Kreis Bad Duerkheim Freiwillig erst seit 1970

Auf ihre 140 Jahre lange Geschichte hat die Freiwillige Feuerwehr am Wochenende bei einem Tag der offenen Tür zurückgeblickt. Wehrführer Udo Gumsheimer erinnerte an die Eckpunkte der Historie. Verbandsbürgermeister Jürgen Oberholz übergab zwei neue Fahrzeuge (wir berichteten gestern).

Gumsheimer blickte zurück auf das Gründungsjahr der Weisenheimer Wehr: 1876. Damals regierte Kaiser Wilhelm I. das Deutsche Reich, die Pfalz gehörte zu Bayern. Der von der Landwirtschaft geprägte Ort hatte rund 2100 Einwohner. Erst 1912 bekam der Ort eine Wasserleitung, vorher musste auch das Löschwasser aus Brunnen gepumpt werden. Da viele Häuser aus Holz gebaut waren und mit offenem Feuer beheizt wurden, war eine schlagkräftige und einsatzstarke Feuerwehr überlebenswichtig. Gründungskommandant war 1876 wahrscheinlich Fritz Kraus. Ganz „freiwillig“ war der Dienst, der auch sonntagmorgens um 6 Uhr Übungen vorsah, damals nicht. Die Männer wurden entsprechend der Jahrgänge zum Dienst verpflichtet. Nach den Weltkriegen wurde 1946 mit Helmut Weber ein neuer Kommandant gefunden, der mit weiteren Mitstreitern ein Kommando gegründet. Schon damals zeichnete Kameradschaft und Zusammenhalt die Feuerwehr aus. 1954 wurde mit dem Bau des alten Teils des heutigen Feuerwehrhauses begonnen. Ab 1970 war die Feuerwehr wirklich eine „freiwillige“, niemand wurde mehr zum Dienst gezwungen. 1990 wurde die Jugendfeuerwehr gegründet, die heute aus 15 Jugendlichen besteht. Viele der gut 50 aktiven Feuerwehrleute von heute haben in der Jugendfeuerwehr Erfahrungen gesammelt. 1991 wurde die erste Frau offiziell in die Feuerwehr aufgenommen. Technisch gesehen habe die Feuerwehr von heute mit der von 1876 nichts mehr gemeinsam, so Gumsheimer. Wie zum Beweis wurden zwei neue Fahrzeuge, ein mittleres Löschfahrzeug und ein Mannschaftstransportfahrzeug, in Dienst gestellt. Für den Pritschenwagen hat der Förderverein einen Zuschuss von 15.000 Euro bereitgestellt. Die Schlüssel für diese Fahrzeuge überreichte Jürgen Oberholz als Verbandsbürgermeister und oberster Dienstherr für die Feuerwehren. Über 1,2 Millionen Euro habe die VG 2016 ausgegeben für neue Fahrzeuge und ein neues Feuerwehrhaus in Kallstadt. Er sprach sich für die Erhaltung der drei Stützpunkte aus mit den Schwerpunkten Weisenheim am Berg für Waldschutz, Freinsheim für Brandschutz und Weisenheim am Sand für Ölabwehr und Brandschutz. Oberholz kritisierte, dass der neu in Dienst gestellte Mannschaftstransportwagen (MTW) nur einen Wassertank für 1000 Liter hat. Das Fahrzeug, das dafür aus Altersgründen (Baujahr 1982) außer Dienst gestellt wurde, hatte einen Tank für 2500 Liter Wasser. 1000 Liter sind laut Oberholz viel zu wenig, wenn die Wehr zu einem Brand außerhalb geschlossener Ortschaften gerufen wird. Die Entscheidung, wie groß der Tank sein darf, trifft das Land. Die Orte seien in Brandklassen eingeteilt. Weisenheim sei in der Gruppe B 2, und da reichen nach Ansicht des Landes 1000 Liter Löschwasser. Freinsheim hingegen sei (bei fast gleicher Einwohnerzahl) in der Klasse B 3 und habe ein Fahrzeug mit größerem Wassertank. Hätte man für Weisenheim einen größeren Tank bestellt, wäre der Zuschuss des Landes entfallen. Dafür hat Oberholz kein Verständnis. Sowohl Oberholz als auch Kai Bühler als Wehrleiter der Verbandsgemeinde mahnten die Feuerwehrleute: „Passt gut auf die neuen Fahrzeuge auf – und kommt immer gesund mit den Fahrzeugen zurück.“ Bürgermeister Heinz-Werner Süss dankte Gumsheimer für die gute Führung und Zusammenarbeit. „Die Gemeinde ist stolz auf ihre Feuerwehr“, sagte er. Für Weinprinzessin Saskia I. ist die Feuerwehr, ähnlich wie die Polizei, der Freund und Helfer in der Not. Während Michael Pirrman die Grüße des Heimat- und Museumsvereins in gereimter Form überbrachte, wurde es unruhig in der Halle. Einige Piepser gaben gegen 15 Uhr Alarm. Die Wehrleute aus Freinsheim und Dackenheim stürmten aus der Halle. Gemeldet wurde eine im Auto eingeklemmte, hilflose Person auf dem Parkplatz des Golfgartens Dackenheim. Wie sich herausstellte, hatte eine Frau gesundheitliche Beschwerden, wurde aber noch vor dem Eintreffen der Wehr von Passanten durch Einwerfen der Scheibe befreit, wie der Pressesprecher der Wehr gestern ergänzte. |igf

x