mit den anderen Ministerpräsidenten, geht’s da immer hochdeutsch zu? Wir sprechen in aller Regel schon hochdeutsch miteinander, aber natürlich hört man trotzdem an der Sprachmelodie oder an einzelnen Worten, dass wir alle aus verschiedenen Regionen Deutschlands kommen. Hand aufs Herz: Welchen Ihrer Amtskollegen verstehen Sie nicht, wenn er/sie in seiner/ihrer „Landessprache“ loslegt? Das ist überhaupt kein Problem, zur Not sind immer Dolmetscher vor Ort (lacht). Nein, Spaß beiseite – dass ich einen oder eine meiner Kollegen und Kolleginnen sprachlich nicht verstehen konnte, das ist mir bislang wirklich noch nicht passiert. Aber vielleicht halten die anderen Ministerpräsidenten mit ihren Mundart-Fähigkeiten auch hinterm Berg. Ein sehr ausgeprägter sächsischer, bayerischer oder schwäbischer Dialekt wäre für mich wahrscheinlich schon sehr schwer zu verstehen. Vor allem das Pfälzische hat unter den Dialekten bei Umfragen ja immer einen schweren Stand. Warum ist der Dialekt trotzdem schön? Das Pfälzische weckt in mir immer Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend in der Pfalz – allein deswegen verbinde ich mit „Pälzisch“ etwas ausgesprochen Schönes. Aber ich finde außerdem, dass das Pfälzische die Fröhlichkeit und die offene und direkte Art der Pfälzer und Pfälzerinnen widerspiegelt – beides ist mir sehr sympathisch. Mal weg vom Pfälzischen. Warum sollten Kinder generell auch Dialekt sprechen? Die verschiedenen Mundarten gehören zum Brauchtum und stehen für die Unterschiedlichkeit und die Identität der unterschiedlichen Regionen in unserem Land. Ein Dialekt ist für viele Menschen der Ausdruck einer besonderen Verbundenheit mit ihrer Region – ich finde, dass das etwas sehr Schönes ist. Worum wird es bei dem Fachgespräch in Hochdorf-Assenheim genau gehen? Die Mitglieder des Kultur- und Heimatkreises „Dannstadter Höhe“ werden mir ihre Arbeit vorstellen. Es geht darum, mit welchen Aktivitäten sie die Mundart lebendig erhalten. Ich bin sehr gespannt darauf, von den Aktiven zu hören, wie sie die pfälzische Mundart pflegen und fördern. Haben Sie Angst, dass Dialekte irgendwann aussterben? Nein, ich glaube, dass dies nicht so schnell passieren wird. Vielerorts im Land setzen sich Menschen bewusst für „ihre“ Mundart ein und organisieren sich zu dem Zweck zum Beispiel in Vereinen, gerade in dem Heimatkreis, den wir besuchen, gibt es beispielhaftes Engagement in diesem Bereich. Durch gemeinsame Aktivitäten, Feste und Veranstaltungen halten die Menschen die Dialekte lebendig. Man kann teilweise beobachten, dass es wieder einen Trend hin zum Dialekt gibt, viele Regionen und Städte machen mit Slogans in Mundart auf sich aufmerksam, man sieht T-Shirts und Werbeplakate mit Dialekt-Sprüchen.

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