Kreis Bad Duerkheim „Letzte Männerdomäne“

Zu ihrem 30-jährigen Bestehen schenken sich die Biker vom Freinsheimer MC Truppe am Wochenende eine Sommerparty. Gefeiert wird stilecht mit hartem Rock. Ganz so wild wie in der Anfangszeit sind die 16 „Jungs“ aber nicht mehr. Ein Gespräch mit Vorstand Thomas „Jackson“ Rückerl über Feiern, Frauen und Familie.

Zum 30. Truppe-„Geburtstag“ veranstalten Sie eine große Sommerparty. Gefeiert wird mit ordentlich Rock und Heavy Metal ...

Genau. Mit vier Live-Bands. „Extasy“ am Samstag sind ein echter Kracher. Sehr sehenswert, mit Feuerwerk auf der Bühne. Am Freitag spielt eine Newcomerband: Cherry on Cream. Denen wollen wir eine große Bühne bieten. Dann versuchen wir den Platz mit dem Lokalmatador Softeggs vollzukriegen. Ich denke, die sind ein Garant für viele Besucher. Übrigens: Die Softeggs haben mal bei uns angefangen – für 50 Euro Benzingeld. Es muss schon Rock sein, mit Schlager à la Helene Fischer wäre es nicht gegangen? Das ist nicht so üblich. Biker feiern nicht zu Helene Fischer. Die Vereinshymne ist entsprechend auch von einer Hardrock-Band. „My oh my“ von Slade ... Genau, die haben wir immer Arm in Arm gesungen. Jetzt brandaktuell haben wir eine eigene Hymne vom Dürkheimer Rockmusiker Andreas Schmitt geschrieben bekommen. Bei dem war ich vor einem Vierteljahr und habe ihn um ein Lied gebeten. Die Idee fand er gut, dann haben wir zusammengesessen und Textbausteine aneinandergereiht, daraus hat er ein klasse Lied gemacht. Am Freitag wird es das erste Mal gespielt. Leider nicht live. Es heißt „Truppe für immer, für immer Truppe“. Darin heißt es: „Vergiss nie, woher du kommst, vergiss nie, was wichtig ist.“ Zum harten Rock gibt es auch Striptease. Genau, sowohl für die Männer- als auch für die Damenwelt. Wir haben auch einen männlichen Stripper. Auf einem Gruppenbild der Truppe sieht man keine einzige Frau, warum nicht? Es gibt keine Frauen in der Truppe. Das steht auch in unserer Satzung: ein Mitglied muss männlich sein, einen Motorradführerschein haben und Besitzer eines Motorrads sein. Warum wollen Sie keine Frauen? (überlegt) Puh, Männerdomäne. Vielleicht die letzte Männerdomäne (lacht). Müssen Sie sich Bikerklischees anhören? Ständig ..., ach nein, das ist eigentlich falsch. Mittlerweile haben wir einen festen Stand im Ort. Vereinzelt wird man mal verglichen mit den ganz großen Motorradclubs. Aber das was wir hier machen, hat damit gar nix zu tun. Wir spielen im Vergleich zu denen Kreisliga. Sie unterstützen in Freinsheim oft und gern den guten Zweck, wie passt das zum Bikerimage? Das ist gewachsen. Früher waren wir sicher die, die zu laut waren. Wir sind aufgefallen durch laute Feste und das Knattern der Mopeds. Aber mit den Jahren sind wir reifer geworden. Und es war uns schon immer wichtig, unsere kleine Stadt Freinsheim zu unterstützen. Statt harter Töne fällt in der Jubiläumsbroschüre öfter mal das Wort „Familie“. Früher hat man sich im Schlamm gesuhlt und heute trifft man sich am Samstagnachmittag zum Grillen, fährt mit dem Motorrad noch mal aus und dann springen die Kinder rum. Können Sie ein paar Wendepunkte in der MC-Geschichte aufzählen? In den frühen Jahren waren wir ein loser Haufen. Dann haben wir uns einen Aufnäher für den Arm gemacht. Das nennt sich Armpatch. Das waren die Anfänge. Wir hatten ein Symbol und haben so unsere Gruppenzugehörigkeit ausgedrückt. Der nächste Schritt war das große Rückenabzeichen. Ein Einschnitt war der Diebstahl der Kasse durch den Kassenwart 2003. Daraus hat sich aber etwas Besonderes entwickelt. Es gab eine große Sympathie im Ort. Es gab Gratis-Brötchen vom Bäcker, Wein vom Winzer. Desweiteren sind fünf Ehemalige wieder zum Club zurückgekommen. Von da an ging es steil bergauf, wir haben Veranstaltungen wieder größer aufgezogen. Der nächste große Meilenstein war dann, das Clubhaus 2006 auszubauen und zu eröffnen. Wenn Sie frühere Feste mit der Party am Wochenende vergleichen, hat sich die Feierkultur in den letzten 30 Jahren verändert? Die erste Party war im Dürkheimer Bruch. Wir haben schnell ein Zelt zusammengeschustert. Wir hatten null Erfahrung. Mittlerweile haben wir ein eigenes Zelt und Ausstattung. Die Feierkultur als solches ist aber so wie immer: Die Leute kommen, feiern, trinken, gehen irgendwann in ihr Zelt, schlafen. Und morgens kommen sie raus und verlangen nach Kaffee.

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