Kreis Bad Duerkheim Mit französischem Charme

Freinsheim. Das Lampenfieber, das sie vor rund 40 Jahren quälte, wenn sie vor einer Gruppe stand, ist längst weg. Heute führt Frederique Lamur souverän an die 120 Gästegruppen pro Jahr durch die Gegend. Vorrangig durch Freinsheim. Aber auch in Bad Dürkheim, auf der Limburg, der Hardenburg und der Weinstraße ist die Gästebetreuerin aktiv.

Im Mai hatte die 64-Jährige den Staffelstab als Vertreterin der Gästeführer im erweiterten Vorstand des Verkehrsvereins an Nicole Ton weitergegeben. Viele Jahre lang war sie die Ansprechpartnerin des Verkehrsvereins, wenn es um Beschwerden oder Anregungen und neue Ideen ging, die es zu verwirklichen galt. Als Gästeführerin macht die Wahl-Freinsheimerin aber weiter und weiter und weiter. „So lange ich laufen kann, werde ich Führungen machen“, bestätigt die erfahrende Unterhalterin, die mit charmantem französischem Akzent die Geschichte altehrwürdiger Baudenkmäler, historischer Plätze und Kirchen lebendig werden lässt. Reingeschlittert sei sie in ihre Tätigkeit. Anfang der 70er Jahre kam die Französin der Liebe wegen nach Deutschland. Sie brach ihr Sprachstudium in Frankreich ab, heiratete und fasste in Freinsheim Fuß. Bald darauf fanden die ersten Begegnungen mit der Partnerstadt Marcigny statt. Da galt es, einen Rundgang entlang der Stadtmauer ins Französische zu übersetzen. Lamur half aus und der Kontakt zu den Gästeführerinnen war entstanden. Da es seinerzeit an orts- und geschichtskundigen Guides mangelte, wurde sie angeheuert. Lampenfieber, Bauchgrummeln, Unsicherheit – wer je eine Führung der souveränen und engagierten Lamur mitgemacht hat, verbindet diese Begriffe längst nicht mehr mit ihr und ihrem Programm. Dennoch: „Das Sprechen vor Gruppen war ich nicht gewöhnt“, blickt Lamur zurück. Mit Elan und Esprit brilliert sie heute im Kostüm als Frau des Baumeisters. Dann erzählt sie mit Herzblut, wie im 14. Jahrhundert gebaut, gemessen und gerechnet wurde. Dabei bringt sie Menschen zum Lachen und sucht ständig den Augenkontakt. „Meistens bricht das Eis nach zehn Minuten“, sagt sie, wenn eine Gruppe mal sehr distanziert ist und wie eine Wand vor ihr steht. Generell findet sie, dass ältere Teilnehmer eher ruhiger und verhaltener zuhören. Menschen in der Lebensmitte seien eher lebhaft und häufig sehr anspruchsvoll, wollten Hintergrundgeschichten und suchen auch mal die Diskussion. Dann gibt es viele Fragen. „Wenn es möglich ist, ändere ich spontan das Konzept und gehe dann zu dem Zeitpunkt auf alle Fragen ein.“ Für historische Personen und Orte hatte sie immer schon ausgeprägtes Interesse. „Früher allerdings eher für Ludwig XIV. oder Napoleon oder Bauten wie das Versailler Schloss“, sagt sie. Die komplexen Zusammenhänge der deutschen Vielstaaten-Politik seien anfangs schwer zu verstehen gewesen. Viel gebracht hat der Mutter dreier Söhne eine überregionale Schulung für Gästeführer im Kreis Bad Dürkheim. Geschichtliche Kenntnisse weit über die Region hinaus, aber auch Architektur, Baustile, Landeskunde, Geologie standen auf dem Lehrplan. Ergänzt natürlich durch gezieltes Kommunikationstraining mit Methodik- und Rhetorik-Fokus. Die Schulung im Jahr 2001 gab neue Impulse und erweiterte ihren Wirkungskreis. Seitdem gehören auch Stadtführungen in Bad Dürkheim, zu Limburg und Hardenburg zu ihrem Repertoire ebenso wie Busfahrten entlang der Weinstraße bis Weißenburg. „Aber Busfahrten sind nicht mein Schwerpunkt“, sagt sie. „Ich habe die Gruppe lieber vor mir, um mich herum, statt distanziert am Mikrofon zu stehen.“ Ihr Lieblingsprogramm ist die „Stadtführung mit Geschichte und Geschichten“, da ist sie in ihrem Element und erzählt Anekdoten von anno dazumal. Als Vertreterin der Gästeführer im Verkehrsverein hatte sie 2008 die Idee umgesetzt, die Kostümführungen zu konzipieren, bei denen historische Figuren aus ihrem Leben im Mittelalter berichten. „Den Motor gestartet habe zwar ich – aber Gas gegeben haben alle Gästebetreuer zusammen.“ Dass die verschiedenen Programme – vom Stadtmauerrundgang, über internationale Führungen oder „uff Pälzisch“, mit thematischen Schwerpunkten – auf einer Webseite präsentiert werden, geht auch auf ihre Unterstützung zurück. Ebenso hat die überzeugte Netzwerkerin initiiert, dass sich die Freinsheimer Gästebetreuerinnen dem Verband der Gästeführer Deutschlands anschließen.

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