Kreis Bad Duerkheim Wolken an Block 9

„Was pusten denn die da drüben in die Luft?“, wird sich dieser Tage wohl manch Altriper gefragt haben, der Blick auf das gegenüberliegende Rheinufer hat: Vor dem Großkraftwerk Mannheim steigen seit Kurzem Wolken in die Luft. Auslöser sind die Nasszellenkühler von Block 9.

Für Ortsbürgermeister Jürgen Jacob sieht die moderne Anlage aus, als stünden zehn große Töpfe am Flussufer. „Als ich den Dampf das erste Mal gesehen habe, dachte ich sofort, denen da drüben ist etwas durchgeknallt.“ Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Im Großkraftwerk kocht nichts hoch, sondern es kühlt etwas runter. Die beruhigende Nachricht lautet außerdem: Auswirkungen auf die Umwelt haben die aufsteigenden Wolken laut Thomas Schmidt nicht. Sie sind nur Wasserdampf. Der Pressesprecher des Großkraftwerks erklärt, dass die Schwaden vor allem an Tagen mit hoher Luftfeuchtigkeit zu sehen seien und bei trockener Luft und hohen Temperaturen verschwinden würden. Die Wasserdampfwolken entstehen in Nasszellenkühlern, die seit Kurzem über die Sommermonate in Betrieb sind. Sie senken die Temperatur des Wassers, das im neuen Block 9 des Großkraftwerks gebraucht wird, um die Kondensatoren zu kühlen, bevor es wieder in den Rhein zurückgeleitet wird. „Das ist eine Gewässerschutzmaßnahme“, sagt Schmidt. Der Fluss solle sich „nicht nennenswert“ erwärmen. 165 Meter lang, 19 Meter hoch und 24 Meter breit ist die Nasszellenkühler-Anlage. Wer von Altrip aus über den Rhein blickt, erkennt sie an den zehn parallelen „Zellen“ – Jacobs Töpfen –, die wie Miniaturkühltürme nebeneinander am Ufer stehen. In der Anlage wird das Wasser in sogenannten Sprühebenen verteilt und fällt in Auffangbecken. Gleichzeitig wird von außen Luft angesaugt und in die Anlage eingeleitet. Durch diese Vorgänge entsteht Verdunstungskälte, die das Wasser abkühlt. Schalldämpfer verringern laut Schmidt die Lärmemissionen. Die Anlage sei ausschließlich in den Sommermonaten in Betrieb. Und so sehen die Altriper derzeit Wasserdampfschwaden über den Rhein schweben. „Vor allem die Frühaufsteher“, sagt Jacob. Wer gegen sechs, sieben Uhr aufsteht, joggen geht oder den Hund ausführt, kann den Nebel bewundern – und mit Fantasie dabei ein bisschen Edgar-Wallace-Grusel genießen.

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